Geht’s auch ohne Plastik?
Selbstversuch beim Wochenblatt – eine Woche plastikfrei Teil 1
Plastikfrei. Immer wieder hört man das Plastik unsere Umwelt verseucht. Mikroplastikteile, die im Meer schwimmen und von Fischen gefressen werden, weil sie es für Plankton halten, aber auch so viel Unrat, dass man ihn gut am Strand noch identifizieren kann. Plastikflaschen, Plastikverpackungen. Einerseits hat Plastik unser Leben vereinfacht, bietet mehr Frische und Flexibilität. Andererseits belastet es unser Öko-System – ein Teufelskreis? Das Wochenblatt hat sich mit dem Thema näher befasst und sogar einen Selbstversuch gestartet. In den kommenden Ausgaben und natürlich online, werden wir über das Thema Plastik und plastikfreies Leben einmal genauer informieren.
Können wir ohne Plastik oder Kunststoff leben? Nein. Selbst die Tastatur mit der dieser Artikel geschrieben wird, ist aus Kunststoff, also irgendeine Form des ganzen Plastik/Kunststoff-Wirrwarr. Gut, wenn wir nicht gänzlich auf Plastik verzichten können, was können wir tun, damit es nicht zur Gefahr für die Umwelt und damit für uns selbst wird?
Das Wochenblatt hat sich intensiv mit diesem Thema beschäftigt und den Selbstversuch gewagt. Eine Woche plastikfrei leben ist das Ziel. Doch das geht nicht einfach mal so, man sollte sich schon gezielt mit dem Thema auseinandersetzen. Zur Vorbereitung auf dieses Experiment gehörte auch der Film „Plastik Planet“. Dieser Film machte recht eindrucksvoll deutlich, wie schwierig allein die Definition von Plastik und dessen Zusammensetzung ist. Plastik ist nicht gleich Plastik, unterschiedliche chemische Produkte stehen dahinter. Wer Kinder hat, hat sich sicher bereits mit dem Thema BPA-frei auseinandergesetzt. Aber was ist BPA, PET, PP, PE und was bedeuten die zahlreichen weiteren Abkürzungen? Es sind unterschiedliche chemische Zusammensetzungen. Ob Plastik-Umverpackung für Obst, Fleisch oder aber eine Plastiktrinkflasche. So bereichernd dieses Plastik in unserem Leben ist, so gefährlich kann es aber auch sein. Manch chemische Zusammensetzungen stehen im Verdacht, schwere Krankheiten wie Krebs zu verursachen, natürlich gibt es hier auch andere Meinungen. Oftmals wird diese Aussage gemildert, in dem es heißt, es kann die chemischen Verbindungen nur dann abgeben, wenn es erhitzt wird. Und wer möchte schon eine heiße Cola trinken. Aber spätestens, wenn man das Fertiggericht im heißen Wasserbad aufwärmt, wäre dann nicht der Zeitpunkt einer chemischen Übertragung der krebserregenden Teile erreicht? Das ist schwierig, sicherlich nur durch wissenschaftliche Studien genau definierbar. Dazu werden in den Richtlinien für Verpackungen zum Lebensmittelkontakt exakt definiert und vorab geprüft: Exposition und Übergang von evtl. flüchtigen Substanzen in das jeweilige Lebensmittel (es macht z.B. einen großen Unterschied ob fetthaltig oder wässrig etc.) bei der für die Anwendung typischen Temperatur/Lagerbedingung.
Doch zurück zum Thema: Eine Woche Plastikfrei beziehungsweise mit weniger Plastik leben. Das Ziel vor Augen, habe ich in den vergangenen Wochen erst einmal ganz bewusst eingekauft. Wo ist denn überall Plastik drumherum? Neben den gut eingeschweißten Fleischprodukten sieht man auch immer wieder Obst und Gemüse, welches mit Plastik verpackt wurde. Wieso? Im Supermarkt gefragt, erhielt ich die Antwort, dass es an den Kunden liege. Viele Kunden machen sich mehr Sorgen, dass das Obst oder Gemüse bereits von anderen Personen angefasst wurde und damit nicht mehr „sauber“ sei, sie favorisieren deshalb die Plastikverpackung. Gut, ein Grund, aber man könnte es ja zu Hause abwaschen. Andere Mitteilungen lauteten, um die notwendige Frische zu garantieren, müsse es nochmals luftdicht eingeschweißt werden, der Kunde erwarte die Frische, sonst ließe sich das Produkt nicht weiterverkaufen. Also wieder der Kunde. Gut, dieses Thema kann man ja simpel lösen, frisches Obst und Gemüse wird auf dem Wochenmarkt gekauft.
Doch während der Vorbereitungsphase stellte sich mir eine weitere schwierige Aufgabe: Wo bekommt man plastikfrei verpacktes Toiletten- oder Küchenpapier her? Überall ist Plastik verarbeitet, ob bei den Süßigkeiten, den Tiefkühlprodukten, selbst beim Klopapier.
Wer viel Zeit hat, der kann vielleicht ab sofort seine Nudeln wieder selbst machen, das Mehl ist in einer Papiertüte verpackt, aber wer hat die Zeit? Lässt das moderne Leben dies zu? Selten - also greift man unweigerlich zu der in Plastik eingepackten Nudeltüte. In jedem Supermarkt findet man diese Plastikprodukte. Hier geht es nicht ohne.
Eine Alternative sollen plastikfreie Einkaufsläden sein. Hier wird es schwierig. Wenn man etwas für die Umwelt tun möchte, dann bringt es nichts, wenn man das eingesparte Plastik in Benzin umsetzt, damit man weit in den nächsten Plastikfrei-Laden zum Einkauf fährt. Wieder ein Teufelskreis. Außerdem heißen die nur plastikfrei. Verpackt sind die Produkte fast immer in „Biokunststoffe“, also Kunststoffe, die entweder aus erneuerbaren Rohstoffen bestehen oder im Industrieomposter abbaubar sind. Nicht immer sind diese wirklich besser für die Umwelt. Es kommt darauf an.
Also wird – eigentlich eine grausame Ansage – nicht mehr der lokale Einzelhandel besucht, sondern das Internet zu Rate gezogen. Siehe da, überall kann man plastikfreie Produkte kaufen. Auch wichtige Produkte wie Zahnpasta, Zahnbürste, Deo oder Duschgel, ähm ab sofort wieder altmodisch Seife.
Fruchtsäfte kann man bei gewissen Lieferanten aus der Region in Glasflaschen kaufen, Wasser gibt es ebenfalls in der Glasflasche. Obst und Gemüse auf dem Markt, Nudeln werden wieder selbst gemacht, ebenso Pommes. Das Fleisch vom Metzger in einer selbst mitgebrachten Edelstahldose - P.S.: selbst Hundefutter kann man in Papiersäcken kaufen, es ist wahrlich viel möglich. Die sind eigentlich immer kunststoffbeschichtet, damit sie dicht sind. Tut mir leid!
Wer sich mit dem Thema gründlich befasst, der sieht Möglichkeiten. So langsam habe ich auch das Gefühl, dass das persönliche Experiment „eine Woche plastikfrei“ klappen kann. Und wird es funktionieren? In der kommenden Woche geht es weiter mit Teil 2.
Autor:Gisela Böhmer aus Frankenthal |
3 Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.