Hexenverfolgung in der Südpfalz
Nußdorf. Wenn eine Ernte verhagelt wurde, ging rasch die Suche nach einem Sündenbock los. Zu Beginn der Neuzeit waren das auch in der Südpfalz gerne Hexen. So wurde 1584 in Nussdorf Barbara Wambsganß der Hexerei beschuldigt.
Schließlich war die Pein zu groß! Die Folter des Nußdorfer Folterknechts hatte Barbara Wambsganß wohl noch ertragen, aber unter den Qualen durch die Marterinstrumente des berüchtigten Scharfrichters Nicolaus Pfraum gab sie schließlich alles zu, was der Scharfrichter von ihr hören wollte. Die der Hexerei bezichtigte Frau gestand nicht nur die schrecklichsten Taten, die sie nie begangen hatte, sondern nannte dazu noch alle Namen, die ihr unter den Schmerzen der Folter einfielen. Damit nur endlich die höllischen Schmerzen aufhören, nahm sie selbst den Tod in Kauf. Im Mai 1584 wurde Barbara Wambsganß hingerichtet, vermutlich bei lebendigem Leibe verbrannt.
Zauberei und Hexenwerk
Nachzulesen ist die Geschichte der vermeintlichen Hexe Barbara Wambsganß wie die gesamte Geschichte der Hexenverfolgung in der Südpfalz in dem Buch „Wegen viel geübter Zauberei und Hexenwerk“ von Rolf Übel. Der Historiker ist gebürtiger Nußdorfer, Archivar von Annweiler und Bad Bergzaber und vermutlich mit der jener Barbara Wambsganß verwandt.
Sprecher der Angeklage gegen Wambsganß war der einflussreiche Bürger Gangels Jost. Über die Motive ist nichts bekannt: vielleicht ging es um einen Streit um ein Grundstück, vielleicht um enttäuschte Liebe oder auch nur verletzte Eitelkeit. Jedenfalls war Jost bereit, sich selbst als Pfand in Gefangenschaft zu begeben. Der Stadtrat hatte kein großes Interesse an der Verfolgung der Hexe. Erst der besagte Scharfrichter Pfraum, den Jost auf eigene Kosten kommen lies, förderte das gewünschte Geständnis hervor, und die Namen: bis 1585 kam es in Nußdorf zu zehn weiteren Hexenprozessen, die alle mit der Hinrichtung der Personen endeten.
In den Jahren 1560 bis 1600 wurden in der gesamten Südpfalz Hexen verfolgt. In der damaligen Reichsstadt Landau kam es von 1585 bis 1595 immer wieder zu Hexenprozessen. Aber auch in Kirrweiler, Edesheim, Rhodt, Freimersheim oder Dahn wurden sogenannte Hexen auf dem Scheiterhaufen verbrannt.
Bauernopfer für Unglücke
Einerseits hatten die Menschen tatsächlich große Angst vor Hexen, sagt Übel zu den Gründen für die Hexenverfolgungen. So entstand sozusagen ein „Verfolgungsbegehren von unten“, so der Historiker. Allerdings waren die Beschuldigten immer „Bauernopfer“. Es musste schließlich jemand für die Missernte oder anderes Unglück Schuld sein. Und die Ankläger waren in der Regel auch nicht frei von Interessen. So endete manche persönliche Fehde mit einem Hexenprozess.
Allerdings gingen die Prozesse nicht immer so aus, wie die Ankläger sich das vorstellten. So kam es beispielsweise bei den letzten Landauer Hexenprozessen 1594 und 1595 nur bei 18 von 28 Beschuldigten zum Prozess, die nur für vier Angeklagte mit der Hinrichtung endeten. Ohnehin war die Hexenverfolgung in der Südpfalz nicht weit verbreitet. Der Kurfürst hatte kein Interesse an der Hexenjagd. Beschuldigte flohen in die Kurpfalz, um Folter und Hinrichtung zu entgehen. In weiten Teilen Deutschlands sah dies jedoch noch lange Zeit anders aus. Die letzte vermeintliche Hexe in Deutschland wurde 1755 in Kempten hingerichtet.
Hexenglaube
Schon die Germanen fürchteten sich vor fliegenden Dämonen, die kleine Kinder essen. Mit der Vorherrschaft des Christentums vermischte sich dieses Bild mit dem Glauben an den Teufel und sein Dämonenheer. Während der Verfolgung von Kirchenkritikern, den Ketzern, wurde diesen vorgeworfen, heimlich in der Nacht satanische Rituale durchzuführen. Um 1420 tauchte dann bei Ketzerprozessen in der Schweiz erstmals die Bezeichnung „Hexe“ auf. Von hier verbreitete sich die Angst vor diesen teuflische Wesen über Europa aus. [rko]
Autor:Dehäm Magazin aus Ludwigshafen | |
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