Lösungsvorschläge gegen Lebensmittelverschwendung
Vereint in Weltfremdheit
"Containern soll nicht straffrei werden - aber überflüssig" so stand es am Freitag in der Nr 23 der Rheinpfalz auf der Seite "Süddeutsche Zeitung".
Um es kurz zu fassen: Die von den Politikern einhellig anvisierte Lösung soll sein, zum einen die Angabe eines Ablaufdatums aufzuweichen bei Lebensmitteln, die nachweislich sehr sehr lange haltbar sind über das jeweils angegebene Datum hinaus und zum anderen die Händler zu zwingen, Lebensmittel zu spenden.
Zu Haltbarkeitsdatum
Nun ist das zum einen nachvollziehbar, wenn Artikel der Vorratshaltung wie Zucker, Salz, Kakao, Kaffee usw. wegen Ablaufen des Haltbarkeitsdatum fortgeworfen werden müssen, daß man dies vermeiden kann.
Nur sind das nicht die Lebensmittel, die hauptsächlich in den Containern landen.
Solche lang haltbaren Lebensmittel geben einem gut geführten Discounter einen langen Vorlauf bis ihre Haltbarkeit abläuft. In dieser Zeit können sie herabgepreist werden, als Aktionsware, 30 Prozent - Artikel usw. verkauft werden bis der Rest dann an die Tafel oder den Container geht.
Es gibt nur einige wenige Lebensmittel, wo ein Ablaufdatum wirklich kaum Sinn macht, wie z. B. Salz. Bei den meisten Waren die da als Argument angegeben werden, kann man streiten, denn die Übergänge sind fliessend und abhängig von sehr vielen Faktoren. Daher sollte man sich gut überlegen, die Pflicht, das Ablaufdatum angeben zu müssen, aufzuweichen.
Kosten der Spendenpflicht
Niemand von diesen Politikern dachte darüber nach, was es im realen Leben bedeuten wird, sollte diese Spendepflicht eingeführt werden.
Wer wird dann spenden müssen? Was für Lebensmittel müssen dann gespendet werden? Wer kontrolliert das? Werden sich dann Händler freikaufen dürfen, ? Wer kontrolliert, ob und wieviel gespendet wird? Wird die Spende dann steuerlich absewtzbar sein und wer bezahlt die Sachbearbeiter, die das verwalten?
Tafeln
Unsere Tafeln sind NICHT selbstverständlich! Bei uns in Frankenthal durfte ich über ein Jahr hautnah mit erleben wie engagiert die Mitarbeiter an unserer Tafel Lebensmittel verteilen.
Es sind meist Pensionäre, die da einen Knochenjob leisten und im Eiltempo möglichst alle Menschen zu versorgen, die da kommen und dies meist weit über die Öffnungszeiten hinaus - eben damit alle etwas bekommen und keiner mit leeren Händen heim muss.
Die Ware muss zu bestimmten Zeiten geholt, manches gleich versorgt werden, wie z.B.: Tiefkühlware.
Die Ausgabe muss wegen der vielen Menschen fast wie am Fließband gehen.
Es sind in den letzten Jahren immer mehr Menschen geworden, die dort hingehen müssen und es grenzt sowieso schon an unverschämtheit, wie selbstverständlich diese Menschen allein deshalb ausgenutzt werden, weil sie Hilfsbedürftige eben nicht im Stich lassen.
Würden die Geschäfte zur Spende gezwungen, müssten auch die Tafeln bezahlte Mitarbeiter einstellen, um die Lebensmittel zu holen. Auch die Räumlichkeiten müssten grösser angemietet werden und all das kostet auch. Von Ehrenamtlichen wird ein solches Aufgabenvolumen nicht mehr stemmbar sein.
Es ist ein schlechtes Ding die Tafelmitarbeiter auszubeuten, nur um sozial zu scheinen, aber im Grunde an allen sozialen Ecken sparen zu können.
Die Tafeln sind gute Einrichtungen. Aber sie sind kein Stopfmittel für Finanzlücken und kein Spielzeug.
Lebensmittel im Container
Was wirklich im Container landet, sind Lebensmittel mit kurzer Haltbarkeit und damit schnell eintretendem Ablaufdatum.
Dies sind die Frischwaren, Gemüse, Obst, Fleisch, Fisch, Milchwaren usw.
An einigen dieser Lebensmitteln verdienen aber die Händler gut.
Sie sehen deshalb ungern, wenn diese an die Tafel gehen.
Denn mit jeder Frischware, die an der Tafel landet oder aus dem Abfall gefischt wird, muss ein Einzelhändler fürchten, seine Ware nicht mehr los zu werden. Dies trifft gerade jetzt zu, da viele Lebensmittel so viel teurer wurden.
Daher verteilt die Tafel viel viel Brot - sehr viel, gut Obst, Gemüse, aber sehr wenig Käse, Joghurt, Milch, Fleisch.
Discounter, die sogenannte "Rettertüten" anbieten, haben genaue Regeln, was da rein darf und an jeder Kasse einen Aushang mit Bildern und Vorschriften. O-Ton einer Mitarbeiterin an der Kasse- nach Durchwühlen meiner Rettertüte: "Die Zitrone ist noch gut. Die können wir da nicht rein getan haben."
Strafbarkeit
Wer Containern selber straffrei stellen will, sagt ausdrücklich daß Sachbeschädigung auszuschliesen sei von eben dieser Straffreiheit.
Bliebe Diebstahl und Hausfriedensbruch.
Da fortgeworfene Lebensmittel und allgemein das, was in der Mülltonne liegt, als Müll zu bezeichnen ist, fragt sich ob und wie weit Diebstahl von Abfall strafbar ist.
Ein Hausfriedensbruch liesse sich mit einem Platzverweis des Besitzers heilen, der dann ja auch hingehen und seine Container sichern kann.
Eine Anzeige könnte er dann bei Beschädigung dieser Sicherheit stellen.
Die Polizei würde es freuen, wenn sie wegen weniger Straftaten tätig werden müsste, als mehr.
Eigentliche Problematik
Händler müssen ihre Lebensmittel wegwerfen aus Gründen die entweder der Logistik oder der Wirtschaftlichkeit ihres Unternehmens geschuldet sind. Da steckt ein harter Konkurenz- und Überlebenskampf im Handel dahinter, den man nicht einfach ausblenden kann.
Die Tafeln sind jetzt schon überbelastet.
Viele Menschen sind bald unter dem Existenzminimum. Sie können sich auch keine gesunde frische Nahrung leisten.
Und es werden immer mehr.
Schlusswort und Frage nach Straffrei machen von Containern
Jeder Händler, der wirklich verhindern will, daß aus seinen Containern Lebensmittel herausgeholt werden, kann dies leicht tun, in dem er den Container sichert, die Lebensmittel unbrauchbar macht oder sie selber spendet.
Dies tun viele Händler freiwillig, soweit sie sich das leisten können sowieso.
Containern umgeht den Zwang auf die Händler auch gute Ware wegwerfen zu müssen aufgrund des Ablaufdatums und Ihreer rechtlichen Verantwortung dem Kunden gegenüber.
Ab dem Zeitpunkt, wo ein Lebensmittel im Müll landet, sollte das als Müll angesehen werden und der Diebstahl desselben nur strafbar in Verbindung mit Sachbeschädigung oder Schlimmeren.
Die Bundesratsinitiative sollte sich da doch mehr Gedanken machen.
Autor:Maiken Liefeith aus Frankenthal |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.