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VHS-Vortrag zum Thema Arthrose der Hüfte und des Kniegelenkes

Links Prof. Dr. Stöve und daneben Oberarzt Dr. Rose | Foto: Brigitte Melder
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Böhl-Iggelheim. Für den 13. März konnte man sich durch die Volkshochschule Rhein-Pfalz-Kreis zu dem Vortrag von Professor Dr. med. Johannes Stöve, Chefarzt der Orthopädischen und Unfallchirurgischen Klinik im St. Marienkrankenhaus, Ludwigshafen, anmelden. Er war hier schon häufiger Gast, wenn es um das Thema Chirurgie und Orthopädie ging. Der Saal in der Peter-Gärtner-Realschule in Iggelheim war mit über 20 Zuhörern sehr gut besucht. Man merkte, dass hier Bedarf bestand, Näheres über diese Volkskrankheit zu erfahren.

Professor Stöve kam erst später hinzu, da er noch anderweitig einen Vortrag halten musste. Den Großteil der Veranstaltung übernahm Oberarzt Dr. med. Jens Rose, ebenfalls vom St. Marienkrankenhaus. Frau Petra Baum, örtliche Leiterin der VHS, stellte den Gastredner vor und wünschte einen informativen Abend.

Das Bewegungssegment nennt man weißes Gold, in diesem Falle den Knorpel- Mit den Jahren wird er nicht mehr generiert, sondern degeneriert. Der Knorpel ist der Stoßdämpfer im Gelenk. Rose zeigt ein Beispiel eines heruntergelaufenen Kniegelenkes. Die Ursachen einer Arthrose seien auf Alter, Fehlhaltungen, Entzündungen, Verletzungen, Knorpelschwäche und Übergewicht zurückzuführen. Die Entwicklung zu einer Arthrose kann mit Knorpelabrieb, Verformung, Fehlstellung, Entzündung der Gelenkinnenhaut, Gelenkblockaden, Rötung, Überwärmung, Schwellung und Ergussbildung zusammenhängen. Das Alter sei schon ein Grund für Arthrose. Es wurde noch nicht herausgefunden, was den Knorpelschwund aufhält. Eine große Gefahr sei auch das Übergewicht, das die Knochen halten müssen. Es sei ein Teufelskreis und führe zum Degradieren des Gewebes. Viele Patienten warten zu lange, so dass die Knochen dann bereits total futsch sind. Die Symptome für eine Arthrose seien, wenn man morgens nach dem Aufstehen erstmal in den Knien steif sei und sich warm laufen müsse. In der kälteren Jahreszeit habe man mehr Schwierigkeiten als im Sommer. Laufen auf unebenem Untergrund mögen Arthroskopiepatienten gar nicht. Aber, was viele nicht wissen, Kniebeschwerden können auch vom Hüftgelenk her kommen. Er rate zu fließenden Bewegungen wie Schwimmen, Rad fahren oder auf ebener Erde laufen.

Man kann Röntgen oder ein MRT machen, um entzündliche Gelenkerkrankungen zu erkennen. Der Vorteil vom MRT sei, dass man hier rheumatologische Ursachen mit erfassen kann. Hat man eine Arthrose verliert man an Lebensqualität, die man den Patienten gerne wiedergeben möchte.
Während der Veranstaltung werden Publikumsfragen von dem Oberarzt sofort beantwortet. Es gäbe verschiedene gute Implantate, da spiele das Alter keine Rolle. Frauen haben hormonell bedingt schlechtere Knochen als Männer. In der Chirurgie mache man immer digitale Planungen, aber die Wirklichkeit sieht dann doch anders aus. Das Krankenhaus muss mehrere Modelle im Regal stehen haben, weil man nicht für jedes Gelenk gleich eine komplette Prothese braucht. Man ist nicht reglementiert; im Vordergrund steht die Medizin, da können sie einbauen was sie wollen. Man habe die Freiheit selbst zu entscheiden, was passt. Eine Hüftoperation dauert im Schnitt 1 Stunde, kann aber im Problemfall bis zu 3 Stunden dauern.
Ziele der Therapie seien Schmerzreduktion bevor das Knie einsteift, Funktionsverbesserung und Vermeidung sekundärer Schäden; zum Knorpelaufbau habe man bisher noch nichts erfunden. In diversen Zeitungen würden etliche Mittelchen angepriesen, aber ob die 100 % bei jedem wirken? Bei dem einen hilft‘s, beim anderen nicht. Eine konservative Behandlungsmöglichkeit sei physikalische Therapie mit Krankengymnastik. Mit den OPs an Knie und Hüftgelenk seien bis zu 87 % zufrieden, man wolle aber als Ziel 100 % erreichen.

Als technische Hilfsmittel könne man Schuhzurichtungen mit weichen Absätzen (Pufferabsätze) Schuhranderhöhung und Entlastung durch Gehstütze heranziehen, aber auch Kniegelenkbandagen, Mieder bei Hüftarthrose und Spritzen seien von Vorteil. Diverse Medikamente wurden erklärt, aber auch zu Vorsicht geraten wegen Nebenwirkungen. So sei Cortison zwar wirksam, habe aber auch Nebenwirkungen, also keine Dauerlösung und nur für den Moment ratsam. Hyaluronsäure sei entzündungshemmend, muss man aber im Gegensatz zu Cortison selbst bezahlen. Nimmt man zu viele Schmerzmittel gibt es das Risiko von Magen- und Darmschädigung, Herzrisiko und Nierenschäden, also nur schubweise nehmen.

Allgemein akzeptierte Maßnahmen seien die Gewichtsreduktion, OP bei Fehlstellung, Meniskusschaden, Hilfsmittel, Patientenschulung und Medikamente. Eine Prävention sei bislang nicht möglich, aber ein Fortschreiten kann verlangsamt werden. Es gibt lediglich die Möglichkeit der Verpflanzung von Knorpelzellen bei einem Unfall. Ein Meniskusriss tritt häufiger bei Männern als bei Frauen auf. Dieser Riss sei unproblematisch und kann per Arthroskopie genäht werden. Eine Fehlstellung der Hüfte kann man durch Schrauben in die richtige Richtung lenken. Die Trainingsprinzipien seien lang und langsam, viel bewegen und kontrolliert belasten. Vermeidung von Belastung mit hohen Druckspitzen, wiederkehrende hohe Belastungen, unkontrollierte Bewegungen, Scher- und Drehkräfte und verletzungsanfälliger Sport. Muskulatur muss aufgebaut werden! Entscheidend ist das richtige Maß: Intensität, Dauer, Häufigkeit und Pause. Wenn diese Maßnahmen nicht mehr greifen, also Nachtschmerzen auftreten, regelmäßig Schmerzmittel genommen werden müssen, die Lebensqualität leidet und der Knochen blank gelaufen ist, kann auch eine Teilprothese eingesetzt werden. Sind alle Teile betroffen, hilft nur ein künstliches Gelenk. Man habe 1200 mal im Jahr Endoprothesen im Orthopädie-Zentrum Rhein-Neckar eingesetzt.

Nach diesen umfangreichen interessanten Ausführungen durch Oberarzt Dr. Rose kam auch der inzwischen eingetroffene Professor Dr. Stöve zu Wort und stand den Zuhörern Rede und Antwort. Bei Knie- und Hüftproblemen empfiehlt er keine Kontaktsportarten wie Fußball, Basketball, Volleyball, Squash und Tennis. Aber man solle sich nicht unterfordern, sondern ausprobieren, wie es für einen selber noch machbar ist. Persönlicher Rat: Wenn man am nächsten Tag Schmerzen spürt, hat man zu viel gemacht, also wieder etwas kürzer treten.

Jeder der Anwesenden konnte etwas für sich mitnehmen, zwar kein neues Knie und keine neue Hüfte, aber ganz viele Informationen darüber. (mel)

Autor:

Brigitte Melder aus Böhl-Iggelheim

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