Sonntag, 9. November 2025, 17 Uhr, Gedächtniskirche Speyer „Felix Mendelssohn - Paulus“ Gedenkkonzert zum 9. November Vokalsolisten, Kammerphilharmonie Mannheim, Speyerer Kantorei, Ltg.: KMD Robert Sattelberger, Eintritt: 25€/10€, VV: reservix, TouristInfo, Capella-Verlag Felix Mendelssohn Bartholdy 1809 – 1847 Paulus op. 36 Oratorium nach Worten der heiligen Schrift für Soli, Chor und Orchester Mendelssohns Oratorium Paulus entstand im Zusammenhang mit den bürgerlichen Musikfesten in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Die Kunst wurde als unverzichtbarer Gegenstand derBildung verstanden, und eine aktive Teilnahme in Chören und Orchestern galt als Bestandteil bürgerlichen Kulturlebens. So dirigierte Mendelssohn seinen Paulus auch mehrfach in unserer Pfalz, u.a. in Zweibrücken. Die Neuentdeckung und Pflege alter Meisterwerke wurde zur Erhaltung traditioneller musikalischer Werte neu belebt und hoch gehalten. Mendelssohn spielte in dieser Hinsicht eine zentrale Rolle, lernte er doch schon als Kind Meisterwerke von Bach, Händel und Haydnkennen. Die Uraufführung des Paulus fand an Pfingsten 1836 am Niederrheinischen Musikfest statt und wurde von Anfang an mit grossem Beifall aufgenommen. Um die 50 Aufführungen folgten alsbald in den europäischen Kulturzentren und in den Vereinigten Staaten. Paulus gehörte fast ein Jahrhundert lang zum festen Repertoire der aufstrebenden Oratoriengesellschaften. Während die Anhänger in Paulus eine würdige Erneuerung der kunstvollen und komplexen Musik Bachs sahen, erhoben sich im ausgehenden 19. Jahrhundert ebenso kritische Stimmen gegenüber Mendelssohns Konservatismus. Historische und theologische Studien begleiteten den 26-jährigen Mendelssohn im Entstehungsprozess des Paulus. Die Texte entstammen grösstenteils der Apostelgeschichte und beschreiben den Wandel des Saulus von Tarsus zum frühchristlichen Missionar Paulus. In der Auseinandersetzung mit dieser Thematik gestaltete er ein für ihn bedeutendes Stück Autobiographie. Felix Mendelssohn war Enkel des Moses Mendelssohn, eines bedeutenden jüdischen Philosophen des 18. Jahrhunderts. Seine Familie konvertierte in seinem 7. Lebensjahr zum lutherischen Christentum und lebte als überzeugte Protestantenfamilie. Die Schaffung des Oratoriums Paulus und dessen Botschaft vongeistlicher Erweckung und Selbstfindung wurde so für den Komponisten zur Auseinandersetzung mit einem Stück Familiengeschichte. Mit diesem Konzert möchte die Kantorei am 9. November an Mendelssohn als Komponisten mit jüdischen Wurzeln erinnern. Paulus ist ein zweiteiliges Werk mit kurzen Episoden aus dem Leben des Apostels Paulus. Das Hauptmotiv ist die Erleuchtung und Bekehrung des Saulus. Der erste Teil beinhaltet die Vorgeschichte mit der Verfolgung und Steinigung des christlichen Märtyrers Stephanus, welcher die neue Lehre verkündet. Man begegnet einem wütenden Saulus, der zornerfüllt gegen die christlichen Gemeinden vorgeht. Die Reise nach Damaskus führt hin zum geistigen Kern des Oratoriums: Es erscheint ihm der Gottessohn und diese Erfahrung trifft ihn in seinem Innersten. Die Stimme Gottes „Saul, was verfolgst du mich?“ erklingt als 4-stimmiger Frauenchor und rückt dadurch in mystische Ferne. Saulus erblindet, fastet drei Tage und wird von Ananias, dem Gottgesandten, aufgesucht und zur Bekehrung gebracht. In der Arie „Gott, sei mir gnädig“ berührt die tiefe Reue des Saulus. Unter dem Namen Paulus wird er zum bedeutendsten Apostel Jesu Christi. Der zweite Teil stellt Stationen der Missionstätigkeit des zum Christentum bekehrten Paulus dar. Gegenüber dem ersten Teil herrscht eine weniger dramatische, dafür umso beschaulichere Grundstimmung vor. Nach seinem Tod als Märtyrer bekommt Paulus als standhaft Glaubender „Gottes Krone der Gerechtigkeit“ und als Fazit ebenso „alle, die seine Erscheinung lieben“. Entsprechend dieser Schlussfolgerung greift Mendelssohn formal im gesamten Oratorium auf das barocke Vorbild der Bach-Passionen zurück: Nach jedem Handlungsabschnitt steht ein betrachtender Choral, der unmittelbar Bezug auf das Geschehene nimmt und den Zuhörenden zur Reflexion einlädt. Eine Meditation aus der Distanz - dies gilt gewissermassen für das ganze Oratorium Paulus und vermag dadurch jeden Zeitgeist zu überwinden. | Ticketshop: Ticket kaufen
Autor:Terminredaktion Speyer aus Wochenblatt Speyer |
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