Die erste Woche mit Corona-Regeln - eine Friseurin berichtet
"Wir haben gespürt, wie wichtig unsere Branche für das Wohlbefinden der Bevölkerung ist"
Sondernheim/Region. Seit einer Woche nun ist es den Friseuren erlaubt - trotz der anhaltenden Corona-Pandemie - wieder zu arbeiten. Wie sich die Schließzeit auf die Branche ausgewirkt hat, wie die Wiedereröffnung mit den neuen Hygiene-Regeln gelaufen ist und wie die Kunden all das aufgenommen haben, berichtet Friseurin Ute Högerle im Gespräch mit "Wochenblatt"-Redakteurin Heike Schwitalla. Die Friseurmeisterin hat ihren Salon in Sondernheim 1988 eröffnet und beschäftigt dort eine Gesellin und eine Auszubildende.
???:Wie stark hat sich die Schließzeit auf Ihr Geschäft ausgewirkt?
Ute Högerle: "Natürlich fehlen mir sechs Wochen Umsatz, den man nicht mehr aufholen kann. Aber ich habe meine Mitarbeiter behalten können. Als Corona-Hilfe habe ich das Sofortprogramm des Bundes und ein KfW-Darlehen in Anspruch genommen. Beim KfW-Darlehn hat mir meine Hausbank - die VR Südpfalz - sehr geholfen.
???: Seit 4. Mai können Sie nun wieder arbeiten. Welche Hygienestandards müssen Sie einhalten und wie haben Sie die Vorgaben in Ihrem Salon umgesetzt?
Ute Högerle: Ich habe von sieben Friseurstühlen nur vier im Einsatz. Damit kann ich einen größtmöglichen Abstand einhalten. Wir tragen alle einen Mundschutz und Handschuhe. Nach jedem Kunden werden der Arbeitsplatz und das Handwerkzeug (Schere, Kamm und Bürsten) desinfiziert und jeder Kunde bekommt einen frisch gewaschenen Umhang.
???:Wie klappt die Umsetzung für Sie und Ihre Mitarbeiter? Was ist das größte Problem?
Ute Högerle: Die Umsetzung klappt ganz gut. Wir haben jeden Schritt abgesprochen. Natürlich ist es ein sehr großer zeitlicher Aufwand der sich auf die Terminplanung und den Arbeitsablauf auswirkt.
???: Was hat sich für die Kunden geändert?
Ute Högerle: Das Gespräch mit der Friseurin und das Trinken von Kaffee oder Tee fallen jetzt weg. Natürlich auch das Lesen von Zeitschriften während der Einwirkzeiten. Es gibt keinen Wartebereich, die Kunden dürfen nur einzeln ins Geschäft eintreten und müssen ihre Hände vorher desinfizieren. Sind alle Stühle besetzt müssen sie leider vor der Türe warten. Außerdem sind wir verpflichtet, ein Protokoll über die Ankunft der Kunden und das Verlassen des Ladens führen, das der Kunde auch Abzeichen muss.
???:Und wie nehmen die Kunden die neuen Regeln auf?
Ute Högerle: Die Kunden sind glücklich, dass wir wieder arbeiten dürfen und halten sich an die Regeln.
???: Ist die Ansteckungsmöglichkeit ein Thema?
Ute Högerle: Da wir uns im Team streng an alle Vorschriften halten, sind wir das sehr entspannt.Bei den Kunden ist es unterschiedlich, die etwas älteren Menschen sind zum Teil schon sehr verunsichert.
???:Wie war der Andrang in der ersten Woche?
Ute Högerle: Der Andrang war in der ersten Woche sehr groß, da jeder natürlich gewartet hat das es wieder „losgeht“. Durch den zusätzlichen Aufwand wird die Kapazität gemindert. Aber wir haben am Montag noch einmal zusätzlich geöffnet und können somit zumindest einen Teil der Stammkundschaft zufrieden stellen.
???: Gibt es Signale bzw. was glauben Sie, wie lange Friseure mit den Corona-Regelungen arbeiten müssen?
Ute Högerle: Ich glaube das der Zustand länger anhalten wird. Für meine Mitarbeiter und mich hoffe ich, dass der Zustand nicht so lange anhält den das Arbeiten mit Mundschutz und Handschuhen ist doch sehr anstrengend. Grundsätzlich denke ich, dass die Menschen generell etwas mehr „sensibilisiert“ sind, was die Hygiene betrifft, die für uns Friseure schon immer stark im Vordergrund steht.
???: Wie ist Ihr Resümee nach den ersten Öffnungstagen?
Ute Högerle: Wir sind alle sehr glücklich, dass wir wieder arbeiten dürfen. Vor allem haben wir gespürt, wie wichtig unsere Branche für das Wohlbefinden der Bevölkerung wirklich ist. Sorgen mache ich mir nur darüber, dass möglicherweise andere Kollegen die Hygienestandards nicht so genau nehmen und wir deshalb wieder schließen müssen.
Autor:Heike Schwitalla aus Germersheim | |
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