Christian Müller aus Miesau
„Man muss inzwischen umdenken“ - Klimawandel in der Landwirtschaft
Von Tim Altschuck
Bruchmühlbach-Miesau.Weite Felder, tellergroße Blütenköpfe mit leuchtend-gelben Blütenblättern – solche Sonnenblumenfelder sind bei uns in der Region eher unüblich. Bei Miesau und Vogelbach hat Landwirt Christian Müller einige angebaut. Das ist hier in der Region ungewöhnlich, doch gerade das wärmere Klima begünstigt deren Wachstum. Im Gespräch mit dem Wochenblatt Landstuhl hat Müller erklärt, wie der Klimawandel auch seinem Berufsstand zu schaffen macht.
Auf zwölf Hektar Land hat Christian Müller seine Sonnenblumen angebaut. Vor einigen Jahren waren Sonnenblumenfelder in unserer Region eher unüblich, 2022 sieht man sie häufiger. „Vor vielen, vielen Jahren gab es im Zweibrücker Raum einige Felder, dann aber fast gar nicht mehr“, erzählt Müller. Ein Grund dafür, dass die Sonnenblume bei uns eher selten angebaut wird, hat mit der weiteren Bearbeitung und dem daraus entstehenden Mehraufwand zu tun: „Sonnenblumen werden bei uns nicht so trocken wie Getreide. Das bedeutet, dass die Kerne im Anschluss an die Ernte nachgetrocknet werden müssen, damit man sie einlagern kann“, erklärt der Landwirt.
Viele Kulturen, weite Fruchtfolge
Auch in der Technik ist eine Nachrüstung von Nöten: „Mähdrescher müssen modifiziert werden und man braucht ja auch einen Ort zum Trocknen“, sagt Müller. Besonders wichtig aber: Auch die Fruchtfolge muss eingehalten werden. Das heißt mindestens fünf Jahre Anbaupause. Christian Müller baut insgesamt acht verschiedene Kulturen an: Gerste, Roggen, Weizen, Erbsen, Hafer, Körnermais, Raps und eben Sonnenblumen. Durch viele Kulturen könne eine relativ weite Fruchtfolge eingehalten werden. Das hat nicht nur mit den Nährstoffen im Boden zu tun. So könne auch der Krankheitsdruck vermindert werden. „Außerdem will ich so wenig Pflanzenschutz einsetzen wie nur möglich“, betont er.
Christian Müller zeigt eines seiner Sonnenblumenfelder direkt am Ortsrand von Miesau. Deutlich zu erkennen: Die Hitze und Trockenheit der vergangenen Tage und Wochen haben den Pflanzen ganz schön zugesetzt. „Es ist ja nicht nur das fehlende Wasser: Die hohe Sonneneinstrahlung und Temperatur schaden genauso. Vor ein paar Tagen sahen sie noch nicht so mitgenommen aus“, sagt er.
Klimawandel lässt Landwirte umdenken
„Man muss inzwischen umdenken“, betont der Landwirt. Das fange schon bei der Bodenbearbeitung an: Nach der Mahd lasse er die Hecksel gerne liegen, um die Verdunstung aus dem Boden zu verhindern. Auch versuche er, schon im Frühjahr langsam zu machen und wassersparend zu arbeiten. „Es gibt Kulturen, die bei wenig Bodenbearbeitung oder Direktsaat mit wenig Wasser klarkommen“, erläutert Müller. Aber: „Irgendwo gibt es auch Grenzen.“
Was geschieht mit den Sonnenblumen?
Man könne die gedroschenen Kerne nicht ewig herumliegen lassen, weshalb eine schnelle Weiterverarbeitung wichtig sei. Nach der Trocknung folge eine Reinigung von Staub, Stängeln und allem, was sich bei der Mahd so ansammele. Gerade beim Dreschen ging aber auch viel Ernte verloren, bis zu zwei Prozent.
„Ich habe vor vier Jahren mit den Sonnenblumen angefangen und auch Lehrgeld bezahlt“, erzählt Christian Müller. „Aber inzwischen klappt alles relativ gut. Wir haben schwarze Sonnenblumenkerne zur Ölproduktion und schwarz-weiße, die rein für Vogelfutter sind“, fährt er fort. Selbst presse er aber kein Öl. Der Faktor „Zeit“ sei zu groß. Allerdings habe er den Vorteil, dass ihn die komplette Eigenmechanisierung unabhängiger und flexibel mache. Man müsse aktuell viel ausprobieren: „Es zahlt sich aus“, findet Christian Müller.
Gut für Insekten
Übrigens sind Müllers Raps- und Sonnenblumenfelder ein reich-gedecktes Buffet für Insekten. Im Feld surren immer noch Bienen und Hummeln herum und suchen Blütenstaub. „Ich habe zwei Imker, die ihre Bienenstöcke rund um meine Felder stellen. Sie waren wieder zufrieden“, sagt er.
Autor:Tim Altschuck aus Kaiserslautern |
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