Neues Objekt des Monats
Zeugnis von Menschlichkeit
Erkenbert-Museum. Im Juli jährt sich die Flutkatastrophe aus dem Jahr 2021 in Rheinland Pfalz und Nordrhein-Westfalen zum zweiten Mal. Vor diesem Hintergrund erinnert das „Objekt des Monats“ Juli des Erkenbert-Museums an ein lokales Überschwemmungsereignis, das vor 140 Jahren stattfand und Frankenthal und die benachbarten Ortschaften auf die Probe stellte. Zu sehen ist die Grafik „Die Gabenvertheilung“ in der Stadtbücherei.
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Die Reproduktion der zeitgenössischen Druckgrafik einer Zeichnung Ferdinand Lindners stammt aus dem Jahr 1883. „Von der Rheinüberschwemmung: Die Gabenvertheilung in Frankenthal“ betitelt in Fraktur die Zeichnung des Landschafts- und Marinemalers im Format 15 x 23 cm. Das Motiv hat einen ebenso ernsten wie mutmachenden Hintergrund.
Zeitweise müssen weite Teile der Landschaft zwischen Worms und Ludwigshafen an einem einzigen großen See erinnert haben: In den letzten Tagen des ohnehin ungewöhnlich regenreichen Jahres 1882 war der Rheinpegel innerhalb einer Woche um zwei Meter angestiegen. Ab 29. Dezember führte eine Abfolge von Brüchen verschiedener Dämme zwischen Ludwigshafen und Roxheim zu einer Überschwemmung, die sich in kürzester Zeit auf Oppau, Edigheim und Friesenheim auswirkte und später das gesamte Gebiet zwischen Edigheim und Frankenthal bis nach Mörsch in Mitleidenschaft zog. In Frankenthal selbst reichte das Wasser beinahe bis an die Nürnberger Straße heran.
Wenngleich die Anzahl der Flutopfer, die ihr Leben verloren, verhältnismäßig gering blieb, verloren Tausende ihr Obdach und dauerhaft ihr Heim. Bereits am 4. Januar – nur einen Tag nachdem das Wasser begonnen hatte, sich zurückzuziehen – gründete sich das „Hilfscommittee der Wassergeschädigten des Kantons Frankenthal“, das am Beginn einer Welle der überregionalen Hilfsbereitschaft stand und dessen Arbeit durch Ferdinand Lindner als Teil einer Bilderreihe zu diesem Ereignis illustriert wurde. Neben finanziellen Mitteln war das Sammeln und Verteilen von Sachgütern durch freiwillige Helfer unmittelbar nach der Katastrophe unerlässlich. Vor diesem Hintergrund ist die „Gabenvertheilung“ ein anschauliches Zeugnis von Menschlichkeit und Hilfsbereitschaft und damit ein Motiv, welches immer seine Aktualität behalten wird. red
Autor:Gisela Böhmer aus Frankenthal |
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