Rettungshunde in Rheinland-Pfalz
Gisela Böhmer ist neue Landesbeauftragte
Update: Am Wochenende wurde Gisela Böhmer, die bis dahin kommissarische Landesbeauftragte des Rettungshundewesens Rheinland-Pfalz, von den Facheinheiten Rettungshunde/Ortungstechnik zur neuen Landesbeauftragten gewählt.
Frankenthal. Gisela Böhmer ist seit vielen Jahren Redakteurin beim Wochenblatt Frankenthal und beim Stadtmagazin Frankenthaler. Als Journalistin interessiert sie sich für die Menschen in der Vorderpfalz und ihre Geschichten. Doch sie schreibt nicht nur passiv über das, was andere erleben, sondern krempelt selbst die Ärmel hoch, um engagiert zu helfen. Seit 2004 ist Gisela Böhmer Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr Frankenthal; gerade ist sie - zusammen mit anderen Kameradinnen und Kameraden der Hilfsorganisationen - von der Stadt Frankenthal für ihren selbstlosen Einsatz bei der Flutkatastrophe im Ahrtal geehrt worden.
Am Morgen des 15. Juli, es ist der Tag nach der Flut, kam um 9 Uhr der Anruf. Die Rettungshundestaffel der Feuerwehr Frankenthal und Kollegen aus Zweibrücken machten sich auf den Weg Richtung Norden ins Hochwassergebiet. "Trotz aller Erfahrung - niemandem von uns war in diesem Moment bewusst, was uns im Katastrophengebiet erwarten würde." Gisela Böhmer erinnert sich noch ganz genau an die Geschehnisse im Juli des vergangenen Jahres. An den Schock, als ihr das Ausmaß der Zerstörung bewusst wird. "Straßen endeten im Nichts, Brücken waren kaputt, Autos weggeschwemmt, überall lagen Trümmer herum - es sah aus wie im Krieg." Die stellvertretende Landesbeauftragte des Rettungshundewesens Rheinland-Pfalz hat die apokalyptischen Bilder immer noch vor Augen.
Es herrschte Chaos. Die Kommunikation war zusammengebrochen, es gab keinen Strom, dafür aber viele verzweifelte Menschen. Mehr als 300 Einsätze hat Gisela Böhmer bereits als Retterin absolviert, aber dieser Dienst im Hochwassergebiet wird zu einem der schwierigsten. Die Hundeführer - neben Böhmer noch Manuela Heckert und Marcel Klein aus Frankenthal - sind die ersten Hilfskräfte, die es in das von der Außenwelt abgeschnittene Insul schaffen. Mit ihrem Ortungsgerät und den Hunden suchen die Frankenthaler nach Vermissten oder leisten direkt Hilfe. In einigen Häusern liegen noch pflegebedürftige Menschen in den Betten, einer mit einem vollen Katheder, ein paar Häuser weiter ein Diabetiker. Das Team sorgt für Betreuung und organisiert den Rettungsdienst. Eine Frau vermisst ihren Sohn, die Helfer können ihn durch gezielte Maßnahmen finden.
Fast 36 Stunden sind die drei Hundeführer aus Frankenthal im Einsatz, schlafen zwischendurch in der Nähe ihrer Hunde im Einsatzfahrzeug, denn für die Tiere ist in den Sammelunterkünften kein Platz. Die Rettungskräfte leisten in diesen ersten Stunden nach der Katastrophe Übermenschliches. "In dieser extremen Situation, in der so viel Hilfe ganz unmittelbar gebraucht wurde, gehst Du immer noch einen Schritt weiter und wächst über Dich hinaus", versucht die engagierte Hundeführerin eine Erklärung. Dennoch wird sie sich, wieder daheim in Frankenthal, in den ersten Nächten fragen, ob sie nicht noch mehr hätte tun, noch mehr hätte helfen können. Und auch, warum nicht rechtzeitig vor den Ausmaßen der Katastrophe gewarnt worden ist.
Das Gesehene zu verarbeiten, war schwierig. "Reden hilft", sagt Gisela Böhmer. Mit denen, die auch dort waren, aber auch mit all jenen, die einfach nur zuhören. Und dann war da in diesen dunklen Stunden auch viel Dankbarkeit, die den Helfern vor Ort entgegen gebracht wurde. Von Menschen, die alles verloren haben und in großer Not dennoch anboten, das wenige Verbliebene mit ihnen zu teilen. "Ich würde jederzeit wieder hinfahren und helfen", so das Fazit von Gisela Böhmer.
Bewährt haben sich nicht nur die zweibeinigen Helfer ihm Ahrtal. Stolz ist Gisela Böhmer auch auf die Vierbeiner. Zahlreiche Rettungshunde waren in den ersten Stunden vor Ort und haben versucht, Menschen das Leben zu retten. Ihr Vizsla-Rüde Thorkild war zwar mit dabei, wurde aber nicht eingesetzt. Noch steckt der junge ungarische Jagdhund mitten in der Ausbildung und trainiert gemeinsam mit seiner Hundeführerin zwei Mal in der Woche, um bald seine Prüfungen ablegen zu können. Thorkild ist der dritte Hund, den Gisela Böhmer zum Rettungshund ausbildet.
Bei der Hochwasserkatastrophe im Juli 2021 starben mehr als 180 Menschen. Die Flut verursachte zudem Sachschaden in Milliardenhöhe. Der Wiederaufbau wird Jahre dauern.
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