Jüdisches Leben im Wasgau
Die letzten Wasgaujuden

Horst Traubt restauriert Grabsteine auf dem jüdischen Friedhof in Busenberg | Foto: Otmar Weber
  • Horst Traubt restauriert Grabsteine auf dem jüdischen Friedhof in Busenberg
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Jüdisches Leben. Im Wasgau gab es vier jüdische Gemeinden. Otmar Weber und der Arbeitskreis „Juden im Wasgau“ erforschen diesen Teil der Geschichte. Ein Film dokumentiert die Erinnerung an die „letzten Wasgaujuden“.

Sie haben nicht geglaubt, dass das so für sie kommt, erinnert sich Wally Müller an die Jahre nach der Machtergreifung Hitlers. Es kam langsam und allmählich, erinnert sich die alte Frau aus Busenberg, deren Eltern mit den Eltern des Holocaustüberlebenden Claude Lewy befreundet waren. Der jüdische Textilhändler aus Landau kam nicht mehr und nach und nach verschwanden die Juden aus dem Wasgau. Diese Erinnerungen sind in dem Film aus dem Jahr 2015 „Die letzten Wasgaujuden – Der jüdische Friedhof Busenberg“ des Filmemacher Peter Blystone aus Los Angeles festgehalten, dessen Mutter aus Busenberg stammt.

Vier jüdische Gemeinden im Wasgau

In Busenberg, Dahn, Erlenbach und Vorderweidenthal gab es jüdische Gemeinden, so Otmar Weber vom Arbeitskreis „Juden im Wasgau“. Der ehemalige Gymnasiallehrer und Historiker erforscht seit gut 40 Jahren das jüdische Leben im Wasgau. Vor allem zu Beginn seiner Forschungen wurden ihm viele Steine in den Weg gelegt. Keiner wollte an dem Thema rühren. Der Einblick in die Akten wurde ihm verwehrt. Er wurde wegen seiner Veröffentlichungen von Neonazis bedroht und wurde zeitweise sogar unter Polizeischutz gestellt.
Seit dem 15. und 16. Jahrhundert wurden die Juden aus den Städten vertrieben und siedelten sich auch in den Dörfern im Wasgau an. Vor allem Busenberg hatte eine große jüdische Gemeinde. Im Jahr 1836 lebten 140 Menschen jüdischer Abstammung in dem Ort, so Weber, das war ein Drittel der Bevölkerung. Die meiste Juden waren Vieh- oder Textilhändler, einige wenige auch Kleinbauern. Das hatte historische Gründe, da ihnen seit dem Mittelalter andere Berufe verboten waren. Auch der Vater des 1930 geborenen Claude Lewy, Leo Lewy, war Viehhändler. „Ich würde auch nach Reichenbach ins Sägewerk gehen“, hatte er zu den Eltern von Wally Müller gesagt. Nach der Pogromnacht zogen die Lewys zunächst nach Schifferstadt, die Großmutter Rosa Lewy ging in die Vereinigten Staaten, Claude wurde nach Wissembourg zu einem Großonkel gebracht. Im Krieg versteckte er sich in Limoges. Im April 2020 starb er in Paris. Er war der letzte Jude aus Busenberg.

250 Jahre jüdisches Leben im Wasgau

Viele jüdische Familien aus dem Wasgau wanderten aus. Wer Verwandte in den USA hatte, ging dorthin. Andere gingen nach Südamerika, einige ins damalige Palästina. Wer nach Belgien oder Frankreich zog, wurde später in die Vernichtungslager deportiert, so Weber. Auch die Eltern von Claude Lewy wurden in Ausschwitz ermordet. In Dahn erinnern Stolpersteine an die ermordeten Bewohner, die seit 2006 auf Webers Initiative verlegt wurden. Weber hat zwei Bücher über das jüdische Leben in der Pfalz geschrieben, den Arbeitskreis „Juden im Wasgau“ mitgegründet und bietet Führungen zu dem Thema an. „Ich will den Juden ein Denkmal setzen“, sagt Weber, „ich will bewahren, dass sie hier über 250 Jahre gelebt und unsere Gemeinden mitgeprägt haben und dass sie verjagt und zu einem großen Teil umgebracht wurden.“ Und er will, dass sich solche Taten nicht wiederholen. Für seine Einsatz wurde der 82-Jährige mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet.
Der letzte Dahner Jude war Karl-Heinz Levy, der 1921 geboren wurde. Er starb im Dezember 2015 in Florida und wurde am 13. April 2016 auf dem jüdischen Friedhof in Busenberg beigesetzt. Er wird der letzte Jude überhaupt gewesen sein, der auf dem jüdischen Friedhof in Dahn begraben wurde. Das jüdische Leben im Wasgau gibt es nicht mehr. bb/rk 

Informationen

Weitere Informationen zu dem Thema, zu Führungen und zum Film findet man online unter www.judentum-im-wasgau.de

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