„Leben am Limit“ ein Erfolg
Viel Begeisterung für Armutsprojekt
Frankenthal. „Gibt es Armut in Deutschland? – Ja, leider, viel zu viel. Es wird nur nicht beachtet“. Das ist das Fazit einer Gruppe Freiwilliger, die sich im März 2019 getroffen hat, um sich dem Thema Armut schauspielerisch zu nähern. Den Anstoß dazu gab das Protestantische Dekanat Frankenthal, das damit auf den Armuts- und Reichtumsbericht der Stadt Frankenthal reagierte. Begleitet wurde die Gruppe von der Frankenthaler Schauspielerin und Theaterpädagogin Melanie Gaug. In wöchentlichen Treffen erarbeitete die Gruppe die Präsentation „Leben am Limit – Armut in Frankenthal“, die Ende August im Dathenushaus gezeigt wurde. Unterstützt wurde das Vorhaben von der Künstlerin Hanne Schütz, ebenfalls aus Frankenthal, die das Motiv für das Plakat zeichnete, und vom DGB, der Linken, der Tafel, dem Caritas-Altenhilfezentrum Heilig Geist und der Bürgerhilfe 2000 e.V., die als Gesprächspartner zur Verfügung standen. Wer einmal arm ist, machte die Gruppe deutlich, hat zunehmend schlechtere Chancen, diese Situation zu überwinden, immer mehr geht die Schere zwischen Reich und Arm auseinander. Gibt er sich als „Armer“ zu erkennen, wird er zudem mit einer Flut von Vorurteilen konfrontiert. „Arbeitslos? Alt? Krank? Drogen?“ – die Phantasie kennt scheinbar keine Grenzen. Was der Satz „Ich bin arm“ in den Köpfen auslöst, wird von der Gruppe auf einer Overheadfolie notiert und über der Betroffenen an die Wand projiziert. Szenisch stellte das die Gruppe mit Hilfe von Paketen dar, die eines der Mitglieder aufgeladen bekommt: Arbeitslosigkeit, Ausgrenzung, Schulden, Krankheit, Vorurteile, Scham, ... – nacheinander bekommt der Arme das aufgeladen. Da wundert es nicht, wenn er am Ende unter der Last der Pakete zusammenbricht. Auf der Bühne muss er aber nicht liegenbleiben: Mitgefühl, Freunde oder professioneller Beistand helfen ihm dabei, sich wieder aufzurichten.
Über der gemeinsamen Arbeit haben sich auch die Auffassungen der Beteiligten zum Thema Armut verändert. „Eine Lebenswirklichkeit, die ich niemanden wünsche“, sagen sie, wenn das Geld trotz strengem Einteilen nicht für das reicht, was einem wichtig ist oder wenn man ständig Angst haben muss, nicht mehr für sich selbst sorgen zu können. Mit einer Szene aus Erich Kästners 1931 erschienen Kinderbuch „Pünktchen und Anton“, dargestellt als Schattenspiel, illustriert die Gruppe das. Wie aktuell Erich Kästners Geschichte ist, zeigte sich an vier Beispielen aus der Arbeit der Frankenthaler Bürgerhilfe. Diese hilft, wenn staatliche Stellen nicht mehr helfen können. Dabei ging es um elementare Dinge: Buggy, Kinderbetten, Kühlschrank oder Mietkaution, die die Betroffenen sich nicht mehr leisten konnten, ohne hungern zu müssen. Arm ist, so gibt die Gruppe eine der Meinungen aus ihren Gesprächen mit Freunden und Bekannten wieder, wer keine Chance in der Gesellschaft hat. Bei den Gesprächen im Anschluss an die Präsentation und an den Infoständen von DGB, Linken oder Frankenthaler Tafel gab es Gelegenheit, sich darüber auszutauschen. ps
Autor:Gisela Böhmer aus Frankenthal |
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