Tiefengeothermieprojekt Graben-Neudorf
Nur eine mangelhafte Zementierung?
Die Meldung der Badischen Neueste Nachrichten am 20.01.2023 und die Presseerklärung der Deutschen Erdwärme lassen alle Möglichkeiten offen, wie man vorgehen will beim Vorzeige-Projekt in der Region nördlicher Landkreis Karlsruhe.
Mangelhafte Zementierung: Geothermie-Tests in Graben-Neudorf verzögern sich
Von der Reparatur oder der Ausbesserung des defekten Bohrabschnittes bis hin zur kompletten Einstellung des Projektes, alles ist vorstellbar. Das Letztere dürfte dem Unternehmen und seinen in Kopenhagen sitzenden Haupt-Geldgebern sicherlich teuer zu stehen kommen. Die Verfüllung eines solchen fast 4 Kilometer tiefen Bohrloches ist ein äußerst kostspieliges Unterfangen.
Die Deutsche Erdwärme Gmbh hat hiermit jedoch bereits Erfahrungen. Im pfälzischen Bellheim verfüllte man schon einmal ein gescheitertes Bohrloch der Firma HotRock im Jahre 2018 mit Spezialbeton. Geschäftsführer bei der HotRock GmbH war zu damaligen Zeiten Horst Kreuter, der heute beim Unternehmen Vulcan Energy Resources GmbH wieder als Geschäftsführer fungiert.
Rückbau der Geothermiebohrung in Bellheim abgeschlossen
Sicher ist, dass man mit einer vorher erklärten Bohrzeitplanung von lediglich 2,5 - 3 Monaten für eine Bohrung den Rahmen mit letztendlich 8 Monaten komplett gesprengt hat. Jeder Bohrtag kostet viele tausend Euro in dieser Branche.
3D-UNTERGRUND-DATEN NICHT VERLÄSSLICH?
Auch scheint die Tiefe des Bohrlochs nicht mehr ganz der ursprünglich beantragten Tiefe beim Regierungspräsidium Freiburg zu entsprechen. Bisher wollte man nur bis zu einer Tiefe von 3.735 m vordringen. Jetzt ist man lt. dem BNN-Bericht bereits bei 3.900 Metern angelangt. Haben die angeblich sehr aufschlussreichen 3D-Daten im Vorfeld nicht die richtigen Informationen geliefert, sodass man jetzt weitaus näher an das gefährliche Grundgebirge herangehen musste? Wollte man nicht ursprünglich einige hundert Meter Abstand zum immer wieder, bei bereits anderen Geothermieprojekten problematischen Granit halten?
Im Verlaufe der Bohrung am Projektstandort Graben-Neudorf dürfte grundsätzlich einiges komplett schief gegangen sein, was der Bürger wohl, aufgrund der mangelnden Transparenz der Firma, letztendlich wohl sicherlich nie erfahren wird. Was über die Zeit durchsickerte, war ein Verlust von ganzen 1.000 Metern beim Abteufen der Bohrung.
Noch kam es bisher zu keinem größeren Unglück auf dem Bohrplatz. Wer den Film „Deppwater Horizont“ aus dem Jahre 2016 kennt, kann sich annähernd vorstellen, was bei Tiefbohrungen alles eintreten kann. Man spielt immer wieder mit unserem Planeten, der sich hin und wieder zu wehren weiß. Wer den Film nicht kennt, hier ein kleiner Einblick:
Trailer Deppwater Horizont
WAHRGENOMMENE ERSCHÜTTERUNGEN IN GRABEN-NEUDORF
In den letzten Tagen vermehrten sich Gerüchte, dass in Graben-Neudorf Erschütterungen und ein tiefes Brummen zu spüren bzw. zu hören sei. Informationen an die Bevölkerung gab es von Seiten des Projektbetreibers nicht. Die Öffentlichkeitsarbeit der Deutschen Erdwärme GmbH aus Grünwald ist seit jeher als schwierig einzustufen.
In sozialen Netzwerken wurden viele User, die bspw. der Firma unbequeme Fragen stellten oder einfach nur ihren Unmut äußerten, bereits vor Monaten ausgesperrt. In der heutigen Zeit ein Vorgang, den sich andere Unternehmen aufgrund ihres offenen und transparenten Images nicht mehr leisten.
Bereits am Mittwoch, den 18.01.2023 wurde das Bohrlochabschlussventil per Schwertransport in den späten Abendstunden abgefahren. Normalerweise dient es zum sicheren Verschluss der Bohrung.
14 GMBHs DER DEUTSCHEN ERDWÄRME AGIEREN
Im Registrierungsportal der Länder findet man inzwischen ganze 14 Gesellschaften mit beschränkter Haftung, die unter und mit dem Namen Deutsche Erdwärme agieren. Ein inzwischen undurchsichtiges Firmengebilde und zugleich ein Firmen-Wirrwar?
BÜRGERENTSCHEID IN WAGHÄUSEL
Am 26.03.2023 steht in Waghäusel eine Entscheidung zum Verkauf von eventuellen Grundstücken der Stadt an den Projektbetreiber Deutsche Erdwärme GmbH zur Nutzung für ein Geothermieprojekt an. Im Vorfeld werden hierzu zwei Veranstaltungen durchgeführt, am 02.02.2023 ein Expertenhearing und am 10.03.2023 eine Bürgerinformationsveranstaltung zu Themen rund um den Bürgerentscheid. Beide Veranstaltungen werden in der Wagbachhalle von Waghäusel jeweils von 18.00 - 21.00 Uhr durchgeführt.
VERANSTALTUNG VON „LEBENSWERTES WAGHÄUSEL“
Im Vorfeld des Expertenhearings veranstaltet die Vereinigung „Lebenswertes Waghäusel“ am Mittwoch, den 01.02.2023 einen Stammtisch im „Amadeus“ Mannheimer Str. 46 in Waghäusel-Wiesental ab 18.30 Uhr. Alle Interessierten sind dazu herzlich eingeladen.
Autor:Jens Linowski aus Waghäusel |
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