BriMel unterwegs
Böhler Grundschüler erkunden den Niederwiesenweiher

Die Grundschulkinder machen eine Naturexkursion mit Lehrer und Guide | Foto: Brigitte Melder
90Bilder
  • Die Grundschulkinder machen eine Naturexkursion mit Lehrer und Guide
  • Foto: Brigitte Melder
  • hochgeladen von Brigitte Melder

Böhl-Iggelheim. Am 12. Mai hatten die Grundschüler*innen der Johannes-Fink-Grundschule mit ihrem Lehrer Frank Lowinsky etwas ganz Besonderes vor, nämlich einen Ausflug in die Natur an den beliebten Niederwiesenweiher, der in den 70er Jahren angelegt worden war. Um 9.00 Uhr standen 15 aufgeregte Kinder (drei fielen krankheitsbedingt aus) zum Abmarsch bereit, flankiert von ihrem Lehrer und dem naturverbundenen Kurt Przybylowicz (BUND) als fachkundige Begleitung. Die Kinder waren zwischen 6-7 Jahre alt und besuchen die 1b der Grundschule. Und da der Scout an diesem Tag nicht nur seinen Geburtstag, sondern auch seinen Hochzeitstag feierte gab es zu Beginn gleich mal vom Kinderchor ein „Happy Birthday“-Ständchen. Aber zum Feiern war ja noch der Abend da, denn an diesem Vormittag galt seine ganze Aufmerksamkeit den Kindern, denen er etwas über die Natur, den Lauten der Vögel und alles was da kreucht und fleucht näherbringen wollte. So sollten die Kinder möglich still sein, damit man auch das Vogelgezwitscher hören konnte.

Nach nur ein paar Metern hörte man bereits die Nachtigall, die auch in der Nacht singt. Wissenswert war, dass das Nachtigallmännchen normalerweise bis Mai singt, nur die „Singlevögel“, die bei der Paarung leer ausgegangen sind, singen dann noch länger ins Jahr hinein. Auf der Liegewiese des Badeweihers sind auch ein paar Mülleimer verteilt und zerpflückt. Auch hierfür hatte Kurt Przybylowicz eine Erklärung. Da die Tiere hierdrin natürlich Fressen vermuten, picken sie die Beutel auf und zerfleddern sie und der Fuchs tut sein Übriges dazu. Während der Ausführungen flog eine Ringeltaube über die Gruppe mehrmals hinweg, denn sie baut gerade ein Nest und braucht Material, das sie in abgeknickten trockenen Ästen findet. Der Beginn des Nestes ist bereits zu sehen und die Lage hervorragend mit Blick auf den See. Er erklärte, dass es hier viele Grau- und Nilgänse gebe. Die 1/3 größere Frau ist nur für die Brut zuständig und der kleinere, aber hübschere Mann kümmert sich um das Futter. Stark bedroht sind die Feldlerche und das Feldhuhn, der Kiebitz, Rauch- und Mehlschwalben.

Die Kinder waren durchweg gut ausgerüstet und hatten Lupen und Ferngläser dabei und hoben diese eifrig, um selbst Vögel zu entdecken. Auf einer Stange saß ganz entspannt ein wunderschöner Distelfink, „mit dem es Gott gut gemeint hat als er ihn schuf, denn auf ihn hatte er alle Farben, die er noch übrig hatte, verteilt“ sagt ein Sprichwort. Hinter dem Niederwiesenweiher gibt es einen kleinen Überlauf, in dem Wasser in ein Bächlein fließt. Die Kinder entdeckten kleine Fische darin. Am Rande des Weihers sichteten sie einen Flusskrebs. Weiter ging es des Weges zum Schilfrohr; hier baut der Schilfrohrsänger sein Nest in Form eines Körbchens, das zwischen den Rohrhalmen sitzt. Die Kinder fragten wissbegierig, was denn da so in Spinnenweben eingefangen sei. Das sind die Gespinnstmotten, also eine Raupenansammlung, die alles wegfrisst und einhüllt, was dann hinterher unschön aussieht. Auch ein Pfaffenhütchen war darunter, das normalerweise giftig ist, den Raupen jedoch nichts ausmacht.

Das Blesshuhn baut sein Nest im Wasser. Wenn die Küken schlüpfen sind sie schwarz und rot und können sofort losschwimmen. Am Schilf sind einige Stängel abgebrochen, das macht aber nichts, denn in diesem Hohlraum finden auch Bienen ihr Zuhause. Der Holunderbusch hat seine ersten Blüten, aus denen dann zuerst rote und dann schwarze Beeren werden. Als Kurt Przybylowicz sein Spektiv aufbaute, konnten die Kinder Kormorane entdecken.

Zwei Frauen mit ihren vier angeleinten Hunden, unter ihnen ein tschechoslowakischer Wolfshund, trafen auf unsere Gruppe. Klar, dass die Kinder diesen und die Border Collies streicheln wollten und wir mehrere Minuten nicht weiterkamen. Auf der Landzunge sollte dann an Tisch und Bänken das mitgebrachte Frühstück verzehrt werden können. Aber vorher bestaunten sie noch den brütenden Haubentaucher, der auf dem Nest im Wasser saß und sich selbst von den lauten Kindern nicht stören ließ. Auf dem „Frühstückstisch“ entdeckte ein Mädchen einen Schlüssel, den ich im Fundbüro abgeben werde, falls ihn jemand vermisst.

An einem Mülleimer entdeckten wir hinterlassenen Müll von der letzten Party hier. Grillschalen, die wohl nicht in den Eimer passten, haben die Menschen dann einfach daneben auf den Boden gelegt. Wir haben es dann trotzdem geschafft, wenigstens die Hälfte hineinzupressen. So lernen schon die Kleinen, dass der Müll nur an einen Platz darf, nämlich in den Mülleimer und sonst nirgendwo anders. Dies ist ein Landschaftsschutzgebiet und Grillen ohne Erlaubnis eh nicht gestattet.

Und während wir auf dem Rastplätzchen weilten, entdeckten wir im Niederwiesenweiher noch eine seltene Spezies, einen einsamen Schwimmer, der sich ins noch eiskalte Wasser wagte. Herr Lowinsky erzählte, dass er eine gemischte Ganztagsschulklasse unterrichte; in der Gruppe heute waren fünf Ganztagskinder und die anderen 10 Halbtagskinder. Diese Naturwanderung findet normalerweise ein bis zweimal im Jahr statt, aber durch Corona war dies die erste Möglichkeit, um wieder unterwegs zu sein. Das Fach läuft unter „Sachunterricht“. Witzig war, dass die Kinder wegen seines schwer auszusprechenden Nachnamens einfach „Herr Kurt“ zu ihm sagten. Dieser hatte wieder sein Spektiv aufgebaut, das die Kinder sehr interessant fanden und jeder einmal durchschauen wollte, was man denn da so alles sieht. Auch wenn der Andrang groß war hat es das Spektiv überlebt.

Nach dem Picknick ging es weiter an einer Benjeshecke vorbei, einer künstlich geschaffenen Hecke aus Gehölz, das die Vögel zum Nestbau brauchen. Durch auf den Boden gelangten Vogelkot wachsen erneut Pflanzen. Auch Totholz schafft Lebensraum!
Der kleine Henry fand mitten auf dem Weg einen Maikäfer und war mächtig stolz auf seine Entdeckung. Als ich ihn dafür lobte wetteiferten die Kinder mit jedem einzelnen Fund. So kam Julian auf mich zugerannt und sagte, er habe eine Fliege entdeckt, die Saltos schlagen kann. Ich bestaunte diese Fliege, die just in diesem Moment keinen Salto schlug, aber wie ein Frosch hüpfte. Eine Bachstelze saß auf der Beregnungsanlage und flog erst weg als das Wasser plötzlich kam. Über uns am Himmel zog ein Bussard seine Bahnen.

Am Waldrand angekommen erklärte uns unser Guide, dass es im Wald andere Gesänge gebe. So habe das kleine Rotkehlchen einen wunderbaren Gesang. An einem Nistkasten wurde erklärt, dass er sie früher betreut hat, heute nicht mehr. Es könne aber durchaus sein, dass da auch Fledermäuse ihr Zuhause hätten. „Finger über den Mund, leise sein“, Kurt hört eine Dorngrasmücke. Wir kamen an einen See, der heute keiner mehr ist, dem Ungeheuersee, mitten im Wald und mittlerweile total zugewachsen mit Büschen und Bäumen. Der Waldläufer-Singvogel saß ziemlich hoch oben im Baum. An einem Birkenstamm wuchsen viele Pilze, das entweder Schwammpilze oder Zunderpilze waren. Dadurch, dass man nicht an sie dran kam zum Anfassen konnte man es nicht genau sagen.
Auf dem Rückweg erzählte mir der lebhafte Julian, dass er später einmal Tierforscher werden will, denn er liebe alle Tiere und töte sie nicht. Er ist ein ganz aufgewecktes Kerlchen und wollte mir auch noch unbedingt den toten Fisch im Wasser zeigen, ein Spiegelkarpfen, wie Kurt Przybylowicz erklärte. Mittlerweile war es 12.00 Uhr und nach einem Eis am Stiel, das der Lehrer für alle spendierte, wurden die Kinder nach und nach wieder abgeholt. Was für ein toller Vormittag, den auch ich in der Natur genoss!!!

Falls Sie Fragen zu bestimmten Vögeln haben oder ein aus dem Nest gefallenes Küken finden nehmen Sie gerne Kontakt zu Kurt Przybylowicz auf: 0157/86184241

Lokales
Was weißt du noch von 2024? Teste dein Wissen im Quiz mit zwölf Fragen über die Ereignisse des Jahres in der Pfalz – von den größten Highlights bis zu den kleinen, aber spannenden Überraschungen. | Foto: Erstellt von OpenAI’s DALL·E/Katharina Wirth

Weißt du noch, was 2024 alles passiert ist? Mach das Wochenblatt-Quiz!

Quiz.  Das Jahr 2024 hatte es in sich – auch in unserer Region. Große Ereignisse, kleine Kuriositäten und so manche Überraschung: Aber wie viel davon ist wirklich in deinem Gedächtnis hängen geblieben? Mit unserem Quiz kannst du dein Wissen testen – oder zumindest mit einem Augenzwinkern herausfinden, ob du das Jahr vielleicht komplett verschlafen hast. Von den spannendsten Faschingsumzügen über politische Schlagzeilen bis hin zu sportlichen Highlights: In 12 Fragen nehmen wir dich mit auf eine...

Lokales
so kurios, lustig und bizarr war 2024  | Foto: Heike Schwitalla

Lachen, Staunen, Kopfschütteln: der kuriose Jahresrückblick auf 2024

Jahresrückblick 2024. Manchmal ist das Leben absurder, als es jede Satire sein könnte, lustiger als jede Komödie. Während große Schlagzeilen oft die ernsten Momente des Jahres einfangen, gibt es dazwischen immer wieder die kuriosen, witzigen und völlig unerwarteten, skurrilen und überdrehten Geschichten, die uns zum Lachen oder Staunen bringen. Ob rebellische Tiere, skurrile Zwischenfälle oder geniale Missgeschicke – 2024 hatte alles zu bieten. In diesem Rückblick werfen wir einen humorvollen...

Ratgeber
Jahresrückblick 2024: Emotion pur bei den FCK-Fans, die das Pokalfinale in Berlin unvergesslich gemacht haben | Foto: Harald Brunn
5 Bilder

Jahresrückblick: So ereignisreich und turbulent war das Jahr 2024

Jahresrückblick. Wenn sich das laufende Jahr dem Ende nähert, dann blicken wir gerne zurück auf das, was war. Persönlich, politisch, regional, global: Was hat uns im Jahr 2024 Freude gemacht, bewegt, schockiert? Welche Fotos bleiben uns im Gedächtnis, welche Aktionen und Momente waren auch für die Menschen in der Region rund um die Pfalz, Mannheim und Karlsruhe in diesem Jahr prägend? Blicken Sie mit uns zurück auf die letzten Monate: Januar 2024: Rückblick Januar 2024: Bauernproteste, extremes...

Autor:

Brigitte Melder aus Böhl-Iggelheim

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

61 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Ausgehen & GenießenAnzeige
Ein echter Familienbetrieb: Im pfälzischen Weingut Mohr-Gutting in Duttweiler bei Neustadt an der Weinstraße gibt es einen sanften Generationenwechsel im Einklang mit Natur und Mensch | Foto: Bioweingut Mohr-Gutting/frei
3 Bilder

"Ökoweinbau ist eine Grundeinstellung - im wahrsten Sinne des Wortes"

Duttweiler. Seit 70 Jahren liegt das Bio-Weingut Mohr-Gutting im malerischen Duttweiler (Neustadt an der Weinstraße). Mit einem sanften Generationenwechsel geht das Familienunternehmen einen wichtigen Schritt in die Zukunft. Die langjährige Tradition des Weinguts wird dabei harmonisch mit innovativen Ideen verbunden. Sanfter Übergang im Einklang mit der Natur Franz Mohr gründete das Weingut 1954, seine Tochter Regina war nicht nur Pfälzische Weinprinzessin, sondern auch die erste...

LokalesAnzeige
Pilzwiderstandsfähige Rebsorten benötigen deutlich weniger Pflanzenschutzmittel und passen sich besser an die veränderten Klimabedingungen an. | Foto: Mohr-Gutting
5 Bilder

Pfälzer Weinbau im Klimawandel - Zukunftsweine

Umgang Weinbau Klimawandel. Laut Studien wird der Klimawandel im Vergleich zum deutschen Mittel in Rheinland-Pfalz besonders stark zu spüren sein. Ein Los mit dem wir uns hier anfreunden müssen, schließlich wird die Pfalz nicht ohne Grund Toskana Deutschlands genannt. Gerade im Weinbau kann dies aber auch positive Auswirkungen haben, sofern die Landwirtschaft mit dem Klima an einem Strang zieht. Bereits heute können in unseren Graden Rebsorten angepflanzt werden, die hier in der Vergangenheit...

Online-Prospekte aus Haßloch und Umgebung



add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.