BriMel unterwegs
Komödie Klaus und Günter werden Mutter – Der Brüller!
Deidesheim. Am 10. September ließ mich schon der Titel schmunzeln. Das kann ja heiter werden! Also ging es zum wiederholten Male nach Deidesheim ins Boulevardtheater zu diesem vielversprechenden Stück. An diesem Abend sollten die Darsteller Boris Stijelja (Theaterleiter mit Comediantalent), Tim Poschmann (Schauspieler und Internetstar) und Daniel Giet (ein junges aufstrebendes Talent) sein. Autoren sind Michael Druker und Jan Hasenfuß, Regie: Rüdiger Willisch.
Zum Inhalt laut Boulevardtheater:
Für Klaus und Günter, ein ungleiches Paar vor dem Herrn, ist der große Tag gekommen: Nach der eingetragenen Partnerschaft folgt nun die lang ersehnte Adoption. Durch eine Sondergenehmigung warten sie nun auf den kleinen, 1,5 Jahre alten Patrick. Doch es kommt anders: Statt des süßen, kleinen Säuglings steht der vorbestrafte 15 Jährige Rabauke Patrick in der Tür. Zwei Welten prallen aufeinander und sorgen für jede Menge emotionales Chaos bei allen Beteiligten. Witze fliegen wie Pingpongbälle – ein Stück zum Lachen und Nachdenken. Ein Stück für mehr Toleranz und Nächstenliebe.
Mein persönliches Highlight als Komödie dieses Jahr! Gehen Sie mit mir durch den Abend. Bereits im Foyer traf ich auf Stefan Beyer (Spielleiter) mit rosafarbenen Accessoires wie Mundschutz, Krawatte, Kugelschreiber und, wie er mir versicherte, auch seine Unterhose sei heute rosa. Der Tischabstand im Theater lag lobenswert weit auseinander und an meinem Tisch nahmen zwei junge Damen aus Ludwigshafen Platz. Die Begrüßung übernahm wieder Stefan Beyer in seiner lockeren Art. Als Tim Poschmann alias Klaus Ludowski die Bühne mit aufgetürmten Rastalocken und bauchfrei die Bühne betrat, bewaffnet mit einem Babytragetuch, das er versuchte, fachmännisch um sich zu schlingen, ging es bereits los mit der Stimmung. In der Babytragetasche lag vorerst eine Babypuppe und er meinte mit einer Zigarette in der Hand über die Puppe gebeugt, dass er eine gute Mutter sein würde, was natürlich wieder für Gelächter sorgte. Der Kühlschrank sei schon lange kaputt und aus dem Gouda mittlerweile Fondue geworden. Hoffentlich würde er bald repariert werden. Ein junger Mann betrat die Bühne, der 15-jährige Daniel Giet alias Patrick, der sich schon nach Sekunden fragte, ob das hier die versteckte Kamera sei. Da müsse ein Missverständnis vorliegen, man erwarte schließlich ein 1,5 jähriges Baby und keinen Halbstarken. Patrick wollte wissen, ob das Paar es denn schon mal mit der Geschichte vom Bienchen und dem Stachel probiert habe anstatt Kinder zu adoptieren. Tim meinte daraufhin „Des is net so ganz äfach, wann ma zwä Stachel hot.“ Eine Lachsalve jagt die nächste und schon betrat der nächste Protagonist im weißen Hühnerkostüm als Eierking die Bühne, nämlich Boris Stijelja alias Günter Ludowski. Dieser hatte wohl ein kleines Alkoholproblem und Bauchweh, denn seine „Frau“ lästerte „Dort wo früher deine Leber war ist heute eine Minibar“. Patrick wollte wissen, ob die beiden Männer Brüder seien. Prompt folgte die Antwort „Ja, warme!“ Alles lachte! Patrick: Das eine sei eine Tunte und der andere ein aufgeblasenes Hähnchen und er solle sich hier bei der Adresse melden. Er sei Vollwaise und solle hier wohnen. Empörter Aufschrei des Paares „Wohnen?????“ Er, der bereits in der JVA wegen Totschlags saß? Sie wollten doch ein Baby und nicht Chucky - die Mörderpuppe. Als Günter einen Texthänger hatte, überspielte er es total sympathisch mit den Worten „Ich bin hier der Chef und er könne sich nicht rauswerfen.“ Aber sofort wird improvisiert, eine Stärke dieser Charaktere, denn sie sind absolute Profis in ihrem Metier. Natürlich spielte es auch eine Rolle, dass Boris gebürtiger Kroate sei und das Stück auf pfälzisch war. Somit ergab sich ein herrliches Mischmasch. Alle hatten eine Menge Spaß auf der Bühne.
Mittlerweile hatte sich Klaus mit dem Gedanken, diesen Jungspund hier zu haben, angefreundet. Günter war skeptischer und fragte ihn, ob er vielleicht Corona habe. Weil er dem „Braten“ nicht traute, räumte er schon mal fix die Messer in der Küche weg. Liebevoll nannte Klaus seinen Günter „Chicken Nugget“. Patrick bekam es mit der Angst zu tun und fragte, ob er sein Zimmer von innen auch abschließen könne. Die Pause wurde mit dem prägnanten Ausschnitt aus der Carl-Orff-Oper „Carmina Burana“ eingeläutet.
Nach der Pause erschienen alle Schauspieler in frischem Outfit. Das warme Federkleid hatte ausgedient. Ein paar Texthänger fielen kaum ins Gewicht, denn Rampensau Tim Poschmann und Boris Stijelja überspielten es auf so professionelle Weise, dass es kaum auffiel. Aber auch der junge Daniel Giet ist auf dem besten Wege ein guter Comedian zu werden, eine echte Bereicherung für das Theater. Sie haderten immer noch mit dem Schicksal, das ihnen nun diesen jungen Mann ins Haus schickte anstatt des Babys. Drei Jahre lang hätten sie 173 Formulare ausgefüllt und dann so etwas. Ja, das Leben habe etwas von Ikea. Die Tanzeinlage von Patrick top. Als sich Klaus in seinen esoterischen Bewegungen verkünstelt, fragte Günter, ob er noch mitspielen dürfe. Ich konnte nicht mehr vor Lachen! Es folgten Selbstverteidigungstricks und die Frage von Patrick, wie man homo würde. Ganz einfach „mit 3 Jahren Praktikum und Ausbildung“. Kennengelernt hätten sich das Paar zufällig im Ludwigshafener Lokal „Maffenbeier“ und es sei Bestimmung gewesen. Sie schwelgten in Erinnerungen, dass sie beide bei der Hochzeit ein Brautkleid angehabt hätten. Die große Fotobox wurde hervorgeholt. Patrick hatte bereits den Kühlschrank und den Kollektor repariert, nun störe ihn nur noch die rosa Tapete. Aber leider bekam er den Anruf, dass er seinen Koffer packen solle. Jeder ging mit dieser Nachricht anders um. Günter sprühte sich mit der Blumenspritzdüse Alkohol in den Rachen und Klaus fischte eine Zigarette aus dem Blumentopf. Aber es hieß Abschied nehmen und bei dem Paar rollten die Tränen. Ein trauriges Ende, das zum Nachdenken anregte.
Boris Stijelja bedankte sich herzlich bei dem Publikum. Das Stück sei in der Schublade gelegen und nun habe man es endlich gespielt. Nach einem riesigen Applaus kamen alle drei nochmal mit einer Tanzeinlage im Hularöckchen auf die Bühne. Applaus von der Bühne für die Zuschauer, das Theaterteam und ein Lob an den 15-jährigen Daniel Giet (2 Jahre dabei), der noch nicht so viel Erfahrung, aber dafür grandios gemacht habe. Auch Tim Poschmann bekam noch einmal riesigen Applaus, dass er trotz starker Migräne heute hier aufgetreten war. Das Stück ging über 2,5 Stunden, aber es war keine Sekunde langweilig. Ich habe schon seit einer Ewigkeit nicht mehr so herzlich gelacht! Das i-Tüpfelchen war, dass sich alle drei Akteure noch kurz Zeit nahmen für ein Gespräch, obwohl sie nach diesem Auftritt bestimmt fix und fertig waren.
Nächste Termine für dieses Stück sind der 23.10.20 um 20.00 Uhr und 08.01.21 um 20.00 Uhr unter https://www.boulevard-deidesheim.de/
(mel)
Autor:Brigitte Melder aus Böhl-Iggelheim |
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