Uraufführung am Saarländischen Staatstheater in Kooperation mit der Helmholtz Information & Data Science Academy (HIDA) in Berlin und der Akademie für Theater und Digitalität in Dortmund
Künstliche Intelligenz als Komponist - Aus biomedizinischen Daten des Publikums entsteht ein Musikstück
»The (Un)answered Question«: Experimentelles Konzert am 8. November 2022 um 19.30 Uhr in der Alten Feuerwache
Aus Emotionen und Pulsschlag des Publikums wird eine Künstliche Intelligenz bei einem experimentellen Konzert ein Musikstück komponieren. Das Spannende dabei ist, dass keiner wirklich weiß, wie das Stück klingen wird. Die Musikerinnen und Musiker des Saarländischen Staatsorchesters unter der Leitung von Benjamin Schäfer werden am 8. November um 19.30 Uhr in der Alten Feuerwache ein Stück präsentieren, das es so noch nie gegeben hat. An den ca. 35minütigen Konzertteil wird sich eine Podiumsdiskussion zu dem Thema »Kunst und Digitalität« anschließen. Die Partner des Projektes sind: die Helmholtz Information & Data Science Academy (HIDA) in Berlin und die Akademie für Theater und Digitalität in Dortmund, das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) in Köln und das Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin (MDC) in der Helmholtz-Gemeinschaft
ebenfalls in Berlin, das zu den international führenden biomedizinischen Forschungszentren gehört.
Ziel ist eine neue Komposition mit Mitteln der Data Science: Ein Orchester-Live-Remix auf Grundlage des Gedichts „The Sphynx“ von Ralph Waldo Emerson und des Musikstücks „The (Un)answered Question“ von Charles Ives (dessen Inspiration eben jenes Gedicht war). Eine Künstliche Intelligenz schreibt mit den biomedizinischen Daten des Publikums quasi Charles Ives Werk »neu« und »komponiert« eine Partitur, die die Musiker*innen aufs Tablet bekommen – sie spielen diesen neuen Remix am Abend direkt live.
Eine Künstliche Intelligenz wird zwei Versionen kreieren: einmal die, die durch die biomedizinischen Daten der rechten Publikumshälfte beeinflusst wird und einmal die, die durch die Daten der linken Zuschauerhälfte gesteuert ist. Spannend wird dabei die Frage sein, ob zwei völlig unterschiedliche Musikstücke entstehen? Oder gleichen sie sich? Wie klingt die neue Musik? Alles Fragen, die erst am Abend selbst beantwortet werden können.
Vor dem Konzert erhält jede Besucherin und jeder Besucher ein Fitnessarmband, das die Pulsfrequenz misst. Die Emotionen des Publikums werden via Gesichtserkennung erfasst, hierzu sind Kameras im Raum installiert. Via Smartphone wird zuvor noch von jedem Gast ein persönlicher Fragebogen ausgefüllt. Der Datenschutz hat dabei höchste Priorität, alle Daten werden anonym erfasst und ausgewertet.
Das Projekt »The (Un)answered Question« hat der Komponist und Schlagzeuger des Saarländischen Staatsorchesters, Martin Hennecke, im Rahmen eines fünfmonatigen Stipendiums an der Helmholtz Information & Data Science Academy sowie der Akademie für Theater und Digitalität in Dortmund entwickelt. Im August gab der Bund bekannt, dass das Saarländische Staatsorchester für das Experiment »The (Un)answered Question« durch das Programm »Exzellente Orchesterlandschaft« gefördert wird. Das experimentelle Konzert soll die Wissenschaft mehr ins Blickfeld der Menschen rücken. Dabei steht eine Frage im Vordergrund: Wie kann man Kunst und Wissenschaft zusammenbringen? Martin Hennecke: „Es geht nicht primär darum, was Musik im Körper macht, sondern wie kann man mit Mitteln der Data Science Kunst machen? Das Konzert dient der Erprobung der Technik, vor allem der Datenverarbeitung.“ Weiterführende künstlerische Projekte sind bereits in Planung, so wird es im Mai 2023 eine Ballettproduktion des Saarländischen Staatsballetts geben, wo Zuschauerdaten die Musik steuern, also jeden Abend die Noten anders sein werden.
Und noch eine Komponente wird bei den Kompositions-Daten zu »The (Un)answered Question« mit einfließen: Schauspieler Raimund Widra wurde zur Vorbereitung für dieses Projekt in Berlin am Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin ins MRT geschoben,
während er das Gedicht „The Sphynx“ rezitierte. Es geht in dem Werk des amerikanischen Dichters Ralph Waldo Emerson um Fragen der menschlichen Existenz. Sein Herz wurde bei der Gedichtrezitation aufgenommen, die MRT-Bilder werden am Konzertabend als Projektion zu sehen sein. Die Daten seines Herzschlages aus dem MRT werden ebenfalls für den Remix des Stückes »The (Un)answered Question« verwendet. Raimund Widra wird das Gedicht in der Alten Feuerwache live vortragen, während das Publikum dazu die MRT-Aufnahmen als Projektion sieht.
Musikdramaturgin Anna Maria Jurisch und Martin Hennecke begleiten die Zuschauer*innen während des gesamten Abends, moderieren und erklären die Abläufe des experimentellen Konzertes. Nach dem musikalischen Teil wird es eine Podiumsdiskussion zu dem Thema »Kunst und Digitalität« geben, Gesprächspartner sind: Marcus Lobbes, Direktor der Akademie für Theater und Digitalität in Dortmund, Professor Thoralf Niendorf, Leiter der Berlin Ultrahigh Field Facility am Max-Delbrück-Centrum sowie beteiligte Wissenschaftler*innen des Instituts für Software Technologie, Abteilung intelligente und verteilende Systeme, des Deutschen Zentrums für Luft und Raumfahrt in Köln.
Wichtig: Die Zuschauer*innen müssen ihre Smartphones mitbringen, damit der digitale Fragebogen am Beginn der Veranstaltung von allen ausgefüllt werden kann.
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