BriMel unterwegs
Romantische Nachenfahrt in den Abendstunden

Nachenfahrt auf dem Altrhein | Foto: Brigitte Melder
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Germersheim. Wir hatten Glück, noch einen der heiß begehrten Plätze für die Sonnenuntergangsfahrt am 23. August zu ergattern. Dank Hinweis von Wochenblatt-Reporterin Julia Lutz wurde ich darauf aufmerksam. Eine Nachenfahrt am Morgen hatte ich bereits 2018 mitgemacht und darüber berichtet.

Der Boots- und Fremdenführer Hermann Schwäger begrüßte auch im Namen der Stadt Germersheim die 12 Besucher aus nah und fern um 18.30 Uhr mit herzlichen Worten. Er erzählte, dass er seit vielen Jahren die Führungen mache und uns in den nächsten beiden Stunden den Auwald näherbringen wolle. Wir sollten die Augen aufhalten, denn die Tiere hier leben frei und würden nicht gefüttert. Ob man also welche sehen würde, könne er nicht versprechen. Der Bootsführer der vorhergehenden Gruppe zeigte uns in seiner Mütze sogleich seinen Fang, einen Nachtfalter namens Mönchskopf.

Während der Fahrt erfuhren die Teilnehmer jede Menge, teils lustig präsentierte Geschichten. So erzählte Herr Schwäger, dass einmal ein Kormoran einen Aal von 1 Meter Länge gefangen hatte, da dieser sich jedoch heftig wehrte und außerdem zu groß war, musste er von diesem Festmahl ablassen. Aale seien Kämpfer, die auch noch in der Pfanne zappeln würden. Die Fahrt ging entlang des Naturschutzgebietes. Herr Schwäger erklärte, welcher Vogel wie fliegt. Wir suchten den Eisvogel, der mit seinem blauen Federkleid ein optischer Hingucker sei. Da jedoch flink und klein, war er jedes Mal weg bevor man sich umdrehte. Auch der Lockruf auf Schwägers Handy lockte ihn nicht zu uns. Am beliebtesten bei den hiesigen Anglern sei der Zander. Wir bekamen erklärt, was Erlen, Weiden und Pappeln sind und welche Bedeutung sie hätten. Auch die schönen Schwertlilien seien hier heimisch. Hier sei noch der komplette Altrheinarm vorhanden. Er erzählte von der Insel Grün, von dem dort in früheren Zeiten stattgefundenen Woodstock Festival, von der hier angesiedelten Großfirma Daimler Benz, von Herrn Tulla und der Rheinbegradigung.

Wir fuhren in die Nähe eines mit Schwefelporlingen bewachsenen Baumes. Er erzählte, man könne die ohne Bedenken essen und gab Rezeptvorschläge. Nach 20 Minuten Kochzeit könnte man die Pilze glatt als Hähnchenfleisch verkaufen. An uns flog ein Purpurreiher vorbei, der am Bauch purpurrot schimmerte und nicht einfach nur grau sei. Das seien Junge von diesem Jahr. Und wir sahen auch einen Graureiher in Ruhestellung, die er aber nur so lange beibehielt bis wir ihm zu dicht auf die Pelle rückten. Neu für uns war die Erklärung von dem Ausdruck „reihern“. Reiher müssen brechen, wenn sie Tiere mit Pelzen fressen. Schwäger erzählte von Nutrias und der Gänseplage; nun ja, wir hatten keine einzige Gans auf unserer Fahrt gesichtet, dafür Schwäne. Herr Schwäger holt aus seiner „Überraschungstüte“ einen Zunderpilz. Diese Spezies sieht man öfter an Laubholz wachsen. Die Nomaden benutzten sie früher zum Feuer machen. Uns wurden die Jahresringe des Holzpilzes erklärt. Der Zunder in der Mitte sei weich wie Filz und drum herum holzig. Der Ausdruck „Brennt wie Zunder“ sei falsch, denn Zunder würde nicht brennen, sondern nur glühen.

Wir erblickten auf unserer lehrreichen Tour auch die beiden Kühltürme von Philippsburg, die nächstes Jahr gesprengt werden. So bekommen die Fotos Seltenheitswert ;-) In diesem Gewässer gebe es auch Welse von zwei Meter Länge, so ein Exemplar hatte unser Guide mit einer anderen Gruppe gesehen. Herr Schwäger erklärte uns die Bezeichnung von Höckerschwänen, denn an einem solchen Exemplar kamen wir anschließend vorbei. Wir erfuhren, dass das hier früher das größte Malariagebiet Europas war. Im Jahre 1949 gab es den letzten Malariakranken, aber nicht jeder stirbt an Malaria. Er erklärte, dass Kabs unschädlich für die Natur seien und nur für die Bekämpfung der Larven bestimmt seien. Am Ende unserer einfachen Fahrt befinden sich Buhnen zur Rheinabgrenzung hin. Hier fahren dann die großen Frachtschiffe, manche liefern sich ein „Elefantenrennen“, wenn sie einen voll beladenen „Pott“ überholen. Zur Feinregulierung der Buhnen müsse ab und zu dann mal Kies reingeschüttet werden.

Auf einem Ast saß ein Kormoran, der eigentlich einen Hals wie ein Pelikan habe, das sehe man optisch jedoch nicht so wie beim Pelikan. Kormorane würden in Asien dazu abgerichtet, Fische zu fangen. Bei uns sei das wegen des Tierschutzes natürlich verboten. Herr Schwäger erzählte die interessante und auch belustigende Geschichte von der im Rhein versunkenen Lokomotive und von schwimmenden Wildschweinen, von Knochen und Skelettfunden, die einmal Mammuts und Nilpferden zugeordnet werden konnten. So sehen seien sie im Karlsruher Naturkundemuseum. Hier in der Gegend fände man Muscheln und Krebse und die Rinde der Weiden sei für alle möglichen Krankheiten nützlich. Alles in allem sahen wir wenige Tiere, erhielten jedoch viele Informationen und ein romantisches Farbenspiel als die Sonne viel zu rasch verschwunden war. (mel)

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Autor:

Brigitte Melder aus Böhl-Iggelheim

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