Bedarf an Nähe und Zuwendung steigt
Frankenthal altert

Aktive und mobile Senioren nehmen noch rege am gesellschaftlichen Leben teil. Doch was ist mit Senioren, die auf Pflege angewiesen sind?   | Foto:  Syda Productions/stock.adobe.com
  • Aktive und mobile Senioren nehmen noch rege am gesellschaftlichen Leben teil. Doch was ist mit Senioren, die auf Pflege angewiesen sind?
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Frankenthal.Wie aus einer Statistik der Stadt Frankenthal hervorgeht, leben in Frankenthal mehr ältere Menschen. Während die Stadt für aktive Senioren, die soweit noch mobil sind, ein abwechslungsreiches Angebot bereithält, wird es für Menschen, die auf eine Pflege angewiesen sind, eng. Das Wochenblatt Frankenthal sprach mit Yvonne Peters, Leitung Tagespflege AWO Frankenthal, und Jutta Popitz. Die AWO passt sich den veränderten Bedürfnissen an und hat ein Konzept entwickelt, dass wohl auch in Rheinland-Pfalz neuartig ist.

Frankenthal wird immer älter. Es gibt immer mehr Menschen, die über 60 Jahre alt sind. Zum Stichtag 30. April 2023 waren es insgesamt 15.096, davon 10 über 100 Jahre alt und 619 zwischen 90 und 99 Jahren. Einerseits schön, dass die Menschen so alt werden, andererseits ändern sich im Laufe des Lebens die Bedürfnisse, zumal die Gesellschaft an sich im Wandel ist. Von der seniorengerechten Ernährung und Bewegung, bis hin zur Pflege, die Bedürfnisse verändern sich. Gleichzeitig lebt die heutige Zeit nicht mehr mit drei Generationen unter einem Dach, teilweise wohnen Kinder und Enkelkinder hunderte Kilometer entfernt. Wie geht man mit dieser Veränderung um? Welche Lösungen gibt es hierzu? Und vor allem: Was macht man mit Menschen, die auf Pflege angewiesen sind? „Bereits 2018 haben wir angefangen, uns Gedanken darüber zu machen, wie man Angehörige in der Pflege entlasten kann. Während bei geringerem Pflegebedarf die gängige Tagespflege ausreicht, ist es für Patienten mit höherem Pflegegrad schwierig, diese unterzubringen“, informiert Yvonne Peters. Ein neues Konzept, das auch schwere Pflegegrade berücksichtigt, sollte entstehen. „Dann kam Corona, da war schon die normale Tagespflege ein Problem. Und immer wieder meldeten sich Angehörige, dass sie nicht mehr können, überfordert und überlastet sind. Das war auch für uns schwierig, hat uns aber bekräftigt, an unserer Idee festzuhalten“. So haben sich Yvonne Peters und Jutta Popitz erkundigt, über die Stadt Frankenthal hinaus informiert und recherchiert, doch leider nichts gefunden. Damit war klar: Die AWO in Frankenthal wird ein Vorreiterprojekt auf die Beine stellen: Eine Tagespflege für höhere Pflegegrade. Das bedeutet ein größeres Platzverhältnis, mehr Raum, Lifter, andere Hebehilfen, Liegesessel, andere Rufanlagen und vieles mehr. „Wir haben uns dann mit der Dietmar-Hopp-Stiftung in Verbindung gesetzt und auch bei einem Frankenthaler Möbelhaus um Unterstützung gebeten. Die Idee und das Projekt kamen positiv an, sodass wir, vor allem von der Dietmar-Hopp-Stiftung, eine sehr großzügige Spende erhielten“. Damit konnte aus der Idee Realität werden. In diesem Sommer wird nun das Projekt offiziell gestartet. In einem Gebäude in der Schmiedgasse wurden Räumlichkeiten gekauft, die groß genug hierfür sind. Nun werden die Räumlichkeiten umgebaut, seniorengerecht ausgestattet. Große Toiletten, mehr Platz für jeden einzelnen Patienten – viele Umbaumaßnahmen. Gleichzeitig wurde vonseiten der AWO auch die Logistik geklärt. Denn: Wie kommen Menschen mit einem erhöhten Pflegebedürfnis in diese Einrichtung? Eine Zusammenarbeit mit dem Fahrdienst des ASB ermöglicht es den Patienten, auch dort hin transportiert zu werden. Insgesamt 16 Plätze wird es für diese neue Form der Tagespflege mit höherem Pflegegrad geben. Montags bis freitags von 9.30 bis 16.30 Uhr können dann zukünftig die Patienten hier einen Platz finden. „Wir führen bereits jetzt eine Interessentenliste, so dass wir die Auslastung von montags bis freitags planen können. Gerne beraten wir die Angehörigen zu diesem Konzept. Denn auch diese Pflege kostet Geld. Einen Teilbetrag wird von den Kassen erstattet, wie hoch und was für Kosten es sind, das ist immer individuell“, erläutert Jutta Popitz. Am 1. Juli wird dann die Tagespflege eröffnet. „Wir wollen damit auf der einen Seite Familien und Angehörige entlasten. Zu wissen, dass das Familienmitglied tageweise gut untergebracht ist und man selbst Freiraum in dieser Zeit hat, das hilft. Natürlich geht es uns aber auch um die Patienten. Denn gerade durch Corona haben wir gesehen, wie wichtig Gesellschaft ist. Die soziale Einsamkeit ist für viele ein Problem, der Bedarf an Nähe und Zuwendung steigt. So haben die Patienten Kontakt, sehen und hören etwas anderes und das tut allen gut“.
Die AWO hat sich mit diesem Konzept den gesellschaftlichen Veränderungen angepasst, möchte Lücken schließen und den Menschen zur Seite stehen. Angehörigentreffen, gemeinsame Ausflüge oder aber den Kontakt mit Gleichgesinnten herstellen, das ist sowohl für Pflegebedürftige als auch Angehörige oft heilsam und unglaublich wichtig.
Die AWO sucht in diesem Zuge noch Mitarbeiter, denn mit einer intensiveren Pflege, entsteht Mehrarbeit. Aus diesem Grund sind Fachkräfte, auch auf Minijobbasis, gesucht. Wer sich für das Konzept interessiert, einen Angehörigen für die Tagespflege anmelden möchte, der kann sich an das Team der AWO Frankenthal wenden: E-Mail info@awo-frankenthal.de, Telefon 319746 oder 06233 3185511. Ansprechpartner: Yvonne Peters und Katrin La Porta.

Angebot für Senioren

Auch die Stadt Frankenthal sieht diese Veränderung. Ältere Menschen sollen am sozialen Leben teilhaben und sich wohlfühlen. Aus diesem Grund gibt es seit Jahren eine Broschüre der Stadt Frankenthal für Senioren. Das Seniorenbüro organisiert neben gemeinsamen Ausflügen, Kinonachmittage und vertritt die Interessen der älteren Generation gegenüber der Kommune. Bereits 2017 wurden im Metznerpark Geräte installiert, die auch für Senioren geeignet sind, um sich körperlich zu betätigen. Um der sozialen Vereinsamung entgegenzutreten, werden auch offene Treffs in der Stadt angeboten. Ein Angebot natürlich für Senioren, die mobil und aktiv sind. Weitere Informationen hierzu gibt es in der Broschüre, die im Rathaus ausliegt, und online unter www.frankenthal.de. gib

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Autor:

Gisela Böhmer aus Frankenthal

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