Theatrale Recherche von Rebekka David mit Müttern, Nicht-Müttern und allen, die weder-noch sein wollen
Uraufführung
Ja oder nein zur Mutterschaft? Früher oder später im Leben stellt Frau sich diese Frage. Und es ist mitunter keine einfache Frage, nicht selten gleicht sie eher einer Konfrontation: mit intimsten Wünschen, mit Lebensrealitäten, Rollenbildern, gesellschaftlichen Erwartungen. Spätestens hier prallt Individuum mit Gesellschaft zusammen, spätestens hier offenbart sich, wie tiefgreifend der weibliche Körper gesellschaftspolitisch verhandelt wird – und mit ihm die gesamte weibliche Biografie. Es ist ein Abarbeiten an der biologischen Disposition, ein Abarbeiten, das an der Schnittstelle zwischen Privatheit und Öffentlichkeit steht und selten ohne Rechtfertigungsdruck auskommt: Ein stetiges Abgleichen der eigenen Haltung zum Komplex Mutterschaft/Gesellschaft ist weibliche Realität.
Allerorten ist von der Erschöpfung der Frauen die Rede. Sie mag viele Gründe haben, aber im Komplex Mutterschaft – in der Beschäftigung mit ihr und damit verknüpften Rollenerwartungen, sprich mit der eigenen Haltung in Reibung mit gesellschaftlichen Entwürfen innerhalb eines weniger sozial als ökonomisch ausgelegten Systems – liegen sie sicherlich zuhauf.
Die Regisseurin Rebekka David untersucht mittels Interviews mit Frauen die gelebten Reibungen – zu Wort kommen glückliche und unglückliche Mütter, solche, die ihre Mutterschaft bereuen, solche, die die Lebensumstände verfluchen, in die Mutterschaft sie gebracht hat oder welche Mutterschaft – durch gesellschaftliche Weichen – erzeugen. Nicht-Mütter und Frauen, die sich über keine Kategorie erfassen lassen möchten, ergänzen das Spektrum.
Das ensemble4 des Saarländischen Staatstheaters bringt sich in Form von Expertinnen zum Thema ein – Sichtweisen aus der Mitte der hiesigen Stadtgesellschaft finden so Eingang in die Produktion. Darüber hinaus nimmt sich Rebekka David auch der Mutterschaft im utopistischen Raum der Kunst an und fragt mittels derselben: Was sagt dieser Einblick gesamtgesellschaftlich über Weiblichkeit und Freiheit aus?
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