Offener Brief gegen den Verkauf der Synagoge Freinsheim: Prominente Unterstützer
Freinsheim. Ein offener Brief appelliert pünktlich vor Verleihung der Hermann-Sinsheimer-Plakette an den Freinsheimer Stadtrat, den im Dezember beschlossenen Verkauf der ehemaligen Freinsheimer Synagoge zu überdenken. Die Sinsheimer Preisträger der vergangenen Jahre stehen ganz oben auf der Liste der Erstunterzeichner des offenen Briefs.
Es liest sich wie das Who is who der deutschen Kultur: Autorin und Publizistin Carolin Emcke, Liedermacher Konstantin Wecker, Literatur Nobelpreisträgerin Herta Müller und Schriftsteller und Publizist Navid Kermani sind die Erstunterzeichner des offenen Briefs des Vereins „Kulturstätte Alte Synagoge Freinsheim“ an den Freinsheimer Stadtrat gegen den Verkauf der Synagoge in Freinsheim. Alle vier sind zugleich auch Preisträger der Hermann-Sinsheimer-Plakette, die am Sonntag durch Stadtbürgermeister Matthias Weber erneut vergeben wird. Neben den 86 Erstunterzeichnern haben bis Redaktionsschluss am Montagabend 120 weitere Unterstützer den offenen Brief unterzeichnet.
Verkauf der Freinsheimer Synagoge im Dezember beschlossen
Bereits im Dezember hatte der Stadtrat von Freinsheim den Verkauf der ehemaligen Synagoge beschlossen, obwohl der Verein „Kulturstätte Alte Synagoge Freinsheim“ ein Konzept zur kulturellen Nutzung des teilweise unter Denkmalschutz stehenden Gebäudes erarbeitet hatte. Alleine die sozialdemokratische Fraktion hatte komplett gegen den Verkauf votiert. Ausschlaggebend für die anderen Fraktionen waren neben Bedenken wegen Lärm und Zweifel an der Tragfähigkeit des Konzepts die klammen Kassen der Stadt.
Der Hermann Sinsheimer Preis sei Ausdruck der Erinnerung an die Zeit des Nationalsozialismus und deren Opfer in Freinsheim, schreibt der Verein in seinem offenen Brief. Der Preis „wurde im Andenken an den Juristen, Journalisten und Schriftsteller Hermann Sinsheimer gestiftet, der in der Zeit des Nationalsozialismus Deutschland verlassen musste und dessen Geschwister im KZ ermordet wurden.“ Die ehemalige Synagoge an der Judengasse in Freinsheim sei lebendiger Zeuge der jüdischen Geschichte in Freinsheim. „Durch den jetzt anstehenden Verkauf der ehemaligen Synagoge wird die bisher geleistete Erinnerungsarbeit dauerhaft abgewertet“, heißt es in dem Schreiben weiter. Im Brief wird gefragt, ob die Haushaltsentlastung mit der endgültigen Trennung vom Symbol der Erinnerung an Hermann Sinsheimer und die jüdische Gemeinde erkauft werden soll. Die Unterzeichner appellieren an den Stadtrat, die Entscheidung für den Verkauf noch einmal zu überdenken. rko
Autor:Roland Kohls aus Ludwigshafen |
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