Erinnerungen an die Schillerschule Haßloch
Aus dem Schultagebuch von Karl Meißner (Teil 3)
Von Markus Pacher
Haßloch. Der aus Glanbrücken bei Lauterecken stammende Lehrer Karl Meißner, Jahrgang 1904, berichtet in seinem Schultagebuch von seinen Haßlocher Jahren: Zwischen 1946 und 1949 unterrichtete er an der Schillerschule.
In loser Folge möchte das Wochenblatt heimatinteressierten Leserinnen und Lesern an den damaligen Erlebnissen und Erfahrungen von Lehrer Karl Meißner teilhaben lassen.
Als weitere Verstärkung des Lehrpersonals wird Kollege Ludwig Frank, wohnhaft in Neustadt, an unsere Schule beordert. Er ist zehn Jahre älter als ich, stammt als Gärtnersohn aus Speyer und war in Ludwigshafen zuletzt als Schulleiter tätig. Durch die Entnazifizierung verliert er das Amt und wird nur noch als Lehrer eingestellt. Was macht das schon? Jeder ist zunächst froh, dass er wieder seinen Beruf ausüben darf. Wir fahren nun zu dritt täglich in das Großdorf. Die Güterwagen sind inzwischen durch Personenzüge ersetzt; aber noch herrscht fürchterliches Gedränge in den Abteilen. Einer Anordnung der Militärregierung zufolge wird für den Sommer die doppelte Sommerzeit eingeführt. Das bedeutet, die Uhren müssen um zwei Stunden vorgerückt werden. Der Unterricht, der normalerweise auf dem Lande um 7 Uhr beginnt, fängt nun nach der alten Zeit gerechnet um 5 Uhr an. Ich muss, um rechtzeitig im Dienst zu sein, nachts um drei, wenn es stockdunkel ist, aufstehen. Allerdings, wenn die Zeiger mittags auf 12 weisen, ist es in Wirklichkeit erst 10. Jeder fühlt, dass dies ein kompletter Unsinn ist. Aber wer wagt es zu dieser Zeit 1946 und Anfang 1947 gegen solche Willkürmaßnahmen aufzutreten! Zum Lob der Kirche muss gesagt werden, dass sie dagegen protestiert. Im nächsten Jahr bleibt es dann bei der einfachen Sommerzeit. Das lässt sich vertreten; denn der Sinn der Aktion ist es ja, durch Ausnutzung des Tageslichts Energie zu sparen.
Nach Erreichen der Altersgrenze tritt Kollege Heimberger in den Ruhestand. Die Stelle des Schulleiters wird damit frei. Fräulein Ohler bewirbt sich und erhält sie aufgrund ihrer politisch weißen Weste. Das zierliche, kleine Persönchen wird damit zwar nicht Vorgesetzte der vielen Männer, aber nach dienstlichem Sprachgebrauch wird sie ihnen gegenüber weisungsberechtigt, soweit es die äußeren Belange der Schule betrifft. pac
Fortsetzung folgt
Autor:Markus Pacher aus Neustadt/Weinstraße |
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