Asiatische Hornisse (Vespa velutina) melden!
Invasive Art breitet sich aus
Frankenthal/Vorderpfalz. Draußen im Garten oder auf dem Balkon hört man es immer öfter: ein tiefes Brummen - wie von einer entfernten Drohne – und auf einmal saust eine gefühlt riesige Wespe an einem vorbei. Was wie eine zu groß geratene Wespe aussieht und von weitem bereits durch ihr Brummen sich ankündigt, könnte eine Hornisse sein. Doch was wissen wir über sie?
Ein altes Sprichwort sagt: „7 Stiche töten ein Pferd, 3 einen Menschen“. Laut Wikipedia sind Hornissen durchaus wehrhafte Tiere, wenn es darum geht, ihr Nest zu verteidigen. Weiter heißt es: „Die Gefährdung für Menschen und deren Haustiere wird in aller Regel jedoch übertrieben – sie ist wesentlich geringer, als es im Volksmund verbreitet wird. Aufgrund der extremen Seltenheit von massiven Hornissenangriffen auf Menschen lässt sich eine realistische Zahl kaum angeben. Die abgegebene Giftdosis ist bei Faltenwespen bei einem Stich bei Menschen und anderen Säugetieren geringer als bei der Honigbiene, da der Bienen-Stechapparat aufgrund von Widerhaken in deren Haut verbleibt und selbsttätig weiterarbeitet“. So gilt für die europäische Hornisse: sie ist eigentlich friedliebend und sticht nur, wenn sie sich bedroht fühlt. Dadurch sind wenige Daten vorhanden. Was vergessen wird: es gibt seit einigen Jahren eine invasive Art, die weitaus schmerzhafter ist. Doch leider fehlen auch hier fundierte Daten.
Die europäische Hornisse ist laut Bundesartenschutzverordnung eine besonders geschützte Art. Anders sieht es bei der asiatischen Hornisse aus. Die Vespa velutina stammt aus Südostasien und gilt bei uns als invasive Art. Auf der Internetseite des Landesamtes für Umwelt Rheinland-Pfalz ist zu lesen, dass diese Art erstmals 2004 in Südfrankreich nachgewiesen wurde. 2014 wurde sie im südlichen Rheinland-Pfalz und im Raum Karlsruhe entdeckt. Mittlerweile haben sich die Meldungen von medizinballgroßen Primär-Nestern oder Sekundär-Nestern mit einem Durchmesser von 1,2 Metern der asiatischen Variante in Baumkronen (oft in großer Höhe) gehäuft, deswegen wurde auch der Aufruf gestartet, diese Nester zu melden. Die asiatische Hornisse ist meldepflichtig! Denn: Sie bejagen unsere heimische Honigbienen, Wespen, andere Bestäuber und im Spätjahr versuchen sie sogar in das Bienennest zu kommen, um dort Honig zu stehlen.
Normale Schutzkleidung reicht nicht aus!
So langsam fallen die Blätter von den Bäumen. Damit kommen auch die Nester der asiatischen Hornisse zum Vorschein. „Wir sehen, dass die asiatische Variante sich unter dem Radar ausbreitet und rufen deshalb dringend dazu auf, die Nester oder auch fliegende Hornissen zu melden. Denn das Tier muss bekämpft werden und im Schnitt überwintern 350 Königinnen - manchmal auch mehr - pro Nest. Wenn davon im neuen Jahr nur zehn neue Nester gebaut werden, dann kann sich jeder ausrechnen, was für ein Problem wir in ein paar Jahren haben“, informiert Andreas Presuhn, Obmann für Bienengesundheit.
Und solch eine Meldung wurde Mitte September aus dem Vorort Mörsch in Frankenthal abgegeben. In der Hauptstraße habe man ein Nest entdeckt. Das Nest befand sich unweit des dort ansässigen Kindergartens, aus der Bevölkerung kam auch die Meldung, dass ein Kind bereits gestochen wurde. Das Nest war in einer Baumkrone auf rund sechs Metern Höhe. Vor Ort konnte Andreas Presuhn feststellen, dass es sich um ein Nest der invasiven asiatischen Art handelt, welches entfernt werden muss. Mit schwerer Schutzausrüstung ausgestattet, wurde er mit Unterstützung einer Drehleiter der Feuerwehr an das Nest herangefahren, Gefahr in Verzug. Dabei musste er und der Maschinist der Drehleiter schwer geschützt arbeiten. Denn die rund 1.200 Hornissen fanden die Aktion für ihr Nest bedrohlich und griffen die beiden in schwindelerregender Höhe an. Zahlreiche dieser dunklen Hornissen schwärmten um sie herum, versuchten zu stechen, um eben das eigene Nest zu verteidigen. „Wir brauchen noch bessere Schutzkleidung als bei den Bienenvölkern. Die asiatische Hornisse ist deutlich aggressiver bei der Nestverteidigung. Unsere normale Schutzkleidung hält circa 20 Minuten, danach haben die asiatischen Hornissen sich durch den Schutz durchgebissen. Und dazu kommt: Kommen sie nicht weiter, verspritzen sie ihr Gift und das kann auch durch die Schutzkleidung gehen und kann bei Kontakt zu starken Schmerzen und im schlimmsten Fall zu einer allergischen Reaktion führen.“ Der Imker spritzte ein hochwirksames Narkosemittel in das Nest, verschloss den Ausgang, saugte die herumfliegenden Insekten ein und entfernte das Nest fachmännisch.
Sicher auf dem Boden zurück, erläuterte Andreas Presuhn, dass sich bei diesem Nest um ein Sekundärnest handelte, also ein Erweiterungsbau. Das alte war wohl in der Umgebung in einem Busch, einer Baumhöhle oder ähnlichem gebaut worden.
Über 100 Nester wurden in diesem Jahr bereits in der Vorderpfalz beseitigt. Viel mehr als im vergangenen Jahr. Meist sitzt das Primärnest in der Gartenhecke, das Sekundärnest wird dann in Bäumen gebaut. „Es ist natürlich leichter und besser, wenn bereits das Primärnest gefunden wird, es lässt sich leichter mit einem ungiftigen Insektizid entfernen. Allerdings fällt den meisten Menschen das Nest erst auf, wenn sie die Gartenhecke zurück schneiden“, so Andreas Presuhn weiter.
Er ruft dazu auf, nicht eigenständig das Nest zu entfernen. Die Stiche sind weitaus unangenehmer und gefährlicher als die der heimischen Hornisse. „Die Vespa velutina verteidigt aggressiv ihr Nest“.
Zukunftsproblem asiatische Hornisse – wir müssen jetzt handeln
Laut Andreas Presuhn, Fachberater für Hornissen, ist Rheinland-Pfalz ein Hotspot für die asiatische Hornisse. Er sieht eine Bedrohung nicht nur für die Imker, sondern viel mehr auch für die Bevölkerung. Denn die Stiche sind weitaus kräftiger, können zu körperlichen Reaktionen führen, die mit einem Krankenhausaufenthalt enden. Die Vespa velutina ist eine eingeschleppte Art, die die heimischen Tiere gefährden und sich extrem schnell ausbreiten. Sie zu verstehen, zu erkennen, wie und wo sie sich ausbreiten, das ist wichtig. „In zwei, drei Jahren dominiert diese Art, wenn wir nicht schnell handeln“. Der Fachmann zeigt es am Beispiel Spaniens: Hier hat die asiatische Hornisse kaum noch natürliche Feinde. Sie leben in Gärten, bauen viele Sekundärnester und breiten sich rasend aus. Hier kommt es regelmäßig zu medizinischen Notfällen beim Menschen, auch die dort heimischen Insekten sind dezimiert, schließlich macht die invasive Art jagt auf Bienen, Wespen und andere heimische Insekten. Sie fressen aber auch Weintrauben und Obst – was ein Ernteausfall bedeutet. In Deutschland ist die asiatische Hornisse meldepflichtig und es ist immens wichtig, dies auch zu tun. Nur so können die ehrenamtlichen Imker und Hornissen-Profis die Nester entfernen und versuchen, die invasive Art einzudämmen. „Es gehört zum Tierschutz dazu, diese Nester zu entfernen. Nur so kann die heimische Art geschützt werden. Noch ist es kein Imkerproblem, aber es wird in Zukunft ein Problem für alle, wenn wir jetzt nicht handeln“.
Bei der europäischen Hornisse hat die Königin eine Körpergröße von zwei bis dreieinhalb Zentimeter, die Arbeiterinnen eineinhalb bis zweieinhalb Zentimeter (Quelle www.wikipedia.de). Erkennbar ist die europäische Variante an ihrer Rückenplatte. Das erste freie Hinterleibssegment ist ausschließlich schwarz und gelb gekennzeichnet. Außerdem trägt der Kopfschild in der Mitte eine schwarze Längszeichnung. Die aus Ostasien eingeschleppte asiatische Hornisse besitzt einen überwiegend schwarzen Hinterleib mit einer breiten gelben Binde nur auf dem vierten Hinterleibssegment, außerdem ist ihr Rumpfabschnitt schwarz, immer ohne rote oder braune Anteile (Quelle Wikipedia). Hornissen überwintern als Einzeltiere in totem Holz oder in Spalten. Sie können sechs bis acht Monate überwintern.
Ein Biodiversitätsproblem?
Auf Wikipedia heißt es hier weiter, dass die Tiere dann im nächsten Frühjahr wieder ausschwärmen, um ein neues Nest zu gründen. Dabei werden als Standort regengeschützte, dunkle Hohlräume, wie beispielsweise Baumhöhlen gesucht. Da sie immer weiter in den städtischen Bereich vordringen, nutzen sie auch beispielsweise Vogelnistkästen, Geräteschuppen oder Dachböden. Auch die asiatische Variante überwintert so. „Wir hatten ein Nest, dass hat in einem Gartenschuppen in einem Schlauchwagen gesessen“. Die Königinnen sind sehr gut angepasst, sie überleben bis zu einer Temperatur von minus 12 Grad – so kalt wird es selten in einem Gartenschuppen. Im Sommer bauchen sie ihr Sekundärnest allerdings weit oben in Bäumen.
Die ersten asiatischen Hornissen (aus dem Primärnest) sind dabei sehr klein, ähneln Schwebfliegen, ab dem zweiten Nest werden sie um einiges größer. „Die erste Generation werden meist von den Menschen gar nicht so wahrgenommen. Sie fliegen in der Luft, bleiben plötzlich schwebend stehen, eben wie Schwebfliegen“, weiß Andreas Presuhn. Während die heimische Hornisse warnt, wenn sie sich bedroht fühlt, beispielsweise durch Anrempeln des Menschen, sticht die asiatische Hornisse wie ein Dartpfeil zu, ohne Vorwarnung. Und wer sich dann einem Nest nähert, der hat nicht nur mit einer zu tun, sondern gleich mit sehr vielen“. Zurzeit werden über 90 Prozent der Nester aus der Bevölkerung gemeldet, aber vielen ist die asiatische Hornisse nicht bekannt. Viele denken sich nichts dabei, wenn sie ein Hornissennest im Garten haben, es könnte ja auch die europäische Variante sein“. Andreas Presuhn und seine Kollegen sind auch mit der Landesregierung im Gespräch. Sie sehen die invasive Entwicklung und brauchen dringen von allen Seiten, auch von der politischen Seite, Unterstützung. „Wir Imker sehen es als ein Biodiversitätsproblem, es läuft etwas richtig schief, was für die Zukunft unserer heimischen Arten zu einem großen Problem wird, wenn wir nicht jetzt schnellstens handeln“.
Harmlos oder nicht?
Eigentlich sind die europäischen Hornissen friedliebende Tiere. Außer sie werden provoziert. Eine Hornisse in freier Flugbahn sticht eigentlich nur dann, wenn sie beispielsweise gequetscht wird. Aber Achtung: Wenn sie ihr Nest verteidigen, dann werden sie unfreundlich. Ihr Verteidigungsradius soll dabei – je nach Volk unterschiedlich – zwischen zwei und sechs Metern betragen. Laut Wikipedia sollte man in diesem Bereich keine hektischen Bewegungen machen oder Erschütterungen verursachen. Und die Insekten Anpusten ist keine gute Idee, sie könnten sich dadurch provoziert fühlen. Die asiatische Variante schießt wie ein Dartpfeil auf sein Opfer ein, es wird markiert, so wissen auch die anderen Verteidiger des Nests wo angegriffen werden muss. Umso wichtiger ist es, dass die Bevölkerung aktiv mithilft, die eingeschleppte Art zu identifizieren und zu melden. Nur so kann man sie beseitigen, weitere Gefahren abwenden und unseren heimischen Arten eine Chance geben. Zum Wegschauen ist es zu spät, wir sind nun alle gefragt, aktiv zu helfen und unsere heimischen Insekten zu schützen.
Info
Wer ein Hornissen-Nest sieht, der kann dieses auf der Internetseite artenfinder.rlp.de/MeldeaufrufAsiatischeHornisse oder via E-Mail an invasivearten@sgd.rlp.de melden. Bitte mit Foto! Sobald ein Nest gemeldet wird, werden Hornissen-Experten die Funde bewerten und die Daten zusammentragen. gib
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Autor:Gisela Böhmer aus Frankenthal |
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