Den ökologischen Fußabdruck im Blick
CO2-Rechner: Einfach Bilanz ziehen?
Klima konkret. Klimaschutz nimmt eine immer höhere Bedeutung ein. Gerade aktuell ist zu sehen, wie das Wetter an den unterschiedlichsten Orten dieser Welt „verrückt“ spielt. Sturmfluten, Unwetter, Hitze, Dürre – gefühlt alles gleichzeitig. Viele suchen für sich selbst eine Lösung, wie sie ihren Beitrag zum Klimaschutz leisten können. Doch wo anfangen? Eine erste mögliche Hilfe ist ein persönlicher CO2-Bilanzrechner. Er gibt Hinweise über den eigenen CO2-Ausstoß. Wer das Internet bemüht, der wird aber gleich mehrere finden. Ob WWF, Brot für die Welt oder das Bundesumweltamt, alle bieten irgendeine Art von Rechner an. Doch, je nachdem, welchen Rechner man nutzt, gibt es unterschiedliche Ergebnisse beziehungsweise Richtwerte.
Der Fußabdruckrechner beispielsweise von „Brot für die Welt“ (Link unten) ist optisch schön gestaltet, fängt bei bewusst greifbaren Themen wie Nahrungsmitteln und Mobilität an. Hier wird das private Verhalten mehr beleuchtet. Brot für die Welt erläutert über ihren Fußbadruckrechner, „er soll Neugier und Lust auf die intensivere Beschäftigung mit dem Thema wecken“. Gleichzeitig schreiben sie selbst auf ihrer Internetseite, dass man eigentlich nicht viel am eigenen ökologischen Fußabdruck ändern kann: „Es ist schwer in Deutschland, allein durch persönliche Maßnahmen einen nachhaltigen Fußabdruck zu erreichen.“ Eigentlich direkt ein Dämpfer für alle, die sich damit wirklich beschäftigen. Wozu soll man dann was ändern, wenn man es eigentlich nicht kann? Und wer sich sein persönliches Ergebnis ansieht, der erhält die Information, wie viele Erden man bräuchte, wenn man so weitermache. Das Ergebnis wird in Hektar angegeben. Ein Wert, der frustriert und vor allem: er ist nicht greifbar.
Das Bundesumweltministerium bietet einen CO2-Rechner an. Auch wenn die Fragen sich ähneln, erhält man hier einen CO2-Wert und keine Angabe in Hektar. Auch hier wird man in den Hintergrundinformationen aufgeklärt: Die Daten beziehen sich nicht auf einen durchschnittlichen Bürger, sondern vielmehr werden „alle Emissionen, die innerhalb der Systemgrenze anfallen, auf die Bevölkerung in Form einer durchschnittlichen Pro-Kopf-Tonnage verteilt“.
Neben der Anzahl der im Haushalt lebenden Personen, kann man in den CO2-Rechnern Informationen zum Konsum, zu Lebensmitteln, aber auch der Energieversorgung des Hauses eingeben und damit erfahren, wie der eigene CO2-Abdruck aussieht. Fragen nach dem Energiemix, der zu Hause genutzt wird, Fragen zu Nahrungsmitteln – wenige Klicks und man hat ein erstes Ergebnis, eine vorläufige CO2-Bilanz. Im Anschluss hat man bei dem Rechner des Bundesumweltministeriums die Möglichkeit, weitere Details einzugeben und damit das Ergebnis nochmals zu verändern.
Wer sich die Mühe macht und eine detailliertere Aufstellung seiner Werte eingibt, der sollte die letzte Abrechnung des Energieversorgers parat haben. Wie viel Kilowattstunden man an Strom oder Gas verbraucht, das hat sicherlich nicht jeder im Kopf. Neben dem alltäglichen Verbrauch in Haus oder Wohnung werden auch die Fahrten mit Fahrzeugen jeglicher Art betrachtet. Auch der Urlaub spielt eine Rolle. Spannend werden die Fragen im Rahmen des Konsums. Wie viel Geld gibt man für Innenausstattung, Kultur, Streaming und Haustiere aus? Wer den CO2-Rechner nutzt, der zieht für sich selbst zu Hause Bilanz. Wo laufen meine Gelder hin? Und das nicht nur auf die CO2-Bilanz bezogen.
Ein Blick in die Zukunft
Wer sich die Mühe macht und die Werte im CO2-Rechner eingibt, der hat im Anschluss die Möglichkeit, einen Blick in die Zukunft zu wagen. Mit dem CO2-Szenario kann man Veränderungen, die man plant, eingeben und sehen, wie sie sich auf den eigenen Fußabdruck auswirken.
Bilanz des CO2-Rechners
Laut den Angaben des Bundesumweltministeriums erhält man durch den CO2-Rechner einen Überblick, über den persönlichen CO2-Ausstoß, der ja abhängig vom eigenen Lebensstil ist. Um es vergleichen zu können, erhält man ebenso eine Übersicht über den deutschen Durchschnitt. Doch wie wurde der Durchschnitt berechnet? Woher stammen diese Werte? Eine richtige Erläuterung, wie die Werte berechnet werden, findet man konkret auf den ersten Blick nicht. Nur PDFs und Statistiken. Man muss sich tief in die Materie einarbeiten.
Dazu kommt: Gefühlt setzt sich der Mix mehr mit Fahrten und dem Energielevel der Wohnung auseinander. Sie sind die Hauptmerkmale. Inwieweit jemand bewusst lebt, auf Verpackungen verzichtet, nachhaltig repariert oder einkauft, das wird nur ganz am Rande betrachtet (zumindest beim CO2-Rechner des Bundesumweltministeriums). Es gibt einem das Gefühl, nur wenig an der Situation ändern zu können, beziehungsweise nur dann, wenn man mit viel Geld etwas ändert.
Wer beim Schnellcheck Werte austauscht, der ist ebenfalls überrascht: Bei der ersten Eingabe ein Auto angegeben und gleichzeitig noch Verzicht auf öffentliche Verkehrsmittel, dazu Fleisch- und Milchproduktesser: Das ergibt, bei gleichbleibender Wohnungswerte, 7,58 Tonnen CO2. Bei der zweiten Eingabe kein Auto angegeben, gleichzeitig nur Nutzung der öffentlichen Verkehrsmittel, dazu kein Fleisch- oder Milchproduktesser: Das ergibt, bei gleichbleibender Wohnungswerte, 6,75 Tonnen CO2. So macht das Auto (ohne Werte wie viel man fährt, es ist ja nur ein Schnellcheck) und der Nahrungsmittelkonsum gerade mal 0,83 Tonnen mehr aus. Und gleichzeitig sind die Wahl der Nahrungsmittel und der Verkehrsmittel die Gebiete, wo man selbst schnell etwas ändern kann!
Fazit
Wer sich mit seinem ökologischen Fußabdruck in Form dieser Online-Rechner auseinandersetzt, der wird enttäuscht sein. Ein guter Mix in Ernährung, die Nutzung von E-Autos oder der Einbau einer neuen Heizung - gefühlt hat man viel umgesetzt und gleichzeitig ändert sich der Wert kaum. Rahmenbedingungen, wie beispielsweise lange Fahrtwege zur Arbeit, können nicht einfach so verändert werden. Wer sich aktiv mit dem Thema auseinandersetzt, der sollte sich von den CO2-Rechnern nicht enttäuschen lassen. Auch wenn durch die Betrachtung auf das Gesamte man das Gefühl hat, mit kleinen Dingen nichts zu ändern, der sollte sich von seinem Vorhaben, etwas zu verändern, nicht abbringen lassen. Denn: Jedes Kilogramm CO2, das man einspart, hilft der Umwelt. Kleine Veränderungen im Alltag, dazu vielleicht eine Veränderung im Garten, mit mehr Bäumen und Pflanzen statt englischer Rasen, helfen. So kann man seinen Beitrag leisten. gib
CO2-Rechner
www.uba.co2-rechner.de
www.fussbadruck.de
Klima konkret
Klimaschutz und Nachhaltigkeit sind in aller Munde. Doch wo betrifft das konkret unseren Alltag? Was können wir tun, um bewusster zu leben und dabei gleichzeitig Ressourcen zu schonen? Und wie kann ein nachhaltiger Lebensstil begeistern, statt eine Last zu sein? Diese und weitere Fragen will die Wochenblatt-Serie Klima konkret beantworten. Alle zum Thema bereits veröffentlichten Beiträge finden Sie auch auf https://www.wochenblatt-reporter.de/tag/klima-konkret
Autor:Gisela Böhmer aus Frankenthal |
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