Spektakuläres Wandererlebnis: Schaidter Westwallweg

Foto: markus Pacher
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Whttps://www.wochenblatt-reporter.de/woerth-am-rhein/c-ausgehen-geniessen/der-westwall-und-seine-bauwerke-in-der-pfalz-und-baden_a294393estwall in der Pfalz und Baden

Wandertipp.Unheimliche Relikte von Befestigungsanlagen mit Bunkerruinen, alte Schützenstände, wassergefüllte Panzergräben und Höckerlinien aus Beton. Lebensräume für Fledermäuse, Wildkatzen und Eidechsen. Und eine urwaldähnliche Vegetation mit uralten Baumbeständen: Es ist die Mischung aus unmittelbar greifbarer Geschichte und sich selbst überlassener Natur, die den Westwall-Weg bei Schaidt so einzigartig macht.

Von Markus Pacher

Wer sich am Wochenende nach einem entspannten, mit keinerlei körperlichen Anstrengungen verbundenen hochkarätigen Wandererlebnis sehnt, ist hier genau richtig. Und wer sich doch ein wenig fordern möchte, kann sich für die längere Variante entscheiden. Zur Auswahl stehen zwei Rundkurse: Einer über 9,5 Kilometer, der andere über 15,5 Kilometer. Beide verlaufen völlig flach über gut beschilderte und mit zahlreichen Infotafeln versehene Wege.

Größtes Bauwerk der Nazis

Der legendäre Westwall, das größte Bauwerk der Nazis: Eine 630 Kilometer lange, von Basel bis Kleve am Niederrhein verlaufene Befestigungslinie, die noch heute ihre Spuren im Landschaftsbild hinterlässt, wenngleich als Ruine, von der Natur zurückerobert, verwunschen und mystisch. 9 Kilometer von 630, die es in sich haben. Die Geschichte und die Natur begegnen uns auf Schritt und Tritt. Angefangen vom Startpunkt am Sportzentrum Schaidt. Dort befindet sich auch gleich eine Übersichtstafel des Westwall-Wegs. Natürlich versehen mit einem QR-Code für jene Wanderer, die die Tour nebst den zahlreichen Informationen auch gleichzeitig „digital“ mitverfolgen möchten.

Turkos ruhen im Bienwald

Vom Sportplatz führt der Weg über die Waldstraße in Richtung Schaidt, wo am Sportheim der Weg links abbiegt. Nun verlassen wir den Ort und folgen dem Feldweg. Bald darauf erreichen wir links einen Hügel, der die Reste des ehemaligen B-Werks „Kiefernwald“ beherbergt. Weiter geht es an einem mit Wasser gefüllten Panzergraben vorbei. Über den Mundatweg, der die frühere Grenze zwischen dem Kloster Weißenburg und dem Bistum Speyer bildete, gelangen wir zu den „Turkogräbern“ und stoßen auf Spuren der früheren Holzkohlemeiler. Bei den Turkos handelte es sich um Angehörige von Kolonialtruppen aus Nordafrika, die von den Franzosen im Deutsch-Französischen Krieg 1870/71 erstmals eingesetzt wurden. Fünf Turko-Soldaten erlagen in den ersten Kriegswochen in Schaidt ihren schweren Verletzungen und fanden im Bienwald ihre letzte Ruhe.

Urige Pfade durch unberührte Natur

Nun folgen wir weiter dem Mundatweg und passieren die Reste eines Bunkers. Kurz nach dem Bunker geht es rechts auf den Pfad und am Mundatgraben entlang. Wir passieren die Trichter des Westwall-Minengürtels und folgen weiter dem Fahrweg. Es geht über einen Asphaltweg auf den Heilbachpfad. Über den urigen Pfad gelangen wir zum Jakobshäuschen. Ab hier verläuft der Weg in einer von der forstwirtschaftlichen Nutzung ausgenommenen Naturwaldfläche. Der Wald und die Natur bleiben sich selbst überlassen. Tiere und Pflanzen können sich hier ungestört entwickeln.

Von Förstern, Wilderern und Auswanderern 

Wir folgen der Markierung bis zur Bismarckeiche. Dahinter verbirgt sich eine spannende Geschichte, die sich im 19. Jahrhundert zugetragen haben soll. Demnach wurde der damalige Förster Johann Alwens von Wilderern überfallen, die ihm androhten, ihn am Baum aufzuhängen. Glücklicherweise blieb es bei der Drohung und der Förster kam mit dem Schreck davon. Als Dank für sein Überleben schnitt er ein weißes Kreuz in die Rinde ein. Sein Nachfolger errichtete aus dem Stamm der Eiche das „Weiße Kreuz“.

Eiche beherbergt ein Kunstwerk

Weiter geht’s von dort nach rechts in die Schlagallee, entlang der ehemaligen Hauptkampflinie. Eine kleine Schleife führt zu einem Ein-Mann-Bunker. Danach geht es wieder auf dem Hauptweg weiter, vorbei an einem weiteren Ein-Mann-Bunker bis zur Bildeiche. Auch dazu gibt es eine schöne Geschichte: Anfang des 19. Jahrhunderts schnitzte ein Auswanderer aus Schaidt als Bitte um Schutz für eine glückliche Überfahrt nach Amerika eine Pietà. Dieses Bild fand seinen Platz in der besagten Bildeiche, ein vom Zahn der Zeit ausgehöhlter Baum, in der es über 150 Jahre lang stand. Nach dem Zerfall des Baumes wurde 1975 ein Eichenstamm mit Nische als neuer Wohnsitz für das kleine Kunstwerk aufgestellt.
Entlang der Straße folgen wir zum Abschluss unserer spannenden Exkursion der Markierung bis zum Sportgelände.

Einkehr

Empfohlen sei ein Abstecher zum Waldgasthof "Bienwaldmühle“.

Bienwaldmühle 3, 76779 Scheibenhardt
Telefon: 06340 276
Reservierungen über www.bienwaldmuehle.de
Öffnungszeiten: Mittwoch bis Freitag: 11.30 bis 14.30 Uhr und ab 17.00 Uhr; Samstag, Sonn- und Feiertag: 11.30 Uhr bis 14.30 Uhr und ab 17.00 Uhr (Für größere Feierlichkeiten nachmittags auf Anfrage auch länger geöffnet); Ruhetag: Montag und Dienstag
Unsere Küchenzeiten: Mittwoch bis Samstag: 11.30 bis 14 Uhr und 17 bis 21 Uhr; Sonn- und Feiertag: 11.30 bis 14 Uhr und 17 bis 20 Uhr

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Autor:

Markus Pacher aus Neustadt/Weinstraße

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