Das Wochenblatt im Gespräch mit der DLRG Ortsgruppe Frankenthal
Jeder sollte schwimmen können!
Vereinsleben. 2018 war ein ganz besonderer Sommer. Viele Wochen lang war es sehr heiß, das lockte Groß und Klein an die Badeweiher. Doch für die DLRG – Deutsche Lebensrettungsgesellschaft – war es auch eine große Herausforderung. In diesem Jahr ertranken viele Menschen an Weihern in der Region. Das Wochenblatt Frankenthal sprach mit Frank Dietrich, Leiter der Einsatzgruppe in Frankenthal, über die Gründe und was die DLRG Frankenthal so alles leistet.
Eigentlich geht man davon aus, dass jedes Kind schwimmen lernt.Oder anders: Wer nicht schwimmen kann, der geht nicht in einen Weiher. Doch die Realität sieht anders aus. Gerade dieses Jahr zeigte, wie häufig „nicht schwimmen“ oder „fahrlässiges Handeln auf dem Wasser“ zu Todesfällen führen kann. „Wir hatten in diesem Jahr bereits 14 Alarmierungen zu Badeunfällen“, berichtet Frank Dietrich. „In diesem Jahr kam es zu deutlich mehr Badeunfällen mit Ertrinkungsfällen wie im Vorjahr. Dieses liegt natürlich zu einem an dem sehr langen und heißen Sommer 2018, aber auch daran, dass immer weniger Menschen schwimmen können. Seit Jahren werden immer mehr Hallenbäder und Freibäder durch den Kostendruck geschlossen und es findet immer weniger Schulschwimmen statt. Die meisten Badeunfälle passierten in diesem Jahr an nicht bewachten Badestellen“, berichtet der Lebensretter weiter. Er appelliert an alle, wer an ein Gewässer geht, sollte die Gefahr nicht unterschätzen und sich grundsätzlich an die Baderegeln halten. Sicherheit geht vor, deswegen sollte jeder an bewachten Badestellen ins Wassergehen oder in öffentlichen Schwimmbädern.
Die DLRG und ihre Aufgaben
Die Ortsgruppe Frankenthal hat sich in der Vorderpfalz einem Verbund angeschlossen. Seit einigen Jahren arbeiten sie mit den Ortsgruppen Neuhofen und Oggersheim zusammen, um im Bereich Einsatztauchen gemeinsam stark zu sein. „Mit diesem Verbund verfügen wir über ein größeres Potenzial an Personal und Material und erhöhen somit die Einsatzbereitschaft. Bei einer Alarmierung rücken dann aus den verschiedenen Ortsgruppen die Einheiten an und werden dann vor Ort entsprechend Ihrer Qualifikation eingesetzt“, informiert er weiter. Solch Einsätze haben schöne aber auch traurige Seiten. „Mein schönstes Erlebnis war, als wir während dem Wachdienst am Silbersee einem kleinen Mädchen helfen konnten und sich dieses am nächsten Tag mit einem selbst gebackenen Kuchen für die Hilfe bedankt hat“, erzählt er weiter. Die größte Belastung in diesem Jahr war der Taucheinsatz in Böhl-Iggelheim, als an einem Abend drei Erntehelfer zeitgleich ertrunken sind. „Ein Einsatz mit solch einer hohen Anzahl an verunglückten Personen ist mir bis dahin noch nicht untergekommen. Alle drei wurden geborgen und dann reanimiert und in die umliegenden Krankenhäuser gebracht, wo sie verstarben. Erst bei diesen Einsätzen merkt man wieder wie verzahnt die einzelnen Organisationen, Feuerwehr, Rettungsdienst und weitere miteinander sind. An dieser Stelle möchte ich gerne ein Lob an alle aussprechen, die immer wieder ihre Freizeit opfern, um anderen zu helfen.“ Grundsätzlich ist die DLRG in Frankenthal gut aufgestellt. Sie hat neben einer eigenen Unterkunft zwei Einsatzfahrzeuge, zwei Motorrettungsboote, einen Tauchanhänger und einen Transportanhänger. „Vor einigen Wochen haben wir endlich unseren neuen Taucheinsatzanhänger abholen können, den wir jetzt noch ausbauen. Der alte Anhänger war über 30 Jahre alt und erfüllte nicht mehr die Anforderungen an unsere Aufgaben. Wenn der Anhänger fertig ausgebaut ist, befindet sich hier sämtliches zur Abwicklung eines Taucheinsatzes notwendige Material, wie Atemluftflaschen, Leinen, Tauchanzüge und weiteres. Somit können wir dann bei einem Einsatz noch schneller reagieren“, informiert der Leiter der Einsatzgruppe über diese Anschaffung. Aber die DLRG ist nicht nur im Notfall aktiv, man sieht die Lebensretter im Sommer regelmäßig am Silbersee oder Strandbadweiher. Das Aufgabengebiet ist groß: „Neben dem Wachdienst und der Einsatzgruppe sind wir sehr aktiv in der Schwimmausbildung und Jugendarbeit. Vor drei Jahren wurde ein Jugendeinsatzteam JET gegründet, um die Jugendlichen an den Wachdienst und die Einsatzgruppe heranzuführen. Wir engagieren uns noch im Frankenthaler Vereinsleben mit einem Stand während des Strandbadfestes, sorgen für die Verpflegung bei der Veranstaltung „Der sichere Schulweg“ am Anfang des Schuljahres, und helfen auch bei einer Bombenentschärfung wie vor kurzem in Ludwigshafen aus“. Personell sei die Gruppe gut aufgestellt. „Meiner Meinung nach fehlt der DLRG eine stärkere finanzielle Unterstützung um den Anforderungen weiterhin gerecht zu werden und mit den geänderten Rahmenbedingungen zu Recht zu kommen. Wenn man in der Zeitung liest, dass das Land Hessen der DLRG zehn spezielle Einsatzfahrzeuge für Taucheinsätze zur Verfügung stellt, muss man sich schon fragen, warum es so etwas nicht auch in Rheinland-Pfalz gibt“, so Frank Dietrich.
Jeder kann helfen
Wer den gemeinnützigen Verein unterstützen möchte, der kann Spenden. „Zurzeit stellt es sich bei uns so dar, dass wenn ein Aktiver neue Einsatzkleidung benötigt, er sich diese selbst beschafft und je nach Situation einen Zuschuss durch den Verein bekommt“, so Frank Dietrich. Der Verein lebt von seinen Mitgliedsbeiträgen und Spenden. Wer helfen möchte, der kann auf folgendes Konto bei der Sparkasse Rhein Haardt, IBAN: DE09 5465 1240 0240 0320 86, BIC: MALADE51DKH spenden. Das Geld kommt an der richtigen Stelle an!
Hintergrund
Die DLRG Ortsgruppe Frankenthal wurde 1932 gegründet, vorausgegangen war ein schwerer Unfall als im Seebad Binz auf Rügen im Jahr 1913 eine Seebrücke eingestürzt war und es zu vielen Ertrinkungsfällen kam. Danach gründeten sich nach und nach im gesamten Bundesgebiet verschiedene Ortsgruppen. Die DLRG ist ehrenamtlich tätig, das heißt die Aktiven bekommen keine Vergütung für ihre geleisteten Stunden und der Verein trägt sich aus den Mitgliedsbeiträgen, Spenden und bei Anschaffungen über Zuschüsse. gib
Autor:Gisela Böhmer aus Frankenthal |
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