Reisebericht Serie 7.Teil
4000 km Deutschland er"fahren" 6. Etappe

Route der 6. Etappe | Foto: H.S.B.
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Grenz"erfahr"ungen
Das Hotel Willert in Wismar, war zu DDR-Zeiten eine Mehrfamilien Stadtvilla.
Nach der Wende wurde es zu einem Stadthotel umgebaut und wird sehr professionell geführt. Im Frühstücksraum könnte man direkt meinen, dass man privat zu Gast wäre und in der guten Stube sein Frühstück einnehmen darf. Das kleine aber feine Buffet tut sein Übriges zu dem anheimelnden Eindruck.
Der heutige Kurs zeigt Süd-Südwest in den Mitteldeutschen Raum, um es genau zu sagen in den Harz. Auf der A 7 schon viele male in beiden Richtungen dort vorbeigefahren, wollte ich doch nun endlich mal das höchste Mittelgebirge Norddeutschlands erkunden. Außerdem ist der Harz, wie übrigens alle anderen Mittelgebirge auch, ein Anziehungspunkt für Zweiradfahrer aller Klassen aber auch und gerade für Motorräder.
So verließ ich Wismar in Richtung Schwerin, wo die Traktoren früher mal Fußball spielten oder waren es die Lokomotiven? Bei dem Maschinenpark in der früheren DDR blickte ich als bekennender Fußballlaie damals schon nicht so durch.
Unterwegs konnte ich vereinzelt Blicke auf den Schweriner See werfen und die schöne Landschaft genießen, welche uns Westdeutschen erst vor 30 Jahren, in aller Freizügigkeit zugänglich gemacht wurde. An dieses Thema sollte mich im weiteren Verlauf meiner heutigen Route noch ein paarmal erinnert werden. Ein Umleitung brachte mich dann südlich von Schwerin vom rechten Weg ab sodass ich ein Haken nach Nordwest schlagen musste. Ich kam nach Plate, ein malerisches Örtchen in dieser Gegend und was mir da begegnete, hätte ich wohl eher in Ostfriesland in der Fehnregion vermutet.
Eine Schrankenanlage ohne Bahnübergang aber mit einer Brücke. Nach dieser Brücke befindet sich gleich links ein idyllisches Plätzchen an dem kleinen Fluß genau gegenüber der Feuerwehr. Da musste ich einfach mal eine kleine Pause einlegen. Von hier konnte ich die seltsame Brücke genauer betrachten und auch gleich zusehen wie diese Hebebrücke in Aktion trat. Wie an einem Bahnübergang ertönte die elektronische Glocke und die Schranken senkten sich. Danach setzte sich die Brücke in Bewegung und fuhr als Ganzes nach oben. Nun war ich doch gespannt, welche Wasserfahrzeuge auf diesem Flüsschen, mit Namen Stör, welches etwas breiter ist als der Speyerbach, so umher fahren.
Zunächst kam ein Sportboot, so wie man sie auf dem Rhein des Öfteren sieht. Die Brücke blieb oben und ein erneutes Motorengeräusch kündigte das nächste Fahrzeug an. Es war ein Ponton mit einem Führerstand welcher sich am Bug des Pontons auf einer mit Segeltuch überspannten Veranda vor einem Wohnwagen der großen Hollandklasse befand. (Siehe Bilder)
Angetrieben wurde das Ganze mit einem unscheinbaren Außenborder etwas größer als eine Küchenmaschine aber sie kamen flussaufwärts mit Schrittgeschwindigkeit voran. Es war so gesehen wohl ein Hausboot Bausatz und ein clevere Idee um zu Campen und Flüsschenkreuzfahrten zu machen. Ohne die Umleitung hätte ich diese Erfahrung wohl eher nicht gemacht.
Noch leicht amüsiert fuhr ich weiter Richtung Elbe welche ich bei Dömnitz überquerte. Hier wurde ich wieder an das Thema innerdeutsche Grenze erinnert.
Der Verlauf der innerdeutschen Grenze folgte im wesentlichen dem Frontverlauf der Roten Armee bis zur Kapitulation und Kriegsende im Mai 1945. Die Elbe war wischen Damnatz bei Hitzacker und Schnackenburg sowie zwischen Bleckede und Lauenburg weiter nordwestlich, Teil dieses Frontverlaufs und somit auch Teil dieser Grenze.
Ich fuhr nun also wieder durch Niedersachsen, genauer gesagt durch die Niedersächsische Elbaue und das Wendland nach Lüchow um dann wieder erneut die unselige, ehemalige Grenze zu passieren.
An einigen Bundes und Landstraßen welche über die ehemalige Grenze führen stehen solche Schilder wie sie auf dem Bild zu sehen sind. Manchmal fährt man sogar an einem dieser Wachtürme vorbei. Insgesamt querte ich die Grenze 4 mal und an der letzten Querung, Niedersachsen-Sachsen Anhalt, befindet sich eine Gedenkstätte mit Wachturm und ein Stück belassener Todesstreifen, wie er entlang der Grenze zu sehen war. Das Grenzdenkmal Hessendamm befindet sich in der Gemarkung 38835 Aue-Fallstein an der B 79.
Vorbei an Feldern und Wäldern näherte ich mich allmählich dem Harz dessen Panorama nun voraus auftauchte. Wenn man von Norden Richtung Werningerode auf den Harz zufährt, sieht man ein beeindruckendes Panorama des östlichen Harzes welches mächtiger erscheint als unsere Haardt. Das mag wohl auch daran liegen, dass im ansteigenden Gelände noch Felder und Wiesen zu sehen sind, wo bei uns schon längst der Wald ist. Gerne hätte ich diesen Blick mit der Actioncam festgehalten aber die Batterie der Fernbedienung hatte wohl nicht mehr den Saft um die Kamera zu erreichen. Schade!
Durch Weringerode und Hasserode fuhr ich dann an den Fuße des Brocken zur letzten Ortschaft und Bahnstation vorm Brocken, nach Schierke in das dortige Hotel Villa Fichtenhof. Mein Tagesziel war somit erreicht.
In der nächsten Woche gibt es wieder ein Spezial über den Harz.

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Autor:

Horst Sven Becker aus Haßloch

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