Es gilt das Bauwerk zu schützen!
Rheinhauptdeich bei Frankenthal – die Aufgaben der Deichmeisterei
Frankenthal. Hochwasser ist ein Naturereignis, regelmäßig trägt auch der Rhein Hochwasser. Oftmals sind diese Hochwasser in unserer Region nicht so schlimm, auch wenn das Wasser bis zum Deich steht. An solchen Tagen stellt man sich die Frage: Wer ist denn für den Deich zuständig und sorgt dafür, dass dieser im Notfall hält? Tagtäglich – unabhängig vom Hochwasser – gibt es Menschen, die den Deich kontrollieren und wo nötig reparieren: die Deichmeisterei. Das Stadtmagazin Frankenthaler sprach mit Normen Karg. Er ist Mitarbeiter der Struktur- und Genehmigungsdirektion Süd (SGD) und ist dort für die Wasserwirtschaft, Abfallwirtschaft und Bodenschutz, Deichmeisterei /Neubaugruppe Hochwasserschutz Oberrhein tätig.
Zu seinen Aufgaben gehört die Pflege, Sicherung und Überwachung der Rheindeiche. „Die Arbeiten umfassen insbesondere die Pflege der Grasnarbe, den Rückschnitt von Gehölzaufwuchs im Deichbereich und die Ausführung von Erdarbeiten. Die Deichmeisterei begleitet und überwacht Maßnahmen Dritter wie die Verlegung von Kabel- oder Leitungsquerungen und Grabungen innerhalb der Deichschutzzone“, berichtet Normen Karg.
Jeder kann den Deich schützen
Auch Spaziergänger können ihren Beitrag dazu leisten, das Deichbauwerk, denn es ist ein errichtetes Bauwerk aus naturnahen Bestandteilen, zu schützen. Die Grasnarbe ist für die Sicherheit und Unversehrtheit des Deiches wichtig. Sie ist wie ein natürliches Gewebe, dass auf dem Deich aufliegt. Diese Grasnarbe sollte deswegen nicht zerstört werden, beispielsweise durch Trampelpfade oder – was in Höhe der Kläranlage bei Frankenthal aktuell zu sehen ist – durch Fahrräder. Durch die Trampelpfade kann der Deich Erosionsanfälliger werden.
Risiko des Überströmens sehr gering
Darüber hinaus werden alle Rheinhauptdeiche alle zwei Jahre im Rahmen der nach Landeswassergesetz geforderten Deichschau abgelaufen und untersucht. Der Abschnitt bei Frankenthal wurde letztmalig 2004 ausgebaut. „Damals wurde auf einen Abfluss im Rhein von 6.000 Kubikmeter/Sekunde ausgebaut. Das ist für uns ein wichtiger Wert. Die Deichhöhe ist zirka 3 bis 3,50 Meter gegenüber der umliegenden Geländehöhe. Bezogen auf den Pegel Mannheim liegt die Deichhöhe bei einem Pegelwert von zirka 10 Meter, bezogen auf den Pegel Worms bei 8,60 Meter. Man könnte bei einer Hochwasserlage die Deichkrone auch nochmals erhöhen, aber es wurde so oder so schon ein zusätzliches Freibord von 80 Zentimetern gegenüber dem errechneten Bemessungswasserstand gebaut. Die Gefahr eines Überströmens des Deiches hier ist sehr gering“.
Dennoch haben die Mitarbeiter der Deichmeisterei und der Wasserwehren bei einer Hochwasserlage viel zu tun. Der Deich wird sehr genau beobachtet. Regelmäßige Kontrollen sind während eines Hochwassers nötig. „Ein Deichversagen kündigt sich vorher an. So kann es zu Aussickerungen mit Austrag von Erdreich, Verformungen der Oberfläche und Rissen kommen. Aus diesen Gründen muss man bei Hochwasser auch regelmäßig den Deich begehen“, berichtet Normen Karg weiter.
Weitere Deichertüchtigung soll kommen
Auch wenn der Rheinhauptdeich bei Frankenthal 2004 ausgebaut wurde, sind noch weitere Arbeiten im nördlichen Bereich, zwischen Petersau und Worms, geplant. Hier steht noch eine Deichrückverlegung aus. „Die Maßnahme wurde jedoch aufgrund der besonderen Betroffenheit landwirtschaftlicher Flächen noch nicht umgesetzt“, so Normen Karg.
Achtung Hundehalter!
Normen Karg richtet einen dringenden Appell an alle Hundebesitzer. „Es wäre sinnvoll, wenn Hundehalter ihre Tiere an der Leine entlang des Deiches führen und vor allem dort nicht scharren oder graben lassen“. Sehr viele – vor allem große – Schadlöcher entstehen durch Hunde. Es handelt sich aber eben um ein Bauwerk, welches eine Sicherheitsfunktion für alle hat, und dies sollte nicht unnötig zerstört werden. Auch geht die Bitte an alle Hundebesitzer, die Hinterlassenschaften ihres Vierbeiners zu beseitigen. „Eigentlich soll das Gras, das wir regelmäßig vom Deich abmähen, nachhaltig genutzt werden und zu Heu verarbeitet werden. Durch den Hundekot kann das Gras aber nicht getrocknet werden“, so Normen Karg. Davon mal abgesehen, es gibt nichts Schlimmeres, also bei einem gemütlichen Spaziergang entlang des Rheins in Hundekot zu treten – das sollte für jeden bereits Ansporn genug sein, dies wegzumachen.
Reiten am Deich nicht erlaubt
Auch für Reiter gibt es eine traurige Nachricht: Entlang des Deiches gibt es eine Schutzzone, die links und rechts des Deiches jeweils fünf Meter breit ist. Auf dem Deich und in der Schutzzone ist Reiten nach Rheindeichordnung verboten.
Deiche bei Hochwasser nicht betreten
Auch bei einem Hochwasser sollte man gewisse Vorsichtsmaßnahmen einhalten. So appellierte die SGD Süd, die Deiche entlang des Rheins nicht zu betreten. Die Deiche sind technische Bauwerke, die nur zuverlässig vor Hochwasser schützen können, wenn sie nicht beschädigt sind. Durchweichter Untergrund darf daher bei Hochwasser nicht noch weiter unnötig durch Schaulustige belastet werden. gib
Autor:Gisela Böhmer aus Frankenthal |
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