Umfangreiche Sonderausstellung im Alten Rathaus
„Vom Mammut zu den Merowingern“
Grünstadt. „Vom Mammut zu den Merowingern – Spuren menschlichen Lebens im Leiningerland“ ist der Titel der nächsten Sonderausstellung, die das Museum im Alten Rathaus ab dem 1. Dezember zeigt. Ausgestellt werden Spuren der ältesten nachgewiesenen Besiedlung in der Region aus der Altsteinzeit bis zur Einwanderung der frühen Franken.
Mit den Merowingern, die allmählich den christlichen Glauben annahmen, endet die jahrtausendealte Tradition der Grabbeigaben, die für die Archäologie somit eine natürliche Zäsur darstellt.
Von den Menschen der Altsteinzeit sind Spuren in Form der von ihnen angefertigten Artefakte erhalten: Werkzeuge wie Schaber, Klingen, Pfrieme, Faustkeile, deren Alter zum Teil mit bis zu 600 000 Jahren angegeben wird. Die immer feinere und funktionellere Gestaltung der Steinwerkzeuge von der Alt- bis zur Jungsteinzeit mit ihren fein geschliffenen Beilklingen kann man in der Ausstellung nachvollziehen.
Tummelplatz für Höhlenbär und Wollmammut
Während der jüngsten Eiszeiten war das Leiningerland stets unvergletschert, so dass es den Großtieren einen Korridor für ihre Wanderungen bot – und damit den Menschen dieser Zeit eine Nahrungsquelle. Gezeigt werden Stoß- und Backenzähne sowie Schädel und Kiefer des ausgestorbenen Wollmammuts, den Schädel eines Höhlenbärs sowie wertvolle Leihgaben von Steppenbison und Wollnashorn.
Als die Menschen in der Jungsteinzeit ab 5.500 vor Christus sesshaft wurden, hinterließen sie Werkzeuge und Keramiken, für die eine reich verzierten Schalen der so genannten Rössener Kultur (um 4800 – 4550 v. Chr.) steht. Während der Bronzezeit (in Mitteleuropa etwa ab 2000 v. Chr.) lernten die Menschen erstmals Metall aus Erzen herzustellen. Werkzeuge, Waffen und Schmuck, daneben auch viele Keramik-Gegenstände aus gebranntem Ton, zeugen von dieser Zeit.
Danach besiedelten die Kelten die Region, die erste stadtartige Großsiedlung auf dem Donnersberg wurde gegründet. Die Kelten hinterließen die ersten Gegenstände aus Eisen wie Waffen, Werkzeuge, Nägel und Fibeln (Gewandspangen).
Römer hinterlassen Spuren im Leiningerland
Die Römer stießen zuerst Mitte des ersten Jahrhunderts vor Christi während Caesars Feldzügen an den Rhein vor. Endgültig eroberten sie die Region unter den Kaisern Augustus und Tiberius zu Beginn des ersten nachchristlichen Jahrhunderts, gründeten Speyer und Worms und siedelten auch im Leiningerland, wie der Vicus bei Eisenberg oder zahlreiche Landgüter an der Haardt bezeigen. Sie führten viele Kulturgüter und ein. Im Vicus in Eisenberg wurde Eisen aus Eisenerz in sogenannten Rennöfen gewonnen, auch in Grünstadt zeugen Schlackefunde von dieser frühen Form der Metallgewinnung.
Schon vor der römischen Besatzung hatte die keltische Bevölkerung in der Region stark abgenommen und sie verringerte sich weiter unter dem Zustrom germanischer Stämme, den Alemannen und Franken. Um die Wende zum sechsten Jahrhundert übernahmen die Franken die Herrschaft. Nach dem entscheidenden Sieg über die Alemannen ließ sich der merowingische Reichsgründer, König Chlodwig I., taufen – und nach ihm allmählich seine Untertanen.
Jüngstes Exponat ist am ältesten
Die Ausstellung zeigt einen Überblick über die eindrucksvollen, von den Merowingern hinterlassenen Artefakte. Das jüngste Exponat, eine der letzten Grabbeigaben aus merowingischer Zeit, ist kurioserweise auch eines der ältesten: Es handelt sich um Turmschnecken, die im Leiningerland vor etwa 30 Millionen Jahren lebten. Sie waren Meeresbewohner, denn der Oberrheingraben war im Oligozän von einem Meeresarm geflutet. Die Merowinger waren offensichtlich von der Schönheit dieser Fossilien angetan.
Eine solch umfangreiche Ausstellung in einem rein ehrenamtlich geführten Museum (Träger ist der Altertumsverein Grünstadt-Leiningerland) wäre ohne die Unterstützung und ohne die Leihgaben anderer nicht möglich gewesen: Dem Urweltmuseum Geoskop Kusel, dem Historischen Museum der Pfalz, Speyer, und der Ortsgemeinde Herxheim am Berg sowie privaten Leihgebern. jlk/ps
Hinweis:
Die Ausstellung wird am Samstag, 1. Dezember, um 14 Uhr im historischen Ratssaal des Museums eröffnet. Die ersten öffentlichen Führungen finden statt am gleichen Tag um 15.30 und 17 Uhr und am Sonntag 2., sowie Donnerstag 6. Dezember, jeweils um 15 Uhr.
Begleitende Vorträge und Themenführungen werden gesondert angekündigt.
Das Museum ist sonntags von 14 bis 17 Uhr, donnerstags von 14 bis 17 Uhr und während des Weihnachtsmarkts samstags von 12 bis 16 Uhr geöffnet, mit Führungen sind jeweils um 15 Uhr.
Der Eintritt ist frei – um Spenden wird gebeten
Autor:Jürgen Link aus Lauterecken-Wolfstein |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.