Gedenkveranstaltung: Erinnerung an die Reichskristallnacht in Frankenthal
Frankenthal. Am Donnerstag, 9. November, findet eine Gedenkveranstaltung „Reichskristallnacht“ statt. Die Veranstaltung beginnt um 18 Uhr, im Foyer Dathenushaus, Kanalstraße 6. Vom Foyer Dathenushaus gehen alle, gegen 18.45 Uhr, mit Kerzen durch die Bahnhofstraße zum Gedenkplatz in der Glockengasse.
Auch in Frankenthal brannte die Synagoge in der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938. Auch in Frankenthal wurden jüdische Geschäfte und Wohnungen geplündert und die Einrichtungen zerschlagen. Auch in Frankenthal wurden die jüdischen Männer verhaftet und vom örtlichen Gefängnis in das Konzentrationslager (KZ) Dachau bei München transportiert. Auch in Frankenthal wurden die jüdischen Frauen und ihre Kinder gezwungen die Stadt sofort zu verlassen.
Das Feuer in der Synagoge wurde von einem Nachbarn, einem Bäcker in der Bahnhofstraße, rechtzeitig entdeckt. Er alarmierte die Feuerwehr, die den Brand löschte. Ein SA-Trupp verbrannte danach alle Bücher, Thorarollen und rituelle Gegenstände sowie die Sitzbänke.
Die Juden mussten die entstandenen Sachschäden in Listen dokumentieren und diese den NS-Behörden übergeben, nicht um eine Schadensvergütung zu erhalten, sondern um je nach Vermögensverhältnissen eine „Sühnezahlung“ für ihr zertrümmertes Gut zu zahlen.
In Deutschland lebten 1930 rund 525 000 Jüdinnen und Juden. Rund 270 000 konnten bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges flüchten. 1933 lebten in Frankenthal noch rund 300 Juden, 1940 war die Stadt, wie es in den offiziellen Dokumenten heißt, „judenrein“.
Bereits im November 1933 flüchtete der 35-jährige Friedrich Reinhard mit seiner Frau nach Palästina (Israel). 1937/38 flüchtete die Familie des Kantors Heinrich Schottland in die USA. 1954 wurde Heinrich Schottland zum Rabbiner ordiniert und gründete eine angesehene jüdische Gemeinde.
Moritz und Meta Nachmann vom Kaufhaus Nachmann in der Bahnhofstraße wurden im Konzentrationslager Theresienstadt ermordet. Ihre drei Söhne flüchteten in die USA.
Robert Blum war ein erfolgreicher und angesehener Rechtsanwalt. Vor der Flucht verkaufte er sein Wohnhaus Max-Friedrich-Straße 4 und seine Kanzlei in der Westlichen Ringstraße 29 für rund 60.000 Reichsmarkt. Durch Steuern und Abgaben blieb davon kaum etwas übrig. Am 21.06.1939 flüchtete die Familie mit ihren beiden Töchtern nach Sao Paulo in Brasilien.
Die jüngste Tochter, Hannelore Blum-Schonmann besuchte 2013 Frankenthal und informierte Schülerinnen und Schülern des Karolinen-Gymnasiums über ihr Leben.red
Weitere Informationen:
Weitere Informationen für Interessierte auf der Homepage unter: www.juden-in-frankenthal.de
Autor:Karin Hoffmann aus Ludwigshafen |
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