BriMel trifft
Sympathische Künstlerin Birgit Löwer
Böhl-Iggelheim. Am 24.03.2023 besuchte ich die Böhl-Iggelheimer Künstlerin Birgit Löwer zu einem kleinen Interview, um mehr über sie zu erfahren.
??? Bist Du gebürtige Iggelheimerin?
Löwer: Eine „waschechte“ Hausgeburt mit Hebamme, geboren am Faschingssonntag 1961.
??? Wie hast Du Dich in der Pandemie beschäftigt? Warst Du sehr kreativ gewesen? Ausstellungen gab es da ja nicht.
Löwer: Ich habe in der Zeit Workshops unter Corona-Auflagen wahrgenommen, Online-Fortbildungen besucht, zum Beispiel „Storytelling im Social Web“ oder „Bloggen über Kunst und Kultur“ über das Kulturbüro Rheinland-Pfalz. Also mir war nicht langweilig, ich habe die Zeit gut genutzt.
??? Deine Kunst besteht daraus, Bronze-Plastiken zu entwerfen. Entstehen die Ideen in schlaflosen Nächten oder findest Du die Inspirationen in der Natur?
Löwer: Weder noch, meine Ideen sind eher Resonanz dessen, was ich im Alltäglichen wahrnehme und beobachte, häufig im Zusammenspiel gesellschaftlicher Entwicklungen. Dabei bilde ich das Wahrgenommene nicht eins zu eins ab: Mein Gestaltungsansatz lenkt das Augenmerk auf den Ausdruck innerer Bewegtheit, auf Emotionen, Befindlichkeiten, quasi Seelenzustände. Als Reflexionen von Wirklichkeit könnte man es auch beschreiben. Die menschliche Gestalt, mein zentrales Thema, steht immer im Mittelpunkt.
??? Sind Deine Plastiken alle aus Bronze oder welche Materialien verarbeitest Du noch? Für die Büsten zum Beispiel nimmst du was?
Löwer: An den Materialien lassen sich gut meine Schaffensphasen abbilden: Seit dem Beginn meines Kunstschaffens im Jahr 2006 gestaltete ich mit Worten und den Werkmaterialien Draht, Holz, Ton, Stahl, Gips, Ytong und Beton verschiedene Skulpturen bevor ich im Jahr 2012 auf Einladung des Frankenthaler Bildhauers Erich Sauer zur Sommerakademie in Ascholding mit dem Werkmaterial Wachs und dem Bronzeguss in Berührung kam. Seitdem dominieren Wachs und die Bronzen.
??? Seit wann bist Du als Künstlerin tätig und hast Du evtl. noch einen anderen Beruf, so dass es nur ein Hobby von Dir ist?
Löwer: Ich bin als Autodidaktin unterwegs, keine „gelernte“ Künstlerin, also ohne Kunststudium. Meinen Lebensunterhalt bestreite ich als kommunale Gleichstellungsbeauftragte. In dieser Tätigkeit habe ich 1997 im Zuge der Organisation einer Ausstellung zum Thema „Gewalt gegen Frauen hat viele Gesichter – Gewalt gegen Frauen zerstört auch Männer“ unter anderem die Künstler Horst Rettig und Eckhard Schembs aus Worms kennen und schätzen gelernt. Sie haben meine Begeisterung für Skulptur und Plastik entfacht. „Sichtbar“ geworden bin ich dann erstmals über die Teilnahme an einem Bildhauersymposium 2011 in Worms. Erste Ausstellungsaktivitäten schlossen sich 2014 an.
??? Woher hast Du die Kenntnisse und Technik erworben? Gibt es vielleicht ein Vorbild?
Löwer: Durch meine Leidenschaft für Skulpturen und Plastiken spüre ich immer wieder bildhauerisch tätige Künstlerinnen und Künstler auf und besuche deren Seminare und Workshops. Zuletzt war ich in der Akademie Schloss Rotenfels bei einem Workshop von Alexandra Becker, einer plastisch arbeitenden Künstlerin aus Karlsruhe. So erarbeite ich mir unterschiedliche Techniken und setze sie für mich, innerhalb meines Themas, um.
Inspiriert haben mich, um nur einige zu nennen, Bildhauerinnen wie Germaine Richier, Jaqueline Diffring oder auch Stella Hamberg. Sie und andere, sind wegbegleitende Impulsgeberinnen.
??? Wie viele Ausstellungen mit Deiner Beteiligung hattest du bisher? Kriegst Du die noch zusammen oder überschaubar?
Löwer: Die Ausstellungen begannen nach dem Bildhauersymposium 2011. Seitdem gab es ca. 19 Ausstellungsbeteiligungen sowie eine Einzelausstellung in der Stadtbibliothek in Landau.
??? Man kommt viel herum, wenn man ausstellt. Wohin führte Dich die weiteste Reise?
Löwer: Im Jahre 2017 nach Mainz ins damalige Ministerium für Familie, Frauen, Jugend, Integration und Verbraucherschutz. Ich stelle gerne mit anderen Künstlerinnen und Künstlern aus, oftmals aus dem Genre der Malerei. Mich fasziniert diese Symbiose von Malerei und Plastik.
??? Was steht alles in 2023 für Dich an?
Löwer: Gerade habe ich eine bildhauerisch schaffende Künstlerin, Renée Reichenbach entdeckt und mich für einen Workshop im Kunstzentrum Bosener Mühle im Saarland angemeldet. Über keramische Körper, aufeinandergesetzte, unterschiedliche Quaderformen, entstehen hohe schlanke Skulpturen im Sinne von Säulen. In ihren Proportionen verweisen sie auf die menschliche Figur. Das wird spannend!
Und dann werde ich zur Sommerakademie ins bayrische Ascholding in die Gießerei Kirchner & Schnappinger fahren, wo ich seit 2012 immer wieder bin. Außerdem laufen Bewerbungen für Ausstellungen, die ich noch abwarte.
??? Was würde Dich denn einmal reizen zu tun? Hast Du es schon mal mit Malerei probiert?
Löwer: Eine Großplastik aus Bronze würde ich gerne machen. Viel früher habe ich versucht zu aquarellieren, das hat mich jedoch nicht so begeistert. Nur mit dem Pinsel etwas aufs Papier zu bringen ist nichts für mich, ich brauche beide Hände, um zu formen und zu gestalten. Ich muss als haptischer Typ meine Arbeiten fühlen und nachspüren können, und das geht für mich nur in der Dreidimensionalität und eher nicht über das Bild, das mir wenig Volumen und wenig Struktur bietet.
??? Wie lange brauchst Du in etwa bis eine Skulptur fix und fertig ist?
Löwer: Das ist sehr unterschiedlich, aber auf jeden Fall keine Woche. Von der Idee, über den Aufbau, das Formen, Gießen, Ziselieren und Patinieren vergehen Monate. Ich mache ja keine Skizzen von meinen Werken, meine Skizze ist im Kopf. Für meine neueste Figur, für die ich 2022 ein Grundgerüst gebaut habe, habe ich den Aufbau mit ganz vielen geschweißten Kupferstäben gemacht und das alleine brauchte seine Zeit. Das kann ich zwar aufmalen, ändere aber etliche Male die Konstruktion, bis sie meiner Vorstellung, dessen, was ich ausdrücken möchte, entspricht. So hat die Entstehung eines Werkes immer etwas Prozesshaftes, das keiner Zeitvorgabe unterliegt. Auch gebe ich meinen Werken im Voraus keine Titel, nur für mich persönlich. Und da ist diese neueste Figur „Amazone“, aber jeder, der davor steht, sieht etwas anderes und das ist gut so.
Vielen lieben Dank für das wundervolle Gespräch. Und falls Sie noch mehr über die Künstlerin erfahren wollen schauen Sie unter der Web-Seite www.birgit-loewer-kunst.de nach (mel)
Autor:Brigitte Melder aus Böhl-Iggelheim |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.