Reisebericht Serie 6.Teil
4000 km Deutschland er"fahren" 5. Etappe
Reif für die Insel und auf den Spuren des Nosferatu.
Bevor ich nach dem Check out im Hotel aufbrach, wollte ich die Gelegenheit wahrnehmen um auf den Spuren von Lothar Günter Buchheim das VII C U-Boot zu erkunden.
Das Marine Ehrenmal war noch keine hundert Meter vom Hotel entfernt also machte ich mich mit freudiger Erwartung auf den Weg dorthin. Es war der richtige Ort zur falschen Zeit, wie sich dann auch gleich herausstellen sollte. An der Kasse angekommen erklärte mir der Mitarbeiter, dass sie ausgerechnet heute wohl nur mit 2 Mann anwesend sind und der Kollege mit Vorbereitungsarbeiten beschäftigt sei. Das Boot könne erst gegen 10:00h geöffnet werden, was meinen Zeitplan um gut eine Stunde verzögert hätte.
Die geplante Route ist zwar diesmal nur rd. 280 km lang, jedoch wollte ich etwas mehr Zeit für Besichtigungen haben.
Etwas enttäuscht startete ich dann das Moped und fuhr Kurs Ost-Südost zum östlichsten Punk von Schleswig Holstein der Insel Fehmarn. Immer schön in Küstennähe weil , im Gegensatz zur Nordsee, die Deiche hier eine wahrhaft überschaubare Größe haben und man zwischendurch immer wieder mal einen Blick aufs Meer erhaschen konnte. Fehmarn mit einzubinden hatte zwei Gründe. Zum einen hat die Insel „noch“ eine gewisse Bedeutung für den innereuropäischen Verkehr und zum anderen wollte ich seit meiner Kindheit mal über die Fehmarnsundbrücke fahren.
Die Vogelfluglinie wurde 1963 eröffnet und war seitdem die direkte Bahn und Straßenverbindung zwischen Hamburg und Kopenhagen. Lediglich die 19 km über den Kleinen Belt wurden als Fährverbindung mit einbezogen. Die dafür erforderlichen Großbauten waren die Fehmernsundbrücke und der Fährhafen in Puttgarden, worüber es in den 1960ger Jahren eine Fernsehdokumentation über diese grandiose Leistung der Bau und Ingenieurskunst zu sehn gab und die mich als Kind so faszinierte, dass ich da mal unbedingt hin wollte. Der Name Vogelfluglinie leitete sich von der parallel verlaufenden Flugroute von Skandinavien nach Mitteleuropa der Kraniche und anderen arktischen Zugvögeln ab.
Durch die Jütlandlinie mit der Querung des Großen Belt, hatte die Vogelfluglinie etwas an Bedeutung eingebüßt. Seit Dezember 2019 wurde der Zugverkehr vollends eingestellt und die Fernzüge über die Jütlandlinie umgeleitet.
In Dänemark wurde bereits mit den Baumaßnahmen für eine Tunnelverbindung entlang der bisherigen Fährverbindung begonnen. Diese Verbindung beinhaltet neben der Bahn auch eine Autobahnröhre für jede Richtung und wird dann nach der Fertigstellung das endgültige Aus für das einst zukunftsweisende Projekt Vogelfluglinie bedeuten.
In der Nähe von Heiligenhafen schwenkte auch ich auf die Vogelfluglinie ein. Hier endet die A1 und geht in die B 207 über die dann als normale Bundesstraße Richtung Fehmarnsund weiterführt.
Mit der Actioncam am Helm näherte ich mich doch ein wenig aufgeregt der Brücke, deren imposanter Brückenbogen schon von weitem sichtbar ist. Die baulichen Gegebenheiten auf der Brücke ließen einen Stop für zum Fotografieren nun mal nicht zu, deshalb knipste ich über eine Fernbedienung am Lenker diese grandiosen Ausblicke entlang der Küstenlinien des Festlandes und der Insel. Es war halt auch das erste mal, dass ich auf einer Brücke über eine Meerenge fuhr und, wie bereits erwähnt, ging gerade ein alter Kindheitstraum, besser spät als nie in Erfüllung.
Fehmarn ist für sich schon eine Urlaubsreise wert. Das Angebot an Aktivitäten für Groß und Klein ist enorm und es gibt vieles auf der Insel zu erkunden. So fuhr ich zunächst an den nördlichsten Zipfel der Insel wo sich auch ein Campingplatz befindet. Der Imbiss hatte gerade zum Mittag geöffnet und so schaffte ich einmal mehr dort zu sein, wo die Arbeit erledigt aber noch nicht gegessen wurde. Erst einmal war Mittagspause.
Frisch gestärkt ging die Fahrt Richtung Puttgarden zu dem imposanten Fährhafen. Hier gibt es täglich 47 Fährverbindungen nach Dänemark und es war, zumal Hauptsaison, auch ein gehöriger Andrang an Fahrzeugen. Der Bahnhof hingegen wirkte eher verwaist und lediglich die Bauten erinnerten noch an die ehemals goldene Zeit des Eisenbahnverkehrs zwischen den beiden Staaten. Um es mit den Worten von Hannes Wader zu sagen: „Denn was neu ist wird alt und was gestern noch galt, gilt schon heut oder morgen nichts mehr“.
Mit etwas Wehmut begab ich mich auf die Weiterfahrt zum Festland. Im Nachhinein denke ich, dass ich auf Fehmarn etwas länger verweilen und eine Übernachtung dort einplanen gekonnt hätte. Noch einmal über die Brücke und dann nach Lübeck.
Die Landschaften hier sind allesamt ländlich geprägt und ähneln sich in den Küstenregionen schon sehr wobei der Osten in Schleswig Holstein doch wesentlich hügeliger ist. Die mit Reet bedecken Bauernkaten so wie wir sie mit dem Norden in Verbindung bringen, habe ich allerdings nur in Schleswig Holstein gesehen.
Lübeck habe ich nur als Transitreisender gesehen so wie ich generell die Durchfahrt durch größere Städte möglichst vermieden habe obwohl einige davon durchaus sehenswert sind. Aber der Weg war das Ziel und so führte mich die Route an Grevesmühlen vorbei nach Wismar, wo das Hotel Willert am südlichen Rand der Altstadt das Tagesziel war.
Nosferatu auf der Spur.
Wismar war eine der frühen Hansestädte und trägt seit 1990 auch wieder den Zusatz Hansestadt im Namen. Zusammen mit der Altstadt von Strahlsund wurde die Altstadt, aufgrund ihrer herausragenden Backsteingotik Bauwerke, 2002 in die Welterbeliste der UNESCO aufgenommen. Dieses Stadtbild war zum Teil Filmkulisse für den Vater aller Horrorfilme „Nosferatu eine Symphonie des Grauens“. Die spätere Hommage von Werner Herzog „ Nosferatu Phantom der Nacht“ mit Klaus Kinski in der Titelrolle spielte sogar in Wismar wobei die Außenaufnahmen des Hafens im Holländischen Delft gedreht wurden. Es gibt jedoch eine gewisse Ähnlichkeit zwischen dem Drehort und dem alten Hafen von Wismar.
Wenn man also durch die Altstadt schlendert vorbei an der Marienkirche und der alten Schule, könnte man sich durchaus vorstellen, dass des Nachts hinter einer dieser imposanten Backsteinfassaden in irgendeiner Fensternische Max Schreck oder Klaus Kinski als Vampir lauert um seine Blutdurst zu stillen. Aber es war ja Sommer und entsprechend lange hell. Von daher brauchte es keine Eile um dem Alten Hafen einen Besuch abzustatten.
Das erste Ziel war das Fischrestaurant „Seeperle“ direkt am Hafen. Ich entschied mich für einen Salatteller mit allerlei Fischleckereien, Dazu ein Weißwein aus Ellerstadt vom Weingut Hammel als Gruß aus der Heimat. Welch ein Tagesabschluss!
Danach ging ich noch am Kai entlang und machte noch einige Bilder unter anderm von dem Nachbau einer Hanse Kogge die dort festgemacht liegt und mit der Segeltörns angeboten werden.
Wismar war auch das letzte Ziel der Küstenetappen. Von nun an ging es wieder auf Südkurs. Aber zunächst erst wieder ins Hotel in ein gemütliches Einzelzimmer mit Senseo- Kaffeemaschine nebst Pads auf dem Zimmer aber einer vergleichsweise teueren Minibar.
Nosferatu hingegen wurde ja damals von Dr. van Helsing mit dem Holzpflock durchs Herz erlöst. Also konnte ich beruhigt einschlafen und neuen Zielen entgegenträumen.
Hier wieder ein paar Links
https://www.youtube.com/watch?v=G8zRDYMJWWw
https://www.youtube.com/watch?v=3KHK7RCoCmI&t=9s
https://de.wikipedia.org/wiki/Wismar
https://www.poeler-kogge.de/toerns.html
https://www.seeperle-wismar.de
Autor:Horst Sven Becker aus Haßloch |
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