Wir haben alle eine gesellschaftliche Verantwortung
Unternehmen und das Ehrenamt – eine Win-Win-Situation

Foto: Howden
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Die Flutkatastrophe im Norden von Rheinland-Pfalz hat deutschlandweit für Entsetzen gesorgt. Hilfe von allen Seiten war und ist nötig. Viele Helfer sind dabei ehrenamtlich. Sie kamen aus ganz Deutschland, denn Deutschland lebt vom Ehrenamt. Es sind die vielen „Macher“, die auf unterschiedlichste Weise ihre Kompetenz einbringen und unbürokratisch helfen. Ob als Hilfsorganisation wie Feuerwehr, THW, DRK, Johanniter, DLRG, oder aber auch als Ehrenamtlicher in der Tierrettung, in der Kirche oder Gemeinde. Das macht unsere Gemeinschaft aus.
Ehrenamtliche Helfer können aber nur dann helfen, wenn sie auch von der Arbeit freigestellt sind. Es gibt Unternehmen, die können ihre Mitarbeiter nicht freistellen. Wiederum andere, die tun es sehr gerne. Großer Dank gebührt diesen Unternehmen. Doch was bewegt Firmen, dies zu tun? Das Stadtmagazin Frankenthaler sprach mit den drei großen Unternehmen in der Stadt, wie sie das Ehrenamt unterstützen.
Ehrenamt ist vielfältig. Es lebt von den Menschen, die es begleiten. In manchen Fällen lebt das Ehrenamt aber auch von der „anderen Seite“ – Unternehmen, die das Ehrenamt fördern und ihre Mitarbeiter hierfür freistellen.
Im ersten Moment scheint dies ein Zwiespalt zu sein. Der Mitarbeiter fehlt im Betrieb, andere müssen die Tätigkeit übernehmen, und das dafür, dass die Ehrenamtlichen sich sozial engagieren, außerhalb des Unternehmens. Doch Zweifel werden schnell ausgeräumt, denn die Unternehmen KSB, Howden und Renolit sind stolz auf ihre Mitarbeiter. Ihr soziales Engagement ist ein Profit für die Unternehmen, wie sie berichten.
„Das ehrenamtliche und bürgerliche Engagement ist das Rückgrat unserer Gesellschaft und die Firma Renolit ist ein Teil dieser. Wir tragen gerne zur Stärkung bei“, informiert Anne-Kathrin Mugrauer, Referentin Corporate Communications der Firma Renolit.
„Wir sind stolz auf das Engagement, das Mitarbeiter auch außerhalb des Unternehmens zeigen“, berichtet Ulrik Damgaard, Kaufmännischer Geschäftsführer/CFO der Firma Howden. „Wir sind ein Unternehmen, dass nicht nur in Kompressoren, Turbinen, Zahlen und Stunden denkt - unser größtes Interesse gilt unseren Mitarbeitern. Die Unterstützung des Ehrenamtes ist ein „well being“. Wir tragen Verantwortung und durch ehrenamtliche Tätigkeit trägt auch der Mitarbeiter Verantwortung. Eine Win-Win-Situation. Fühlt sich der Mitarbeiter wohl, ist das positiv fürs Unternehmen und die Fluktuation sinkt.“
Auch die Firma KSB ist dankbar für das soziale Engagement ihrer Mitarbeiter. „Es ist für uns eine Selbstverständlichkeit zu helfen, egal wie und wo“, berichtet Dr. Stephan Timmermann, Sprecher der Geschäftsleitung der KSB SE & Co. KGaA. Schon der Firmengründer hat Wert auf Engagement und Ehrenamt gelegt. „Es gehört in die Genetik unseres Unternehmens. Als Person und Führungskraft bin ich unglaublich stolz darauf, was unsere Mitarbeiter hier leisten. Sie legen eine Extrameile hin, für das Allgemeinwohl. Es ist ein Abstreifen des Egoismus, der in dieser Zeit vorherrscht. Das ist schön zu sehen.“ Auch bei der Firma KSB denkt man nicht nur an Gewinn. Die sozialen Aspekte rund um die Mitarbeiter sind ihnen sehr wichtig. „Wir wollen erfolgreich sein, das geht über Gewinne und den Aktienkurs an der Börse hinaus. Und für uns ist Erfolg eine Teamleistung. In der ehrenamtlichen Betätigung ist man teamorientiert und das wirkt sich positiv für das Unternehmen aus“.
„Wir haben festgestellt, dass die Mitarbeiter, die ehrenamtlich aktiv sind, motivierter sind. Ehrenamtliche Mitarbeiter identifizieren sich stärker mit ihrem Unternehmen, wenn ihr soziales Engagement gefördert wird und weisen dadurch eine hohe Sozialkompetenz aus“, berichtet Katharina Müller-Bania, Abteilung HR, Firma Howden. Das bestätigt auch die Firma KSB. Die anderen Mitarbeiter kompensieren diese Zeiten und unterstützen damit die Tätigkeit. Dabei verursacht jeder Mitarbeiter-Ausfall Kosten. Aufgerechnet wird aber bei den großen Frankenthaler Unternehmen nicht. „Mit Augenmaß und Zuversicht wird sowas begleitet, im Sinne der Allgemeinheit und nicht im Sinne von Kosten“, so Dr. Stephan Timmermann. Ulrik Damgaard sieht noch einen weiteren positiven Effekt, den man nicht in Geld aufrechnen kann: „Wir partizipieren von den Tätigkeiten, wir profitieren durch das Ehrenamt der Mitarbeiter im eigenen Unternehmen“.

Zusammenstehen, um Einsatz zu ermöglichen 

Dass es aber auch eine Herausforderung ist, Mitarbeiter freizustellen, sagt die Firma Renolit deutlich: „Das Unternehmen begrüßt das ehrenamtliche Engagement seiner Mitarbeiter ausdrücklich und unterstützt es nach Kräften. Dies kann im Arbeitsalltag durchaus zu besonderen Herausforderungen führen. Denn die Mitarbeiter füllen im Unternehmen bestimmte Funktionen aus. Fehlt der Mitarbeiter, fehlt die Funktion. Sie muss dann durch andere Kollegen ausgeglichen werden. Dies ist allerdings nicht immer möglich, so dass in manchen Fällen auch auf die Funktion bzw. auf die Arbeitsleistung des Mitarbeiters verzichtet werden muss. Gerade bei Einsätzen der Freiwilligen Feuerwehr müssen die Mitarbeiter sich unverzüglich im Feuerwehrhaus einfinden. Diese Einsätze sind nicht planbar und zeitkritisch. Das Unternehmen muss dann sicherstellen, dass binnen kürzester Zeit Ersatz an den Produktionsanlagen bereitsteht oder andere Mitarbeiter die Arbeiten zusätzlich zu ihrer eigentlichen Aufgabe übernehmen. Das Unternehmen steht dann zusammen, um den ehrenamtlichen Einsatz zu ermöglichen“, so Anne-Kathrin Mugrauer.

Nicht jeder spricht über sein Ehrenamt

„Die Mitarbeiter der Firma Renolit am Standort Frankenthal engagieren sich in verschiedenen Vereinen, in der Jugendarbeit und in der Freiwilligen Feuerwehr“, informiert Anne-Kathrin Mugrauer weiter.
Grundsätzlich gibt es aber keine Pflicht dem Arbeitgeber seine ehrenamtliche Tätigkeit mitzuteilen. So wissen viele Unternehmen auch nicht, in welchen Bereichen die Mitarbeiter tätig sind. „Logischerweise wissen wir, wenn ein Mitarbeiter im ehrenamtlichen Teil des Betriebsrates tätig ist, aber ansonsten erfahren wir es nur von den Mitarbeitern selbst. Eine Verpflichtung hierzu gibt es nicht“, berichtet Gabriele Litzbarski, Firma Howden. Durch die, die ihr Ehrenamt öffentlich kundtun, wissen sie, dass Ehrenamt vielfältig ist. Kirche, Foodsharing, Tierschutz, Hilfsorganisationen, Flüchtlingshilfe, Schöffen aber auch bei den Anonymen Alkoholikern – es ist eigentlich alles dabei.
Auch bei der Firma KSB weiß man nicht, wo genau jeder ehrenamtlich aktiv ist. „Aber das werden wir zum Anlass nehmen, einfach mal nachzufragen“.

Unternehmen engagieren sich

Auf der einen Seite stellen die Frankenthaler Unternehmen ihre Mitarbeiter frei. Auf der anderen Seite zeigen sie selbst soziales Engagement. So hat die Firma KSB für die Flutopfer Hauswasserpumpen und Schmutzpumpen zur Verfügung gestellt. Die Firma Howden spendete Geld.
Das war eine Spontanhilfe für die kürzliche Katastrophe. Doch das Engagement reicht noch weiter. Ob Mitarbeiterprojekte, die dann finanziell durch die Firmen gefördert werden, SOS Kinderdörfer oder kulturelle Veranstaltungen in der Stadt, sie leisten ihren Beitrag für das Gemeinwohl.
Ein starker Arbeitgeber ist nicht nur mit Leib und Seele an einem finanziellen Gewinn interessiert, er fördert und stützt seine Mitarbeiter und das soziale Engagement - egal wie und wo. „Wir haben eine Verantwortung in der Kommune, und diese wichtige Rolle wollen wir auch wahrnehmen“, so die Unternehmen.
Frankenthal kann stolz auf seine großen Unternehmen sein.

Wo und wie wird sich engagiert?

Die Ehrenamtlichen engagierten sich vor allem in Sportvereinen, kirchlichen Einrichtungen und Hilfsorganisationen. Laut dem Verantwortungsbarometer 2018 war das ehrenamtliche Engagement in Rheinland-Pfalz am höchsten: Dort hatten rund 14 Prozent der Personen im Jahr 2017 in den letzten fünf Jahren ein Ehrenamt neu begonnen oder dieses verstärkt. Auf dem zweiten Platz des Rankings platzierte sich das Bundesland Hamburg (11 Prozent). Die Firma KSB hat eine nicht repräsentative Umfrage innerhalb ihres Unternehmens gemacht. Die Mitarbeiter sind neben der Freiwilligen Feuerwehr, in Sportvereinen und Jagdgenossenschaften, Politik, Berg- und Wasserrettung, Kirche, Kinder- und Jugendeinrichtungen, Hilfsorganisationen, Arbeit mit Tieren, Musik- und Karnevalvereine, Corona-Test und Impfzentren, im deutschen Rechtssystem, bei Menschen mit Behinderung, rund um das Thema Asyl, aber auch in der öffentlichen Bücherei und Museen aktiv. gib

Autor:

Stadtmagazin Frankenthaler aus Frankenthal

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