Jahrelang Archive durchforstet – Alois Müller verfasst 100-Jahre-Chronik für SV Martinshöhe

Er ist quasi das Archiv des SV Martinshöhe: Alois Müller hat eine Chronik über die 100-jährige Vereinsgeschichte verfasst. Das war nicht seine erste Jubiläumsschrift über den Verein | Foto: Cynthia Schröer
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  • Er ist quasi das Archiv des SV Martinshöhe: Alois Müller hat eine Chronik über die 100-jährige Vereinsgeschichte verfasst. Das war nicht seine erste Jubiläumsschrift über den Verein
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Martinshöhe. „100 Jahre SV Martinshöhe 1923-2023“ lautet der Titel einer Chronik, die Alois Müller komplett allein für "seinen" Verein zusammengestellt hat. Doch wie kommt man an Infomaterial aus Zeiten, in denen man selbst noch gar nicht geboren war? Dabei hat Müller nicht nur seine Sammlerleidenschaft geholfen, er hat auch in Archiven gewühlt, öffentliche Aufrufe gestartet und viele Personen angesprochen. Ein paar gewonnene Meisterschaften in der Chronik haben für ihn eine ganz persönliche Bedeutung, auch wenn er nicht bei allen selbst auf dem Platz stand. Dass auf dem Cover seines Werkes ein Spiel von zwei fremden Mannschaften zu sehen ist, hat ebenfalls einen bedeutsamen Hintergrund.

Von Cynthia Schröer 
Schon seit vielen Jahren sammelt er Bildmaterial und andere Unterlagen wie Zeitungsartikel über den SV Martinshöhe, erzählt Müller. Der gebürtige Martinshöher zeigt auf eine Regalwand in seinem Büro. Rund 100 Ordner stehen darin. In jedem einzelnen befindet sich Infomaterial über den Fußballverein. "Der Ordner geht am weitesten zurück", sagt Müller und zieht einen grünen Hefter mit der Aufschrift "B-Klasse Kaiserslautern - Gruppe Bruch - Saison 1952/53 Meister" heraus. Wenn Müller über den SV Martinshöhe spricht, ist seine tiefe Verbundenheit mit dem Verein spürbar. Schließlich hat der 76-Jährige schon 1960 als Zwölfjähriger dort gekickt, war Schriftführer und macht schon seit mehr als 30 Jahren freiwillig die Pressearbeit.

Rund 100 Ordner mit Infomaterial über den SV Martinshöhe hat Alois Müller in seinem persönlichen Archiv. Am weitesten zurück reicht ein Hefter über die Saison 1952/53 | Foto: Cynthia Schröer
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Seit rund 15 Jahren ist er Ehrenmitglied und fertigt bei jedem Heimspiel ein kleines Faltheftchen mit aktuellen Spielberichten und Ergebnisstatistiken an. Müller hat bereits die Festschriften zum 90- und 75-jährigen Bestehen des 1923 gegründeten Vereins allein verfasst; bei der Schrift zum 80. Geburtstag des Vereins hat er geholfen. So war er geradezu prädestiniert dafür, die 100-jährige Chronik anzufertigen. "Die Bilder dafür stammen aus meiner persönlichen Sammlung und durch einen Aufruf im Amtsblatt. Außerdem habe ich einige Personen wie frühere Fußballkameraden gefragt, ob sie noch Unterlagen haben. Dann habe ich das Stadtarchiv Zweibrücken durchforstet. Darunter auch die Ausgaben der Tageszeitungen "Die Rheinpfalz" und Pfälzischer Merkur", erzählt Müller. Auch der Verein "Pfälzische Sportgeschichte" in Kaiserslautern war einer seiner Ansprechpartner.
Sechs Monate lang hat er alle Informationen in seinem Werk zusammengefasst. Dabei kamen viele Erinnerungen hoch und auch die Höhepunkte seiner eigenen Fußballer-Laufbahn, war er doch von 1966 bis 1984 selbst aktiver Spieler in allen Mannschaften, bis 2000 noch in der AH.

Die Chronik zu verfassen war für den 76-Jährigen auch eine Reise in die eigene Vergangenheit. Schließlich ist er selbst auch auf einigen Mannschaftsfotos zu sehen | Foto: Cynthia Schröer
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Sein erster persönlicher Höhepunkt in 100 Jahren Vereinsgeschichte? "Die Meisterschaft 1970/71", sagt er ohne zu zögern. Schließlich ist er selbst einer der Spieler auf dem Mannschaftsfoto dazu. Auch an den Meistertitel in der folgenden Saison erinnert er sich ganz genau: "Da waren vier Mannschaften punktgleich: Wir, die VB Zweibrücken, der SV Ixheim und der SV Erlenbrunn", sagt er, ohne dabei irgendwo nachschauen zu müssen. "Wir waren alle ganz junge Spieler, alle von der Martinshöhe", schwelgt er in Erinnerungen. "Gleich zwei Meisterschaften hintereinander zu gewinnen, das war grandios." Das schaffte der SVM erst wieder in den Jahren 1995 bis 1997. "Wir sind erst von der Kreisliga in die A-Klasse und dann in die Bezirksliga aufgestiegen. Ebenfalls besondere Jahre für Müller, auch wenn er bei diesen Siegen schon nicht mehr selbst auf dem Platz stand.  Auch die Meisterschaft in der Bezirksliga 1979/80 ist ihm noch gut im Gedächtnis. "Wir sind von der Bezirksliga direkt in die Verbandsliga aufgestiegen, weil es zu dieser Zeit noch keine Landesliga gab."

Bei zwei Meisterschaften hintereinander war Alois Müller selbst als Spieler beteiligt | Foto: Cynthia Schröer
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Sein Werk umfasst Grußworte, die Entwicklung insbesondere der Fußballabteilung mit zahlreichen Mannschaftsfotos. Auch die Abteilungen Gymnastik, „Fit mit Finnja“, Yoga, Aerobic, Kinderturnen, Tennis und Radsport finden sich wieder. Sogar die Fußballtrainer über all die Jahre hinweg sind aufgelistet. "Da finden sich richtige Berühmtheiten: zwei ehemalige Bundesligaspieler", sagt Müller stolz. Otto Geisert hat die Martinshöher von 1976 bis 1979 trainiert. Er stand unter anderem beim Karlsruher SC und beim 1. FC Kaiserslautern unter Vertrag. 1981 bis 1984 war Willi Ertz, auch Torwart bei Borussia Neunkirchen, Trainer beim SVM.

4.500 ist Rekord-Anzahl an Zuschauern

Die Chronik beim Jubiläumsschriften-Wettbewerb des Sportbundes Pfalz den dritten Platz belegt. "Bildhaft präsentiert der Verein den Umbau des Sportheims sowie die baulichen Veränderungen der Sportanlage“, lobt der Sportbund die Schrift. Die Jubiläumsausgabe hat 120 Seiten und ist im DIN A4-Format mit einem Softcover-Umschlag erschienen. Auf dem Cover ist allerdings kein Spiel des SVM zu sehen. Das zeigt das Entscheidungsspiel um die Meisterschaft der Bezirksliga zwischen dem SV 53 Rodalben und dem SV Spesbach auf dem Fußballplatz in Martinshöhe. Rund 4.500 Zuschauer kamen damals aufs SVM-Gelände. "Mehr kamen bis heute nie zu uns", erklärt Müller seine Auswahl des Titelbildes.
Bereits rund 400 Exemplare der Chronik sind verkauft oder wurden Gratulanten, Gästen und Sponsoren zur Verfügung gestellt. Zum 1923 gegründeten SV Martinshöhe gibt es nun sechs Festschriften, jeweils ein Rückblick auf 50, 60, 75, 80, 90 und 100 Jahre.

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Autor:

Cynthia Schröer aus Landstuhl

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