Ausstellung eröffnet
Germersheim feiert Jubiläum des "deutschen Woodstock"
Germersheim. "Jeder Mensch bekommt seine 15 Minuten Ruhm" - das hat Andy Warhol 1968 gesagt. Für die Stadt Germersheim sollte es sogar drei Tage Weltruhm - nur das ein paar Jahre später. Von 20. bis 22. Mai 1972 fand auf der Insel Grün das 2. British Rock Meeting statt - 100.000 Zuschauer - munkelt man - haben damals beim "Deutschen Woodstock" so namhafte Bands wie Amon Düül2, Humble Pie, Lindisfarne, Guru Guru, Spencer Davis Group, Status Quo, Wishbone Ash und Pink Floyd live auf der Bühne gesehen.
Germersheim feiert seine drei Tage Weltruhm
Und weil dieses Großereignis genau vor 50 Jahren stattgefunden hat, gibt es in Germersheim heute wieder Grund zum Feiern: Noch bis 1. Mai wird im Weißenburger Tor mit einer Ausstellung an diesen Meilenstein der Stadt- und Musikgeschichte erinnert. Zu sehen sind Fotos vom Festival, die Privatpersonen sowie das Landesarchiv in Speyer zur Verfügung gestellt haben. Ein kurzer
Film (ca. sieben Minuten), der während der Ausstellung in Dauerschleife laufen wird, lässt die Atmosphäre von damals wieder aufleben und versetzt die Besucher zurück in das Jahr 1972. Am 21. Mai wird im Stadtpark Fronte Lamotte außerdem ein Open-Air Konzert mit der Punk Floyd-Coverband Echoes und einem authentischen Hippiemarkt geben.
Auch wenn das Festival auf der Insel Grün viele Jahre - selbst in Germersheim - in Vergessenheit geraten war, zeigte der unerwartet große Publikumsandrang schon zur Eröffnung der Foto-Ausstellung, dass sich die Menschen gerne an das Großereignis von einst erinnern. Viele Besucher erkannten sich oder Freunde auf den Fotos wieder, schwelgten in Erinnerungen an die "gute, alte Zeit". Auch wenn damals nicht alles ganz so einfach war. "Man hatte damals schlicht Sorge, dass 'tausend und abertausend langhaarige Gammler' das traditionell katholisch-konservative Germersheim überfallen", wie Bernd Meinke vom Verein Interkultur und Mitorganisator des Jubiläums, berichtete.
Langhaarig und höflich - die jungen Wilden von damals
Auch Bürgermeister Marcus Schaile, konnte einiges von damals berichten. Selbst - nach eigenen Bekundungen - zwar damals "noch im Grundschulalter", zitierte er aus Briefen besorgter Bürger, die die Stadtverwaltung 1972 aus ganz Deutschland erreichten - aus Sorge vor den "arbeitsscheuen Hippies", die das "schöne Germersheim zerstören könnten". Und natürlich war man auch in Germersheim durchaus besorgt - schließlich hatte die Stadt damals gerade mal 10.000 Einwohner, da können 100.000 Festival-Besucher schon ganz schön einschüchternd wirken.
Aber das Festival fand statt, alles verlief friedlich, auch wenn - oder gerade weil - rund 90 Prozent der Zuschauer nach Angaben der medizinischen Kräfte vor Ort, Drogen konsumierten. Ein paar eingetretene Glasscherben und Verbrennungen durch die Lagerfeuer - mehr gab es von Polizei und Sanitätern damals nicht zu berichten. Im Gegenteil: Man sprach sogar von einem "ausgesprochen höflichen Publikum". Viele von den "jungen Wilden" von damals haben zwar heute auch noch lange Haare, haben über die Jahre aber durchaus bewiesen, dass sie keineswegs "arbeitsscheue Taugenichtse" sind.
Autor:Heike Schwitalla aus Germersheim | |
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