Der Quirnbacher Pferdemarkt
Der Quirnbacher Pferdemarkt - immer am zweiten Mittwoch im November

Das vollbesetzte Festzelt auf dem Quirnbacher Pferdemarkt | Foto: privat
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  • Das vollbesetzte Festzelt auf dem Quirnbacher Pferdemarkt
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Steffi Körbel in der Landesschau am 29.11.2023 - Quirnbacher PferdemarktAls Einstieg ein bisschen Historie - warum der Pferdemarkt an einem nass-kalten Mittwoch im November abgehalten wird

Bevor man als Besucher ins Getümmel des Quirnbacher Pferdemarktes stürzt, stellt man sich die Frage, warum dieser ausgerechnet am zweiten Mittwoch im November stattfindet. Um diese Frage zu beantworten, muss man etwas in die Vergangenheit eintauchen. Denn dass sich Quirnbach gerne heute noch als Marktgemeinde bezeichnet - wenn auch nicht immer ganz ernst gemeint -, kommt nicht von ungefähr. Die Markttradition reicht im Ort viele Jahre, Jahrzehnte, gar Jahrhunderte zurück. 
Das Jahr 1444 war kein gutes Jahr für die Grafen von Veldenz. Für die Gemeinde Quirnbach aber schon. Warum das so ist?
Nun, die Grafen von Veldenz starben 1444 in männlicher Linie aus und kamen durch Heirat zu den Herzögen Pfalz-Zweibrücken. Und die begannen mit dem, was man heute Buchhaltung nennen würde. Aus einer Kellereirechnung des Oberamtes Lichtenberg erfahren wir, dass auf dem Markt in Quirnbach „4 Fuder herzoglicher Wein verzapft wurden“. Und schon haben wir die urkundliche
Ersterwähnung der Quirnbacher Märkte. Hier geht es allerdings um den Bartholomäusmarkt, aus dem die Quermbacher Kerb entstand. Ein Fuder Wein sind mehr als 1000 Liter. Und da man davon ausgehen kann, dass auch Wein an der Obrigkeit und damit dem Steuersäckel vorbei verkauft wurde, kommt da ganz schön was zusammen. Auffallend deshalb: In Quirnbach konnte man
damals schon ganz schön feiern!
Das Jahr 1794 war für die Stadt Kusel schlecht, für die Gemeinde Quirnbach allerdings nicht. Warum das so ist?
Nun, 1794 wurde die Stadt Kusel von französischen Revolutionstruppen niedergebrannt. Die Kuseler Märkte wurden aus wirtschaftlichen Erwägungen kurzerhand nach Quirnbach verlegt, weil das kleine Dorf einen exzellenten Ruf als Marktort hatte. Kusel wollte seine Märkte zwar wieder zurückhaben, als es wiederaufgebaut war, aber dem wurde nicht entsprochen. Die Franzosen
schafften in der Folge Zünfte ab und brachten Gewerbefreiheit. Und schon Mitte des 19. Jahrhunderts wurden in Quirnbach 30 Märkte im Jahr abgehalten. Das Jahr 1876 war ein gutes Jahr für die Gemeinde Quirnbach. Warum das so ist?
Nun, der Gemeinderat unter Bürgermeister Munzinger beschloss, im November einen Pferdemarkt abzuhalten. Neu war, dass es ein reiner Pferdemarkt war, dass eine Lotterie eingeführt wurde und natürlich, dass Tanzmusik erlaubt wurde. Und so ist der Markt eigentlich bis heute geblieben.
Bleibt noch zu klären, warum an einem Mittwoch und warum im November? Der Wochentag war für die Landwirte egal, da das Vieh auch am Wochenende versorgt werden musste. Und: im Spätherbst war die Arbeit der Bauern großteils erledigt, die Ernte war eingebracht und so hatten sie Zeit, einen Markt zu besuchen. Dabei wurden nicht nur Pferde und Kühe gehandelt, sondern auch
gleich deren Töchter und Söhne verkuppelt. Deshalb wurde der Pferdemarkt im Volksmund auch Heiratsmarkt genannt. Noch heute findet manch einer seinen Partner fürs Leben auf dem Pferdemarkt.  

Pferdeprämierung und Pferdeschau
Und dann geht es auf nach Quirnbach in die Pfalz. Am zweiten Mittwoch im November wird im -Seelen-Dorf im wahrsten Sinne des Wortes mit den Hufen gescharrt. Dann stehen - man kann es schon vermuten - gerade morgens die Pferde im Zentrum des Geschehens. Und so fällt dem Besucher als erstes das Pferdezelt auf, unter dem die Pferdeprämierung und Pferdeschau stattfindet, die zum Herzstück des Marktes zählen. Die Prämierung wird von Ortsbürgermeisterin Steffi Körbel um 09:45 Uhr eröffnet.

Das vorbereitete Pferdezelt | Foto: privat
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Bürgermeisterin Steffi Körbel eröffnet um 09:45 Uhr offiziell die Pferdeprämierung und damit auch den Pferdemarkt. | Foto: privat
  • Bürgermeisterin Steffi Körbel eröffnet um 09:45 Uhr offiziell die Pferdeprämierung und damit auch den Pferdemarkt.
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Bereits seit der ersten Pferdeprämierung  ist dann auch Bernd-Udo Schneider aus Queidersbach im mit Sägemehl ausgelegten Zelt dabei und umrahmt die Veranstaltung musikalisch mit der Trompete.
Nicht nur Pferdefreunde verfolgen dieses Ereignis am Pferdezelt. Das Programm verspricht auch für solche, die ansonsten weniger mit Pferden zu tun haben, ein sehenswerter Höhepunkt zu werden. Im Jahr 2024 wird die Prämierung bereits zum 35. Mal organisiert. Dafür steckt das Organisationsteam um Elke Blomeyer, Sarah Ludwig und Panja Schütz wochenlang in der Planung und stellt ein vielschichtiges Programm auf die Beine. Zu bestaunen sind alle Rassen, darunter auch Esel, die vorgestellt und von Preisrichtern benotet werden. Abgerundet wird das Programm durch verschiedene Schaunummern. Der Besuch dieser Veranstaltung ist eine tolle Gelegenheit für Pferdeliebhaber und Hobbyreiter, ihre Tiere einer breiten Öffentlichkeit zu präsentieren.

Bernd-Udo Schneider aus Queidersbach spielt seit den 1980er Jahren zur Eröffnung der Pferdeprämierung Trompete | Foto: privat
  • Bernd-Udo Schneider aus Queidersbach spielt seit den 1980er Jahren zur Eröffnung der Pferdeprämierung Trompete
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Elke Blomeyer vom Organisationsteam der Pferdeprämierung mit zwei Helfern | Foto: privat
  • Elke Blomeyer vom Organisationsteam der Pferdeprämierung mit zwei Helfern
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Zwei Helfer der Pferdeprämierung | Foto: privat
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Auszug aus der Pferdeprämierung | Foto: privat
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Trotz regnerischem Wetter zieht die Pferdeprämierung Jahr für Jahr zahlreiche Besucher an. | Foto: privat
  • Trotz regnerischem Wetter zieht die Pferdeprämierung Jahr für Jahr zahlreiche Besucher an.
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Die Preisrichter bei der Preisübergabe. | Foto: privat
  • Die Preisrichter bei der Preisübergabe.
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Groß und klein nehmen an der Prämierung teil. | Foto: privat
  • Groß und klein nehmen an der Prämierung teil.
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Das Programm der Prämierung wird durch Schaunummern ergänzt und attraktiv gestaltet. | Foto: privat
  • Das Programm der Prämierung wird durch Schaunummern ergänzt und attraktiv gestaltet.
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Die Besucher schauen interessiert zu. | Foto: privat
  • Die Besucher schauen interessiert zu.
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Die drei Organisatorinnen bekommen weitere Unterstützung von Ehrenamtlichen, die dabei helfen, dass alle Absperrungen eingehalten, alle Anmeldungen rechtzeitig im Pferdezelt durchgeführt werden und alle Vier- und Zweibeiner rechtzeitig zu ihrem großen Auftritt parat sind. 

So oder so ähnlich muss es ablaufen. Teil 1. | Foto: privat
  • So oder so ähnlich muss es ablaufen. Teil 1.
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Teil 2. | Foto: privat
Teil 3. | Foto: privat
Teil 4. | Foto: privat

Etwa 100 Marktstände bieten ein breites Angebot
Schlendert man vom Pferdezelt aus weiter, entdeckt man die etwa 100 Verkaufsstände, die ihre Ware feilbieten. Von Süßigkeiten, Likör, gestrickte Mützen und Schals reicht das vielfältige Angebot über Küchenutensilien zu Handwerkskunst bis hin zu den neusten Reinigungsmitteln. Damit das Marktgeschehen der Händler reibungslos abläuft, gibt es in Quirnbach dafür eigens einen Marktmeister. Seit 2017 hat Andreas Theobald dieses Amt inne. Bei ihm können sich die Standleute bewerben und werden von ihm zu Fragen und Anliegen beraten. Im Vorfeld teilt Theobald die Standplätze dann entsprechend ein. Dies ist Maßarbeit und muss mit Präzision geschehen. Mittwochs morgens geht es für den Marktmeister, der von zwei weiteren Helfern unterstützt wird, um 05:00 Uhr in der Früh los. Dann reisen bereits die ersten Standleute an und die Präsenz des Marktmeisters ist gefordert, damit jeder seinen zugewiesenen Platz findet, einhält und hin und wieder müssen noch unangemeldete Standbetreiber einen Platz zugewiesen bekommen. Da ist Flexibilität gefragt. Manchmal muss etwas nachjustiert werden, aber im Großen und Ganzen verläuft alles unproblematisch. Sind alle Händler vor Ort und der Aufbau ist abgeschlossen, ist auch für Theobald und sein Team die Arbeit getan. Dann können die Gäste entspannt an den Marktständen entlang schlendern.

Angebot eines Marktstandes. | Foto: privat
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Handwerkskunst auf dem Pferdemarkt. | Foto: privat
  • Handwerkskunst auf dem Pferdemarkt.
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Angebot eines Marktstandes. Beim Novemberwetter kann man sich am Likörstand wärmen. | Foto: privat
  • Angebot eines Marktstandes. Beim Novemberwetter kann man sich am Likörstand wärmen.
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Angebot eines Marktstandes. | Foto: privat
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Angebot eines Marktstandes. | Foto: privat
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Marktmeister Andreas Theobald bei der Arbeit am Vortag des Marktes. | Foto: privat
  • Marktmeister Andreas Theobald bei der Arbeit am Vortag des Marktes.
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Essen und Trinken im Q-Dorf
Hat man die Einkäufe an den Verkaufsständen getätigt, führt einen das Geschehen ins sogenannte Q-Dorf. Dort sind seit einigen Jahren die Quirnbacher Vereine in geballter Power zu finden. Ihnen wird am Pferdemarkt eine besondere Rolle zuteil, denn der Verkauf von Essen und Getränken ist vornehmlich den Vereinen vorbehalten. Von morgens bis abends und teilweise sogar bis spät in die Nacht verkaufen sie von Grumbeerwaffele, über Weißwurst und Brezeln, Currywurst, Bratwurst, Frikadellen bis hin zu Fischbrötchen und natürlich auch Kaffee und Kuchen. Doch es sind nicht nur die Dienste am Tag des Pferdemarktes zu besetzen. Die Vereine müssen planen, an ihren Holzbuden werkeln, Tage im Voraus wird aufgebaut, neu ausgerichtet, begradigt, die Stände eingeräumt, vorbereitet und direkt donnerstags wieder abgebaut. Das ist eine Mammut-Aufgabe, doch die Quirnbacher sind eine eingespielte Truppe und nicht selten kommt es vor, dass man nicht nur in einem Verein, sondern gleich bei mehreren einen Dienst übernimmt, damit alles klappt. Und auch Nicht-Mitglieder oder Engagierte aus umliegenden Ortschaften sind willkommene Helfer. Und so freut man sich in Quirnbach, dass das Essens- und Getränkeangebot von weiteren Ständen, etwa einem Weinstand oder einem Pizzastand, vervollständigt wird. 
Kein Verein, aber nicht minder wichtig für die Durchführung eines erfolgreichen Pferdemarktes, ist mittlerweile unsere „Mittwochs-Truppe“. Über das ganze Jahr treffen sie sich jeden Mittwoch, um kleinere und größere Arbeiten im und um Quirnbach und Liebsthal zu verrichten. In den Wochen vor dem Pferdemarkt kümmern sie sich vornehmlich um Aufgaben, die dieses Großereignis betreffen. Da sind zum Beispiel Verkehrsschilder zu erneuern, Pfostenhülsen zu setzen, die Kühltheke für den Kuchenverkauf zu reparieren. Was ihr alle leistet ist unbeschreiblich! 

Willkommen im Q-Dorf. | Foto: privat
Die Quirnbacher Vereine sind wesentlicher Bestandteil des Pferdemarktes. | Foto: privat
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Die Quirnbacher Vereine sind wesentlicher Bestandteil des Pferdemarktes. | Foto: privat
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Die Quirnbacher Landfrauen erhalten Unterstützung von Soldaten der Patenbatterie. | Foto: privat
  • Die Quirnbacher Landfrauen erhalten Unterstützung von Soldaten der Patenbatterie.
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Die Quirnbacher Vereine sind wesentlicher Bestandteil des Pferdemarktes. | Foto: privat
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Zum Pferdemarkt wird eigens eine große Lotterie organisiert
Nach der Stärkung im Q-Dorf, zieht es die Besucher langsam gen Festzelt. Aber bevor es soweit ist, kommt man am Losstand vorbei. Vieles von früher hat sich bis heute gehalten und etabliert, anderes wurde verändert oder den zeitlichen Entwicklungen angepasst. Zum Quirnbacher Pferdemarkt wurde von Beginn an eine Lotterie organisiert. Auch heute noch zählt diese zu den Hauptattraktionen auf dem Pferdemarkt. Waren anno 1900 vermutlich Pferd und Kuh begehrte Preise, lockt heutzutage vor allem eine siebentägige Kreuzfahrt für zwei Personen als Hauptgewinn die Käufer an. Außerdem winken weitere attraktive Preise auf ihre Gewinner. Die Lose können nicht nur am Losstand vor dem Festzelt, sondern schon einige Wochen im Vorfeld an einigen Vorverkaufsstellen gekauft werden. Die Ziehung der Gewinne erfolgt direkt donnerstags nach dem Pferdemarkt unter notarieller Aufsicht. Die Gewinnnummern werden dann auf der Homepage der Gemeinde Quirnbach sowie im folgenden Wochenblatt veröffentlicht. 

Am Losstand, der an der Stirnseite des Festzeltes steht, können bis abends um 21:00 Uhr Lose gekauft werden. Als Hauptpreis gibt es eine siebentägige Kreuzfahrt für zwei Personen zu gewinnen. | Foto: privat
  • Am Losstand, der an der Stirnseite des Festzeltes steht, können bis abends um 21:00 Uhr Lose gekauft werden. Als Hauptpreis gibt es eine siebentägige Kreuzfahrt für zwei Personen zu gewinnen.
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Erst Blasmusik, dann Partyband im Festzelt
Hat man die Pferdeprämierung verfolgt, sich an den Krämerständchen mit allerlei Zeugs eingedeckt, bei den Quirnbacher Vereinen im Q-Dorf mit Essen und Trinken gestärkt und auch durch den Erwerb einiger Lose sein Losglück herausgefordert, dann endlich betritt man das Festzelt. Es ist bereits in den frühen Morgenstunden dicht besetzt, die Geräuschkulisse ist durch Blasmusik und einem fortwährenden Stimmengewirr beachtlich. Die einen haben schon den ersten oder zweiten Schoppen Bier vor sich, andere genießen die Backkünste der Quirnbacher bei einer heißen Tasse Kaffee, was beides von den Landfrauen im Zelt kredenzt wird. Servicekräfte eilen umher, um auch die Gäste in der hintersten Reihe glücklich zu machen. Wird gerade zur Mittagszeit eher Publikum von älterem Schlag angezogen, wandelt sich im Laufe des Tages die Klientel im Festzelt. Gen Abend trudeln immer mehr jüngere Generationen ein, die die ausgelassene Stimmung im Festzelt genießen. Dann wird auch entsprechende Musik von einer Partyband zum Besten gegeben. Doch allen – ob jung oder älter – ist gemein, dass sie die einmalige Atmosphäre auf dem Pferdemarkt genießen und dafür nicht selten einige Kilometer und Urlaubstage auf sich nehmen, um dabei zu sein. An diesem einen Tag fühlt man sich in Quirnbach – in diesem kleinen Dörfchen in der Westpfalz - am Nabel der Welt. Man trifft Menschen, die man Jahre oder gar Jahrzehnte nicht mehr gesehen hat, andere treffen sich jedes Jahr auf dem Pferdemarkt und wieder andere lernen sich erst dort kennen. Und wer weiß, vielleicht hat sich auf dem Heiratsmarkt, wie der Pferdemarkt volkstümlich auch genannt wird, auch schon die ein oder andere Heirat angebahnt. 

Der Besucherandrang kann kommen. Im Festzelt ist alles bereit. | Foto: privat
  • Der Besucherandrang kann kommen. Im Festzelt ist alles bereit.
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Und hier mit Publikum. Jeder Platz wird benötigt. | Foto: privat
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Gute Stimmung im Zelt. | Foto: privat

Patenschaft mit der Bundeswehr
Die Ausrichtung des Pferdemarktes ist ein Kraftakt. Zwar sind die Quirnbacher eine eingespielte Truppe, doch wäre es ohne die Hilfe aus verschiedensten Richtungen kaum möglich, so ein Fest auf die Beine zu stellen. Feuerwehren, Ordnungsamt, Polizei und die Bundeswehr sind beispielsweise tagelang eingespannt und unterstützen, wo es geht. Und so war es vor gut 30 Jahren eine Begebenheit, die sich als Glücksfall entpuppte. Da ging die Ortsgemeinde Quirnbach eine Patenschaft mit der 4. Batterie 345 der Bundeswehr am Standort Kusel schloss. Was zunächst wie ein Spleen des damaligen Ortsbürgermeisters Hugo Nicolai aussah, sollte sich zu einem Segen für den Pferdemarkt entwickeln.
Vielfältig sind dabei die Einsatzfelder der Soldaten. Ob es um Infostände geht, um Erbsensuppe beim Gesangverein oder um Grillhaxen: die Soldaten der 4. Batterie waren immer vor Ort. Als die Anforderungen an die Veranstaltung wuchsen, wurde auch die Unterstützung ausgeweitet. Diese wurde auch beim Umzug des Bataillons nach Idar-Oberstein nicht eingestellt, die Patenschaft wurde von der 6. Batterie des ArtLB 345 übernommen.
Im Vorfeld des Marktes und auch danach müssen umfangreiche Beschilderungen zu Umleitungs- oder Einbahnregelungen gestellt und anschließend wieder entfernt werden: Die Bundeswehr unterstützt mit Personal und Fahrzeugen.
Am Pferdezelt benötigt man einen Unterstand für das Organisationsteam und die Jury: Die Bundeswehr hilft beim Zeltaufbau.
Und nicht zuletzt erfordert der Besucheransturm am Markttag selbst eine geregelte Parkplatzeinweisung und Verkehrsregelung: Die Soldaten zeigen immer freundlich, aber bestimmt auf, wie die Streckenführung ist und wo geparkt werden darf.
Als nicht gewollte, aber gerne in Kauf genommene Nebenwirkung verstärkt die Präsenz in Uniform das subjektive Sicherheitsempfinden der Gäste.
Im Laufe der Zeit hat sich die Unterstützung der Patenbatterie als Klammer für die Patenschaft erwiesen. Das Engagement der Soldatinnen und Soldaten erstreckt sich in Quirnbach so schon lange weit über den Volkstrauertag und die Kriegsgräberfürsorge hinaus.

Ein Pony namens Olaf 
Sicherlich gibt es zum Quirnbacher Pferdemarkt viele Anekdoten zu erzählen. Manche bleiben für immer verborgen. Manches ist aber auch so Außergewöhnlich, dass sogar die Zeitung darauf aufmerksam wird. So verhält es sich mit dem spontan angebahnten Kauf eines Ponys von zwei Quirnbacherinnen. Kirsten Fink und Panja Schütz, die mit Pferden nicht mehr als ein paar Reitstunden in Kindertagen verbanden, besuchten auf dem Pferdemarkt 2017 zum ersten Mal die Pferdeprämierung. In den Jahren davor absolvierten sie zum Zeitpunkt der Prämierung immer ihren Dienst bei den Landfrauen. Man könnte es Schicksal nennen, dass es in besagtem Jahr anders kommen sollte. Eher als Scherz träumten die beiden von einem kleinen Pferd, am liebsten ein schwarz-weißes. Auf dem Weg zur Pferdeprämierung kamen die Frauen bei den Pferdehändlern vorbei und da stand es nun. Das Pony namens Olaf schien geradezu ihren Träumen zu entspringen: klein, mit 23 Jahren schon von älterem Kaliber und mit schwarz-weißem Fell. Natürlich war man zunächst skeptisch. Das Pony muss gehegt und gepflegt werden und benötigt auch einen Platz zum Leben. Viele Fragen kamen auf, die es doch zu bedenken galt. In Quirnbach lässt sich aber bekanntlich vieles recht schnell regeln, vor allem im Festzelt am Pferdemarkt. Die Überlegungen von Fink und Schütz machten die Runde und jeder wusste etwas zum Thema beizutragen. Und so kam es, dass man direkt im Freundeskreis eine Lösung für die dringlichste Frage – der Unterbringung - fand. Olaf könnte auf dem Hof einer Freundin unterkommen. Als sei dies nicht schon genug schicksalhafter Begebenheiten, hatte man zuhause sogar gerade Geld für den nächsten Heizölkauf parat liegen. Dieses wurde zweckentfremdet, sodass auch die finanzielle Abwicklung schon mal kein Problem darstellen sollte. Alle Bedenken und Hürden waren ausgeräumt und so wurde Olaf schließlich gegen Heizölgeld Quirnbacher.

Olaf, der unverhofft zum Quirnbacher wurde. | Foto: privat
  • Olaf, der unverhofft zum Quirnbacher wurde.
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Die Liebe zum Pferdemarkt verbindet über Ortsgrenzen hinweg

Dass nicht nur Quirnbacher den Pferdemarkt ins Herz geschlossen haben, wird spätestens klar, wenn man sich die Besuchszahlen des geschichtsträchtigen Marktes ansieht. Dieses Volksfest hat seinen eigenen Charme, der unzählige Gäste aus nah und fern stets in seinen Bann zieht. Schätzungsweise pilgern jedes Jahr um die 10.000 Menschen und zahlreiche Vierbeiner in das beschauliche Örtchen in der Westpfalz. Eine davon ist Carmen Geib aus Queidersbach. Seit etwa zwanzig Jahren zählt sie zu den Stammgästen am zweiten Mittwoch im November. Sie schildert, dass sie und ihre Schwester das Abitur aus einem bestimmten Grund ganz besonders herbeisehnten: "Nach dem Abitur war es uns möglich, den Pferdemarkt endlich auch schon vormittags besuchen zu können". Frau Geib kommt seit dem Jahr für Jahr und tritt damit in die Fußstapfen ihrer Großmutter, denn auch für sie war der Pferdemarkt stets Pflichtprogramm. Und wie ihre Enkelin sich noch erinnert, wurden nur dort neue Wachstischdecken erworben. Auch hat Carmen Geib schon einiges in Quirnbach erlebt. Sie gehört nicht nur zu den Stammgästen auf der Pferdeschau, sondern hat schon selbst mit ihrem Pferd teilgenommen, war gar 2014 im Fernsehen. Natürlich kommt auch das Bummeln an der Vielzahl an Marktständen nicht zu kurz - ganz wie es die Großmutter vor ihr schon getan hat. Und abends findet man sie häufig mit Freunden und Familie im Festzelt. Neben ihrem Fernsehauftritt war sicherlich auch der erste gemeinsame Besuch mit ihrer Tochter einer ihrer Pferdemarkt-Höhepunkte. Mit einem Schmunzeln erzählt die Queidersbacherin, dass ihre Tochter bereits im zarten Alter von zwei Wochen zum ersten Mal mit auf dem Pferdemarkt war. In der Familie wird scherzhaft behauptet, dass diese extra ein paar Tage früher zur Welt kam, um das Fest nicht zu verpassen. Wenn das nicht die nächste Generation ist, die dem Quirnbacher Pferdemarkt treu verbunden sein wird?
Wie sehr Carmen Geib den Pferdemarkt im Herzen trägt, zeigt auch ein Text, den sie schon vor vielen Jahren auf Facebook veröffentlicht hat und der seit dem jedes Jahr für sie und ihre Freunde als Countdown für den Pferdemarkt-Besuch gilt, so etwa auch im Jahr 2023:
"Es ist der 08. November 2023…ein Mittwoch…die ganze Pfalz feiert die Mitte der Woche, „Bergfest“… die GANZE Pfalz? Nein! Ein kleines Dorf in der Westpfalz feiert den Ausnahmezustand! Menschen aus nah und fern fallen bereits in den frühen Morgenstunden im Ort ein und bevölkern die Straßen. Auf Verständnis von Unbeteiligten braucht man nicht zu hoffen…“Wie? Mittwochs? Mitten unter der Woche? Da muss man doch arbeiten?“ Nein! Man nimmt sich frei! Schon auf Jahre im Voraus. Man drängelt vor Krämerständchen die sich in einer bunten Mischung und Vielfalt, von Haushaltswaren bis hin zum Pferdezubehör in den engen Gassen platziert haben und Zeug verkaufen, das man eigentlich nicht braucht, aber sonst nirgends findet, außer hier…man steht dicht an dicht um ein improvisiertes Reitzelt um eine ländlich-bäuerliche Pferdeschau zu verfolgen…man steht- wenn es sein muss-stundenlang im Regen…man quetscht sich in das am Morgen bereits proppevolle Bierzelt…und bleibt möglicherweise bis zum nächsten Morgen dort… mitten unter der Woche…am zweiten Mittwoch im November… ES IS QUiRNBACHER PÄÄRDSMAARKT!!!! Kann man nicht beschreiben! MUSS man erleben!"

In Funk und Fernsehen
Der Quirnbacher Pferdemarkt ist überregional bekannt. Das führt dazu, dass nicht nur Amerikaner aufgrund der Nähe zur Ramsteiner Air Base immer wieder gerne zu Gast auf dem Volksfest sind, sondern auch das Fernsehen oder der Rundfunk gern gesehene Gäste sind. Im vergangenen Jahr war Bürgermeisterin Steffi Körbel sogar ins Fernsehstudio des SWR in Mainz eingeladen. Im Vorfeld war der SWR freitags zum Filmen in Quirnbach. Da steckte der Pferdemarkt noch in den Knochen, aber wir haben uns umso mehr über den Besuch gefreut. 

Und so vergeht wieder ein Jahr, in dem geplant, getüfftelt und umgesetzt wird, um am zweiten Mittwoch im November wieder die Pforten für den geliebten Quirnbacher Pferdemarkt zu öffnen.

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Autor:

Kathi Körbel aus Glan-Münchweiler

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