Im Gespräch mit Lukas Kalnik, Ortsbeauftragter THW Frankenthal
Katastrophenschutz während Corona
„Eigentlich ist unser Gelände fast wieder zu klein“ schmunzelt Lukas Kalnik, als wir uns beim THW Frankenthal trafen. Immerhin fasst das THW Frankenthal rund 120 Mitglieder, welche im Schnitt 40 Einsätze im Jahr bestreiten, und ist somit einer der größten Ortsverbände der Gegend. Beim Betreten des Geländes fällt einem gleich eine selbst gebaute Holzhütte auf, die zum gemütlichen Verweilen einlädt. Aber auch zwei Fahrzeughallen, die den großen Fuhrpark des THWs beheimaten, stehen dort. Der Fuhrpark umfasst 3 Pkw, 6 Lkw und 9 Anhänger. „Das schwerste Fahrzeug ist ein Mercedes Actros mit 32 Tonnen zulässiger Gesamtmasse“, erzählt Kalnik.
Wenn man die Unterkunft, das Gebäude, in dem sich unter anderem Besprechungsräume befinden, betritt, sieht man sofort Magnettafeln mit Barcodes. Jedes aktive Mitglied hat seinen eigenen Barcode, um sich beim Betreten des Geländes damit einzuloggen.
Als Lukas Kalnik 2015 Ortsbeauftragter des Technischen Hilfswerkes Frankenthal wurde, war er einer der Jüngsten in diesem Amt. „Ich bin vor 11 Jahren „nur“ zum THW gegangen, um meinen Wehrersatzdienst abzuleisten“, sagt er. Ihm hat die Arbeit beim THW jedoch so gut gefallen, dass er heute noch aktiv dabei ist und viel Verantwortung übernimmt.
„Als Ortsbeauftragter habe ich viele organisatorische und repräsentative Aufgaben“. Er bildet zum Beispiel die Schnittstelle zwischen der Ortsgruppe Frankenthal und dem Bund. Denn das THW ist die Katastrophenschutzorganisation des Bundes.
Er selbst sieht viel Potential im Katastrophenschutz. Deswegen hat er auch ein Unternehmen gegründet, welches sich damit befasst. Bei seiner Arbeit steht die Hilfe bei der Beschaffung von Material im Vordergrund. „Wir haben auch einen Ladungsträger entwickelt, welcher bei vielen Katastrophenschützern auf Begeisterung stößt.“
„Grundsätzlich helfen wir überall wo Personal und Material gebraucht wird“. Das kann zum Beispiel bei Einsturzgefahr oder auch bei Absperrarbeiten sein. Dabei hat jeder Ortsverband seine Spezialgebiete. Beim Ortsverband Frankenthal sind diese Elektroversorgung und Hochwasser.
Bei einem Hochwassereinsatz 2013 in Schönebeck an der Elbe hatte Lukas Kalnik auch einen seiner prägendsten Einsätze. „Eine Frau ist auf uns zu gekommen und hat sich herzlichst bei uns bedankt, dass wir extra aus Frankenthal in den Osten Deutschlands gekommen sind, um den Anwohnern vor Ort zu helfen. In solchen Momenten wird einem nochmal bewusst warum man aktiv ist“, berichtet er mit leuchtenden Augen.
Aber Corona hat natürlich auch Einflüsse auf den Katastrophenschutz. Auf das gemütliche Beisammen und den regelmäßig stattfindenden Tag der offenen Tür muss verzichtet werden. Die wöchentlich stattfindenden Übungen können aufgrund der aktuellen Situation auch nicht durchgeführt werden. „Ich hoffe aber, dass wir in den kommenden Wochen wieder damit anfangen können“, sagt Kalnik zuversichtlich.
Die Jugendarbeit spielt beim THW eine zentrale und wichtige Rolle und ist auch bei den Jugendlichen selbst stark gefragt. „Wir müssen für unsere Jugendgruppe eine Warteliste führen“. Der Ehrenvorsitzende der Bundesanstalt Technisches Hilfswerk Albrecht Broemme bestätigt dies „Während der Pandemie ist die Nachfrage noch einmal angestiegen“, meinte der 68 Jährige, der genauso wie Kalnik mit 17 Jahren dem THW Darmstadt beitrat, um dort seinen Wehrersatzdienst zu absolvieren.
Unter normalen Umständen trifft sich die Jugendgruppe in Frankenthal einmal die Woche. Dann werden die Jugendlichen an Einsätze und Technik herangeführt. Während den Treffen werden Stege gebaut oder der Transport von Verletzten geübt. „Eigentlich machen sie nichts anderes als die Großen. Dabei ist uns sehr wichtig, dass die Größeren den Kleineren etwas beibringen.“Doch während der Pandemie musste die Gruppenstunde leider online stattfinden. „Wir haben den Jugendlichen Material nach Hause gebracht, um die Übungen dennoch so realitätsnah wie möglich zu gestalten.“
Auch Nachhaltigkeit wird beim THW groß geschrieben. Es ist besonders wichtig Einsatzstrategien möglichst effizient umzusetzen, da die Ressourcen ehrenamtlicher Arbeit begrenzt sind. „Hierbei sind eine gut Ausbildung und Abläufe besonders wichtig. Dadurch kann auch während der Einsätze wertvolle Zeit gespart werden“. Aber auch Insektenhotels und Vogelhäuser haben auf dem THW Gelände ihr zu Hause. Außerdem hat das THW eine Bachpatenschaft für den Isenach Abschnitt, der an ihr Gelände grenzt, übernommen. „Mit unserer Jugendgruppe räumen wir regelmäßig Abfall weg, schauen, dass der Bachlauf nicht zuwächst und entfernen Treibholz.“ Dabei lernen die Jugendlichen auf ihre Umwelt acht zu geben.
Der kniffeligster Einsatz in letzter Zeit war der Bau der Flüchtlingsunterkünfte auf dem Festplatz.
„Hier mussten in kürzester Zeit 4 Messehallen errichtet und ausgestattet werden. In einer Zeit, in der es kaum Baumaterial und Unterkunftsausstattung gab, da jede Kommune Flüchtlingsnotunterkünfte errichtete. Auf Grund der sehr guten Zusammenarbeit der Hilfsorganisationen in Frankenthal konnte jedoch das Unmögliche möglich gemacht werden.“
Autor:Tina Scherner aus Frankenthal |
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