Rückkehrer aus China zur Quarantäne in Germersheim
"Wir reagieren angemessen, entschieden und ruhig auf die Gefahren des Coronavirus"
Germersheim. Im Laufe des Samstagabends sollen sie in der Germersheimer Südpfalz-Kaserne ankommen: 128 Menschen - von der Bundesregierung aus dem chinesischen Wuhan ausgeflogen, aus Angst vor dem dort grassierenden Coronavirus. Sie alle haben China freiwillig verlassen, das betonte Parlamentarische Staatssekretär des Bundesgesundheitsministeriums Dr. Thomas Gebhart im Rahmen einer Pressekonferenz am Samstagmorgen auf dem Kasernengelände.
Der Flug hat sich mittlerweile etwas verspätet, da Russland dem Airbus die Landeerlaubnis verweigerte und das Flugzeug zum Betanken nach Helsinki ausweichen musste. Mit der Ankunft in Frankfurt wird gegen 16 Uhr gerechnet.
"Es handelt sich um 102 deutsche Staatsbürger und ihre Familienmitglieder, die unter anderem aus China, den USA oder Rumänien stammen. Unter den 128 Personen befinden sich rund zwei Dutzend Kinder im Alter ab anderthalb Jahren", so Gebhart weiter. Nach ihrer Ankunft auf dem Flughafen Frankfurt/Main werden alle noch einmal einem gründlichen Gesundheitscheck unterzogen. Sollte einer der Rückkehrer Symptome einer Corona-Infektion zeigen, würde dieser sofort in ein Krankenhaus gebracht. "Nur augenscheinlich gesunde und symptomfreie Menschen kommen nach Germersheim", betonen alle Beteiligten.
"Wir reagieren angemessen, entschieden und ruhig auf die Gefahren des Coronavirus - und die Südpfalz-Kaserne hier in Germersheim ist der ideale Ort, um dies zu tun", sagte Gebhart und verwies darauf, dass die zentrale Unterbringung aller Rückkehrer am Standort Germersheim eine gemeinschaftliche Entscheidung gewesen sei.
14 Tage abgeschirmt
Sie sollen erst einmal für 14 Tage auf dem Gelände der Südpfalz-Kaserne in strikter Quarantäne bleiben. Zwar können sie sich dort auch im Freien bewegen, allerdings nur auf einem abgeriegelten Gelände und nur mit Mundschutz. Man wolle so natürlich sicher gehen, und eine mögliche Verbreitung ausschließen, aber die Abschottung sei natürlich auch zum Wohle der Rückkehrer, deren Privatsphäre man um jeden Preis schützen wolle. Alle Rückkehrer werden täglich untersucht, sobald es zu Krankheitssymptomen kommt, werde der Betroffene in ein Krankenhaus nach Ludwigshafen verbracht. Dort sei alles für den möglichen Ernstfall vorbereitet, auch wenn man nicht mit dessen Eintreffen rechne, so der Staatssekretär weiter.
Lediglich wenn es zu einem Ausbruch des Corona-Virus käme, müsste die Quarantäne zumindest für einige Personen verlängert werden. "Wir werden die 128 Personen in vier Kleingruppen einteilen, so dass eine Erkrankung nie die ganze Gruppe betreffen würde", erklärt er.
Ein Arzt und 27 ehrenamtliche Mitarbeiter des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) gehen freiwillig mit in Quarantäne. Sie werden für die Versorgung und Betreuung der Menschen sorgen. Er rechne damit, dass nach einigen Tagen des Ausruhens dann eine Art Animationsprogramm - auch speziell für die Kinder - einsetzen werden, allein schon um den sprichwörtlichen Lagerkoller zu vermeiden, sagt Oliver Talke, Landesbeauftragter des DRK und selbst einer der freiwilligen Helfer. Es gebe natürlich Spielzeug für die Kinder und auch für die Unterhaltung der Erwachsenen sei gesorgt. Für ihn sei es - obwohl er sich natürlich schon auch Gedanken mache - selbstverständlich gewesen, sich zu melden. "Wir sind dafür da, um den Menschen zu helfen. Und da ich beim DRK arbeiten, war es für ich einfacher als für viele andere, von meinem Arbeitgeber eine Freistellung für die zwei Wochen zu bekommen. Deshalb sehe ich es als meine Pflicht, hier dabei zu sein."
Auch die Bundeswehr tut ihr Möglichstes, um den Rückkehrern die 14 Tage Isolation so angenehm als möglich zu machen. Untergebracht sind sie im Gebäude 4 der Südpfalz-Kaserne, das 2018 erbaut wurde und den modernsten Standards der Bundeswehr entspreche, wie der Kommandeur des Luftwaffenausbildungsbataillon Oberstleutnant Peter Eckert erklärte. Es handelt sich dabei um Zwei-Bett-Zimmer, alle mit Nasszelle ausgestattet, es gibt in jedem Zimmer einen modernen Flachbildfernseher und natürlich auch WLan. Die Menschen können hier Wäsche waschen und in den Teeküchen auch kochen. Man wolle so gut wie möglich einen "normalen Alltag" herstellen.
Alle Ankömmlinge sind gesund
Immer wieder betonen alle beteiligten Ämter und Institutionen, dass alle Menschen, die in Germersheim in Quarantäne kommen, gesund sind. Und dass es sich bei der Abschottung um eine reine Vorsichtsmaßnahme handle. Der Landrat des Landkreises Germersheim Dr. Fritz Brechtel: "Die Rückkehrer sind hier, weil sie als infektionsgefährdet gelten, aber sie sind definitiv gesund. Wer heute in Frankfurt beim letzten Gesundheitscheck nicht gesund ist, kommt nicht nach Germersheim. Wir haben hier hervorragende Betreuungsmöglichkeiten und für die Bevölkerung besteht keinerlei Gefahr. Im Gegenteil, alles andere als eine Quarantäne wäre viel gefährlicher. Und wir hoffen natürlich, dass in 14 Tagen alle Rückkehrer dann Germersheim gesund wieder verlassen können. Aber so lange wollen wir ihnen den Aufenthalt hier so angenehm wie möglich machen."
Auch die rheinland-pfälzische Gesundheitsministerin Sabine Bätzing-Lichtenthäler appellierte an das Verständnis der Bürger. "Die Südpfalz-Kaserne ist einfach der optimale Standort. Ein neues Gebäude, gut erreichbar und doch abgeschlossen. Wir wollen hier jetzt alles tun, um diesen Menschen, die in den letzten Tagen in China einiges erlebt haben und mit dem System dort einiges durchmachen mussten, das wir uns gar nicht vorstellen können, gut zu empfangen, gut zu betreuen und hoffentlich in 14 Tagen dann gesund und sicher zu entlassen."
Man nehme die Lage ernst, sei wachsam und kümmere sich, aber zur Panik sei absolut kein Grund, betonte sie. "Die Menschen waren und sind gesund, von ihnen geht aus heutiger Sicht keine Gefahr aus."
Update
Wie am Abend bekannt wurde, musste eine Person aus dem Flugzeug, das heute aus Wuhan in Frankfurt eintraf, mit Corona-Syptomen als so genannter "Abklärungsfall" in das Frankfurter Uniklinikum gebracht werden. Auch andere Reisende mussten - vor ihrer Ankunft in Germersheim - in der Klinik behandelt werden, jedoch aus anderen medizinischen Gründen. Die Menschen, die nach Germersheim gebracht wurden (115), zeigen keinerlei Symptome und gelten daher derzeit als gesund.
Autor:Heike Schwitalla aus Germersheim | |
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