BriMel unterwegs
Seniorenzentrum mit musikalischem Vormittag
Böhl-Iggelheim. Für den Morgen des 3. August wurde ich ins Seniorenzentrum Böhl-Iggelheim eingeladen, um ein paar Eindrücke des dortigen musikalischen Events wiederzugeben, was mir eine Freude war. Vor dem Seniorenheim suchte ich vergeblich nach dem Tourbus des angekündigten Landespolizeiorchesters Rheinland-Pfalz, denn es waren tatsächlich nur zwei Musiker im PKW gekommen. Im Nachhinein betrachtet hätte die Anzahl eines großen Orchesters auch diese Location im schattigen Garten gesprengt.
Den Kontakt hatte Frau Morcinczyk von der Sozialen Betreuung des Seniorenzentrums hergestellt und es war eine Premiere der besonderen Klasse. Ich unterhielt mich vor dem Konzert mit den beiden musizierenden Polizisten des Landespolizeiorchesters Rheinland-Pfalz aus Mainz, Herrn Bernd Schneider mit Fagott und Roland Dreher mit Klarinette. Sie seien die beiden verbliebenen Musiker, der Rest sei bereits in Urlaub und sie würden nach dem Konzert dem Beispiel folgen. Seit der Pandemie gab es das Orchester in der gewohnten Größe nicht mehr und deshalb haben sie es beibehalten in kleiner Besetzung die Menschen zu unterhalten. Sie wollen Musik aus drei Jahrhunderten von Bach bis Schlager spielen. Sie haben vor zwei Jahren gemeinsam angefangen und ein schönes Programm zusammengestellt, das von einem Kollegen für sie arrangiert wurde. Die beiden Musiker sitzen auch im Orchester nebeneinander. Seit Beginn der Pandemie gibt es sage und schreibe 1.500 Duo-Konzerte aus den Reihen des Orchesters.
Frau Waldschmitt ist Ehrenamtlichenkoordinatorin und arbeitet seit Mai als Angestellte im Bereich Koordination und Öffentlichkeitsarbeit; solch eine gute Fee gibt es nur in Rheinland-Pfalz. Es wuselten etliche Helferinnen und Helfer durch den Gartenbereich, sei es um gehbehinderten Personen zu helfen oder bei der Hitze Wasser auszuschenken. Die erste Kiste war bald geleert und eine zweite musste her. Zum Glück warf der große Baum Schatten und unter dem großen Pavillon, unter dem die meisten Gäste saßen, war auch ein schattiges Plätzchen.
Den Anfang des ca. 50-minütigen Konzertes machte die Ouvertüre „Carmen“ von George Bizet, das von Bernd Schneider eingeleitet wurde mit den Worten „Es ist ganz schön mutig, mit zwei Instrumenten ein Orchester zu ersetzen“. Wohl wahr, aber man hat es echt nicht vermisst, so hervorragende Musiker wie die beiden waren. Auch die Instrumente wurden beschrieben, dass sie aus edlem tropischem Holz seien, das für einen tollen Klang sorge. Bei der folgenden Arie „stritten“ sich die beiden um die Melodie und es ging immer hin und her. In einer Oper gehe es immer entweder um „Liebe“ oder „Mord und Totschlag“. Sie hätten sich für die Liebe aus der „Zauberflöte“ entschieden. Papageno und „Der Vogelfänger bin ich ja“ verursachten bei mir einen Ohrwurm, den ich die nächsten Stunden nicht los wurde.
Nachdem sich das Pärchen gefunden hatte gingen sie auf Hochzeitsreise und auch hier ging es auf der „Reise“ weiter nach Irland, wo die heimliche Nationalhymne „Oh Danny Boy“ gespielt wurde und zwar so schön, dass man Gänsehaut bekam. Bei „The wild rover“ sollten alle mitklatschen, denn nur zu gut kannte man das Lied in der deutschen Fassung „An der Nordseeküste“ klatsch-klatsch-klatsch-klatsch. Klezmner-Musik ist Musik aus dem Jüdischen und das typische Musikinstrument hierbei ist die Klarinette, mit der der Hochzeitstanz „Elisabeth-Serenade“ gespielt wurde.
Das Programm sollte möglichst bunt sein und so haben sie ein kleines Blümchen aus Frankreich mitgebracht namens „Petit Fleur“. Nächstes musikalisches Land war Bella Italia. 1943 hatte der Komponist Gerd Winkler die „Capri-Fischer“ zu einem Ohrwurm gemacht. Mancher Zuschauer summte bei dieser eingängigen Melodie den Refrain „Bella Bella Bella Marie“ begeistert mit. Wahrscheinlich erinnerte sich der ein oder andere an einen wunderschönen Urlaub in den 60er Jahren. Aus den 50er Jahren hatten die beiden Musiker dann noch von Conny Froboess „zwei kleine Italiener“ in petto. Und weil wir ja gerade in der Hitze schmoren gab es zur Abkühlung den „Schneewalzer“ zum Mitsingen und Mitschunkeln. Nach Ankündigung, das sei das letzte Stück „Radetzkymarsch“, den jedes Orchester auf seiner Setliste haben muss, ließ man die beiden sympathischen Musiker aber noch nicht gehen. Es musste eine Zugabe her mit „Daisy“, einem Charleston. Bernd Schneider bedankte sich beim Publikum und freute sich, dass sie kommen und spielen durften und somit die Menschen ein bisschen auf andere Gedanken kommen. (mel)
Autor:Brigitte Melder aus Böhl-Iggelheim |
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