Dranbleiben ist hier die Devise
Als Erwachsener eine neue Sprache lernen
Frankenthal. Die meisten sind froh, dass die Zeit des Schulbankdrückens vorbei ist. Nur eine Sache vermissen viele: das Erlernen einer neuen Sprache. Immer wieder kommt der Wunsch auf, eine Fremdsprache zu lernen. Ob für den Urlaub, einfach so oder weil man auswandern möchte. Sprache lernen? Das geht auch als Erwachsener, weiß Ulrike Rudek, Leiterin der Volkshochschule in Frankenthal. Man muss es aber wollen und Zeit investieren. Das Stadtmagazin Frankenthaler sprach mit Ulrike Rudek und Spanisch-Lehrerin Shary Vargas rund um das Thema. Kleine Tipps für den Alltag haben sie auch parat.
Bei der Volkshochschule in Frankenthal gibt es einige Sprachkurse. Ob Business-Englisch, Spanisch, Italienisch oder beispielsweise Französisch für die Reise, werden ebenso angeboten, wie Latein oder Deutsch in Gebärdensprache. Sprachkurse sind sehr beliebt, wobei der Präsenzunterricht hier definitiv von Vorteil ist. „Meist finden sich die Menschen, die eine neue Sprache lernen wollen, in diesen Gruppen wieder und bleiben über Jahre zusammen“, berichtet Shary Vargas, die seit vielen Jahren spanisch unterrichtet. „Wir haben eigene WhatsApp-Gruppen, hier teilen die Kursteilnehmer dann Bilder aus Spanien oder Rezepte – natürlich alles in Spanisch. Diese Kurse bieten die Möglichkeit, sich auch wirklich in der Fremdsprache auszutauschen. Selten hat man die Möglichkeit, zu Hause die neue Sprache zu sprechen“. Dabei ist dieser Austausch via Messenger keine Pflicht. „Es hängt oft vom Dozenten und der Gruppendynamik ab. Die Kurse leben vom persönlichen Kontakt, nicht viele wollen oder können via Tablet lernen, das ist gerade für Ältere oft befremdend“, informiert Ulrike Rudek weiter.
Doch wie lernt man überhaupt eine neue Sprache? „Man braucht Motivation, Zeit, Hingabe und es gilt, die Angst vor Fehlern und Kommunikation in der neuen Sprache zu verlieren“, erläutert die Leiterin der Volkshochschule. „Und natürlich einen guten Lehrer“, fügt sie hinzu. Man sollte sich jeden Tag mindestens 20 bis 30 Minuten Zeit für die neue Sprache nehmen. Das heißt aber nicht unweigerlich eine halbe Stunde Vokabeln pauken! „Sehen Sie Filme mit Untertiteln oder hören Sie zum Beispiel Podcasts, denn auch wenn Sie nicht alles verstehen, ermöglicht es dem Ohr, sich an die Sprache zu gewöhnen. Nutzen Sie virtuelle Tools und Spiele. Seien Sie aktiv in der Zielsprache (Onlinefreunde, Briefwechsel etc.)“, erklären die Beiden. Auch hier gilt: Viel Motivation und Geduld, eine Sprache lernt man nicht in eine Woche.
Und wo liegt der Unterschied in der Sprachbildung bei Kindern und Erwachsenen? „Erwachsene haben andere Lernmechanismen als Kinder. Erwachsene kennen sich im Allgemeinen viel besser aus und sind sich darüber im Klaren, welche Lern- oder Studienmethoden für sie am besten geeignet sind, welche Strategien für sie am besten funktionieren. Es fällt ihnen leichter Assoziationen und Verbindungen zwischen bereits gespeichertem und neu erworbenem Wissen herzustellen. Erwachsene haben weiterhin die Fähigkeit, sich länger zu konzentrieren, im Gegensatz zu Kindern, von denen normalerweise eine Konzentrationszeit von zehn bis fünfzehn Minuten erwartet wird. Auf der anderen Seite sind Kinder neugieriger, sie sind empfänglicher, im Gegensatz zu Erwachsenen, sie haben keine Angst davor Fehler zu machen oder verurteilt zu werden, sie fühlen sich auch nicht unter Druck gesetzt und sind spontan, sie passen sich leicht an verschiedene Lernmethoden an“, informiert Shary Vargas.
Wenn man sich diesen Unterschied vor Augen führt, gibt es einen weiteren hilfreichen Tipp vonseiten der Volkshochschule Frankenthal: „Ich empfehle vor dem Schritt, einen Sprachkurs zu beginnen, eine Liste mit Zielen zu erstellen und mittel- und langfristige Ziele festzulegen, denn es ist wichtig, sich darüber im Klaren zu sein, was beabsichtigt ist: Was motiviert mich, diese neue Sprache zu lernen? Ich setze mein Wissen in einem Land um, in dem diese Sprache gesprochen wird, d.h. werde ich es irgendwann anwenden, wie viel Zeit kann ich für selbstständiges Lernen aufwenden? Und zu guter Letzt: Seien Sie konsequent“.
Gemeinsam lernen
Regelmäßiges Üben der Zielsprache, Alltagssituationen schaffen, in denen man den Wortschatz und die Grammatik nutzen kann, das sollte für jeden der Plan sein. „Wenn Sie niemanden zum Üben haben, üben Sie mit sich selbst, während Sie kochen oder Sie in den Spiegel schauen“. Ein weiterer Tipp: „Lautes Vorlesen wird Ihnen auch dabei helfen, flüssiger in der Aussprache zu werden. Das Anhören von Liedern ermöglicht es Ihnen, Vokabeln zu lernen“. Es gibt also die ein oder andere Alltagssituation, in der man die neue Sprache nutzen kann. Man muss sie sich nur selbst ableiten!
Eine gute Motivationshilfe ist sicherlich der regelmäßige Besuch eines Sprachkurses in der Volkshochschule. „Wer bei mir einen Sprachkurs besucht, der lernt spielerisch die Sprache“, erklärt Shary Vargas. „Der Unterricht wird auf der Grundlage der Bedürfnisse und Interessen der Teilnehmer vorbereitet. Sie beginnen normalerweise mit Eisbrecher-Aktivitäten, die es Ihnen ermöglichen, in einer angenehmen Umgebung mit dem Lernen zu beginnen. Neben der Arbeit im Unterrichtsbuch überrasche ich persönlich meine Schüler gerne mit vielfältigen und abwechslungsreichen Aktivitäten, zum Beispiel mit Brettspielen oder Rollenspielen mit Fokus auf die Sprechfertigkeit und Interaktion der Teilnehmer. Das Ziel jeder Unterrichtsstunde ist, dass die Teilnehmer mit neuem Wissen und dem Gefühl, dass sie lernen und ihr Niveau verbessern nach Hause zurückkehren“, erklärt sie weiter.
Autodidakt? Das geht!
Nicht jeder möchte direkt einen Kurs in der Volkshochschule besuchen oder jemand möchte eine Sprache lernen, die in der VHS Frankenthal nicht angeboten wird. Auch diese Menschen haben die Möglichkeit, sich ihrer Fremdsprache zu nähern. Hier gilt das gleiche Prinzip: Ziele setzen, Motivation schaffen und dranbleiben. Unterstützung gibt es von Apps, die man sich aufs Handy oder den Computer laden kann. Zahlreiche Unternehmen haben Sprachkurse in interaktive Apps verpackt, so dass man mit ihnen die Sprache üben kann. „Derzeit gibt es verschiedene Anwendungen und Tools zum Erlernen von Sprachen, die alle eine wichtige Rolle spielen. Hier ist relevant, wie wir sie verwenden, wie viel Zeit wir ihnen widmen. Im Allgemeinen sind diese Anwendungen oder Tools gut und bieten uns viele Möglichkeiten, aber ich empfehle sie als Ergänzung, nicht als einziges Lernmittel, da die Interaktion mit anderen Menschen begrenzt ist und der Kontakt mit anderen Menschen eine wichtige Rolle spielt beim Lernen“, erklären Ulrike Rudek und Shary Vargas. „Nachteile der Tools sind, dass Fragen nicht beantwortet werden, keine spezifischen Korrekturen erfolgen können, Grammatik nicht erklärt und das Sprechen kaum geübt wird“. Als Ergänzung zu einem Volkshochschulkurs aber sicherlich eine gute Möglichkeit.
Mittlerweile haben zahlreiche Volkshochschulen auch online Sprachkurse im Angebot. Wenn die Volkshochschule vor Ort die gewünschte Sprache nicht anbietet, kann man online nach dieser suchen und dort einen Kurs buchen. Als Tipp: Volkshochschulen, die entweder in Großstädten ansässig sind oder im Grenzgebiet zu der gewünschten Sprache liegen, bieten meist andere Sprachen an – so findet sicherlich jeder die gewünschte Sprache und kann – wenn auch nicht in Präsenz – am Kurs teilnehmen.
Sprachkurse an der VHS – wo steigt man ein?
Die Sprachkurse für Französisch, Russisch, Italienisch, Spanisch, Latein und Deutsch in Gebärdensprache haben sich im Laufe der Jahre in der Volkshochschule Frankenthal entwickelt. Hin und wieder kommen auch Anfragen nach anderen Sprachen dazu, allerdings muss auch immer eine ganze Gruppe angesprochen werden, denn in der Volkshochschule wird eine Sprache nicht im Einzelunterricht gelehrt. Doch wo soll man einsteigen? Welche Sprache passt zu mir? „Viele Teilnehmer sind sich anfänglich meist unsicher, wie ihr Sprachniveau ist, vor allem, wenn man die Sprache in der Schule gelernt hat. Hier haben wir eine spezielle Sprachberatung. So kann man im Vorfeld schauen, welches Sprachniveau man bereits hat und dann können wir in den richtigen Kurs einteilen“, informiert Ulrike Rudek weiter. In Kleingruppen zu 5 bis 7 Teilnehmer oder 8 bis 16 finden dann die Kurse einmal in der Woche statt.
Weitere Informationen unter www.vhs-ft.de.
gib
Autor:Stadtmagazin Frankenthaler aus Frankenthal |
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