Robert Schads Großplastik wird in Tiefenthal aufgestellt
„Fast wie ein Blitz...“
Von Jürgen Link
Tiefenthal. In seinen Zimmermannshosen, dem dunklen Pullover und den derben Haferl-Schuhen ist er kaum von den Bauarbeitern zu unterscheiden, die an diesem Tag rund um das Dorfgemeinschaftshaus und der „Neuen Mitte“ in Tiefenthal zu Gange sind. Erst als es gilt, den rund sechseinhalb Meter hohen Stahlkoloss auszurichten und Sichtachsen zu verbinden, wird der Künstler erkennbar.
Die Rede ist vom international renommierten Stahlbildhauer Robert Schad und seiner Großplastik Malog, die in den vergangenen Monaten in der Metallbaufirma Werle in Obrigheim entstand und die am letzten Tag des Aprils 2019 an ihrem künftigen „Wirkungsort“ aufgestellt wird. Die Gesten, mit denen Robert Schad anzeigt, wie er die Haushohe und immerhin rund 1200 Kilogramm schwere Stahlskulptur ausgerichtet haben will, erinnern an die Bewegungen eines Dirigenten vor dem Orchester, nur, dass Schad keine Musiker mit filigranen Instrumenten dirigiert, sondern Peter Werle und seinen Metallbauern zeigt, in welchem Winkel er die Figur ausgerichtet haben will und diese mit Brecheisen und Stahlstangen zu Werke gehen.
Wochenblatt-Ausgabe in einer Zeitkapsel
Gut eine halbe Stunde dauert die Feinausrichtung, bis der Maestro der markanten Stahlskulpturen, die sich unter anderem vor der Deutschen Botschaft in Moskau oder auf dem zentralen Platz des portugiesischen Wallfahrtsortes Fatima finden, mit den Winkeln und den Blickachsen zufrieden ist. „Fast wie ein Blitz, der in der Mitte einschlägt“, kommentiert Robert Schad sein Werk. Bevor die Figur auf ihr Fundament gestellt wurde, hatte Schad eine Zeitkapsel in Form einer verschraubten Metallhülse im Betonfundament unter der Figur deponiert. Sie enthält als zeitgeschichtliche Dokumente unter anderem eine Ausgabe des Wochenblatts vom 11. Oktober 2018, auf dessen Titelseite die Konzeption des Kunstwerks und die Intention des Künstlers ausführlich vorgestellt werden.
Nachzulesen hier: www.wochenblatt-reporter.de.
Sichtlich erleichtert zeigt sich am Ende auch Wolfgang Thomeczek, Galerist, Beigeordneter von Tiefenthal, Initiator und letztlich der Motor eines der bislang wohl ungewöhnlichsten Kunstprojekte im Leiningerland. Seit 2007 hat Thomeczek auf den Moment hingearbeitet, in der „Neuen Mitte“ seiner Wahlheimat Tiefenthal eine Plastik von Robert Schad aufzustellen, der bereits 2017 in Thomeczeks Kunstkabinett in Tiefenthal Stahlskulpturen und Plastiken ausstellte. Auch die Finanzierung des Projekts ist außergewöhnlich, denn Thomeczek hat so lange bei allen sich bietenden Gelegenheiten mit der sprichwörtlichen Sammelbüchse geklappert, bis er das Geld für „Malog“ zusammen hatte, zumindest zum allergrößten Teil.
Neue Mitte wird am 19. Mai eingeweiht
Bis zur Einweihung der neuen Mitte am Sonntag, 19. Mai, werden wohl auch zwei Aufreger Geschichte sein: Trotz vorheriger Absprachen entsprach der Platz, an dem die Plastik nun steht, nicht exakt dem Wunschort des Künstlers - und das vorher ausgemauerte Fundament erwies sich als exakt zehn Zentimeter zu Tief unter dem Niveau des umgebenen Platzes. Erstes wird wohl in die Annalen des Dorfes eingehen während zweites dank des unnachahmlichen Improvisationstalentes der Metallbauer rund um Andreas Werle gelöst werden konnte und unsichtbar unter einer Schicht Beton und Pflastersteinen verschwinden wird. jlk
Autor:Jürgen Link aus Lauterecken-Wolfstein |
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