Reaktivierung der Eistalbahn vor 30 Jahren
Jubiläum mit Eisenbahnfest gefeiert

Der Eistalbotschafter in Grünstadt | Foto: Zweckverband ÖPNV
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Grünstadt/Eisenberg. Mit einem historischen Dampfzug und einem modernen Triebwagen, beklebt mit Motiven aus dem Eistal, würdigte der Zweckverband ÖPNV Rheinland-Pfalz Süd am Sonntag, 13. Oktober, den 30. Jahrestag der Reaktivierung der Bahnstrecke Grünstadt – Eisenberg.

Botschafter für die Eistalbahn

Der Dieseltriebwagen vom Typ LINT wurde auf Initiative des ZÖPNV Süd mit einer Sonderbeklebung in der Fahrzeugmitte hergerichtet und am Sonntag im Beisein von Staatsministerin Katrin Eder in Eisenberg präsentiert. Anschließend pendelte der Zug als Regionalbahn auf der Eistalbahn. In den kommenden Monaten und Jahren wird das Fahrzeug dann entlang der Weinstraße, in Rheinhessen, entlang der Alsenzbahn sowie im Bereich des Landeskreises Bergstraße in Südhessen als Botschafter für die Eistalbahn unterwegs sein.

Der Dampfzug der Ulmer Eisenbahnfreunde beförderte am Festtag schon bis zum Nachmittag rund 1.500 Menschen auf der Eistalbahn und sorgte für einen optischen und technischen Kontrast zum aktuellen Dieseltriebzug bei den Fahrten zum verkaufsoffenen Sonntag und Street-Food-Festival in Grünstadt. Gleich am Morgen zeigte sich die Zugkraft der Dampflok – angesichts voller Züge musste das Personal auf die Mittagsfahrten vertrösten. „Schä war’s“ resümierte ein Fahrgast beim Aussteigen in Ebertsheim – und fasste so den Tag treffend zusammen.

30 Jahre Reaktivierung Grünstadt – Eisenberg als Auftakt zum Ausbaukonzept Rheinland-Pfalz-Takt

„Die Reaktivierung der Strecke Eisenberg – Grünstadt vor nun 30 Jahren markierte den Auftakt für das bundesweit beachtete Vorreitermodell des Rheinland-Pfalz-Taktes. In den Folgejahren wurden weitere Strecken revitalisiert und Angebote verdichtet. Mit den über das Land weitergeleiteten Bundesgeldern aus dem Topf der sogenannten Regionalisierungsmittel bietet der ZÖPNV Süd in Kooperation mit den beauftragten Verkehrsunternehmen das beste Angebot auf der Schiene und auf der Straße in Form der Regiobuslinien, das es im südlichen Rheinland-Pfalz jemals gegeben hat“, zieht Verbandsdirektor Michael Heilmann ein durchweg positives Resümee für den ZÖPNV Süd.

„Ohne eine Mobilitätswende werden wir unsere Klimaschutzziele nicht erreichen können. Gerade, weil im Verkehrssektor noch viel Klimaschutzpotenzial vorhanden ist, ist es wichtig, dass wir mehr Menschen zum Umstieg auf den klimafreundlichen Schienenverkehr bewegen. Um das zu schaffen, braucht es ein starkes und zuverlässiges Zug-Angebot, das wir stetig weiter ausbauen und zusätzlich neue Verbindungen wieder in Betrieb nehmen müssen. Im Vergleich zu Streckenneubauten sind Reaktivierungen tendenziell mit weniger Aufwand, kostengünstiger und schneller zu realisieren. Auf der Teilstrecke zwischen Grünstadt und Eisenberg wurde bereits vor 30 Jahren in diesem Bereich mit gutem Vorbild vorangegangen“, sagte Mobilitätsministerin Katrin Eder.

„Ein Land spart Zeit“

Nach der Reaktivierung des Teilabschnitts Grünstadt - Eisenberg der im Personenverkehr 1976 stillgelegten, einst bis Enkenbach führenden Eistalbahn Ende Mai 1994 wurden im südlichen Rheinland-Pfalz sukzessive weitere Strecken und Streckenabschnitte wieder für den SPNV genutzt. Hierzu zählen im Süden des Landes die Verlängerung der Eistalbahn nach Ramsen (später dann als saisonales Angebot bis zum Eiswoog), der Lückenschluss Grünstadt – Monsheim sowie die Strecken Alzey – Kirchheimbolanden, Winden – Wissembourg und Winden – Bad Bergzabern, Wörth – Lauterbourg und Heimbach – Baumholder. Hinzu kommt die direkte Strecke Kaiserslautern – Enkenbach über Eselsfürth. Zunächst saisonal genutzt werden die Zellertalbahn Monsheim – Langmeil (derzeit für die Sanierung gesperrt) sowie die Wieslauterbahn im Dahner Felsenland.

Konzeptionelles Kernelement des Rheinland-Land-Taktes war und ist jedoch die Vertaktung des Verkehrs mit Systemanschlüssen in den wichtigen Knoten. Unter dem Motto „Ein Land spart Zeit“ wurden die Angebote auf zahlreichen Strecken verdichtet und besser aufeinander abgestimmt. Die Fortschreibung als „Rheinland-Pfalz-Takt 2015“ führte zum Fahrplanwechsel im Dezember 2014 zur Einführung eines landesweiten Regionalexpressnetzes entlang von Rhein, Mosel und Saar sowie der Hauptstrecke Mannheim – Kaiserslautern – Saarbrücken, mit dem auch die Angebotsreduzierungen des DB-Fernverkehrs ausgeglichen werden konnten, um die landesweite Verknüpfung mit den ICE/IC-Knoten in Mannheim, Karlsruhe, Mainz und Koblenz sicherzustellen.

Trotz knapper Mittel: Die Zukunft planen

Trotz der kritischen Haushaltslage will der ZÖPNV Süd die Ausbauplanungen für die Schiene weiter vorantreiben. „Die aktuelle Mittelknappheit darf nicht dazu führen, die Zukunft nicht weiter zu planen. Wir treiben die beschlossene Einbeziehung der stillgelegten Strecke Zweibrücken – Homburg in das Netz der Rhein-Neckar-S-Bahn voran und möchten die Bahnstrecken Landau – Germersheim, die Zellertalbahn von Münchweiler nach Monsheim als direkte Verbindung zwischen Kaiserslautern und Worms sowie den Nordabschnitt der Glantalbahn von Staudernheim nach Lauterecken, auf denen derzeit der Schienenverkehr ruht, wieder ans Netz bringen. Künftige Bahnen fahren elektrisch, auch dort wo keine normale Oberleitung hängt. Mit dem Konzept der Batterietriebwagen sorgen wir in der Pfalz schrittweise ab Dezember 2025 für moderne Züge, die mit Ökostrom klimaneutral unterwegs sein werden. In Rheinhessen steht der Ausbau vor allem der Strecke Mainz – Alzey auf der Agenda, einschließlich des neuen Verknüpfungs- und Umsteigebahnhofs im Westen von Mainz (Arbeitsbegriff Mainz Schott)“, beschreibt Michael Heilmann die aktuell wichtigsten Einzelprojekte im Rahmen des Ausbaukonzeptes ´Rheinland-Pfalz-Takt 2030+´, welches unter der Federführung des Mainzer Klimaschutzministerium und gemeinsam mit dem Partnerzweckverband SPNV Nord erarbeitet wird und ergänzt. „Die Schiene muss ausgebaut werden, um einen stärkeren Anteil im Verkehrsartenmix zu erlangen. Der Bund ist als Eigentümer fast aller deutschen Eisenbahnstrecken gefordert, der DB die konkreten Planungsaufträge für den Ausbau der Infrastruktur im Rahmen des Deutschlandtaktes zu erteilen. Wir wollen die Erfolgsgeschichte des Rheinland-Pfalz-Taktes fortsetzen. Dies gelingt nur mit den Kommunen, dem Land und Bund zusammen“. schu/red

Autor:

Christine Schulz aus Wochenblatt/Stadtanzeiger Landau

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