Asylbewerber Armen Karapetyan gibt Nachhilfeunterricht in Mathe
Integration gemeinsam (er)lernen
Haßloch.Vor dreieinhalb Jahren ist Armen Karapetyan nach seiner Flucht aus Armenien mit seiner Familie in Haßloch gelandet und hat dort eine vorläufige Bleibe gefunden. Von Beruf ist er Mathematiker, verfügt sogar über den Doktortitel der führenden Universität der ehemaligen Sowjetunion, der staatlichen Moskauer Lomonosow-Universität.
Auch in Deutschland möchte Armen Karapetyan, der bereits an der Moskauer Universität doziert hat, mit seinen Kenntnissen eine Anstellung finden. Im Moment ist dies allerdings noch nicht möglich, da die Bearbeitung des Asylantrages von ihm und seiner Familie andauert und sie dementsprechend noch keine anerkannten Flüchtlinge sind. Integriert sind sie trotzdem.
Die beiden Kinder gehen in Haßloch zur Schule und besuchen in ihrer Freizeit die Musikschule. Beide haben sich gut in Haßloch eingelebt, sprechen hervorragend Deutsch. Seine Frau, die zeitweise Englisch unterrichtete, macht momentan eine Ausbildung zur Optikerin in Landau und hat dafür eine Ausbildungsduldung erhalten.
Auch Armen Karapetyan möchte nicht untätig sein und vermittelt daher sein Wissen in Form von Mathenachhilfeunterricht. Der Gemeinschaftspastor der Evangelischen Christusgemeinde Haßloch Karsten Schneider betonte im Gespräch mit dem Wochenblatt, dass ungeachtet der momentan noch ungeklärten Aufenthaltsperspektive bei der Familie Karapetyan die Integration in vollem Gange ist. „Bei einer Familie, in der alle schon gut deutsch sprechen, der Vater Doktor der Mathematik und die Mutter Englischlehrerin ist und die ganze Familie bereits tief mit
der deutschen Kultur verbunden
ist, kann man sagen, dass die Integration funktioniert“, sagt Karsten Schneider und zeigt sich
fest davon überzeugt, dass unsere Gesellschaft nur gewinnen kann, wenn Familie Karapetyan hier bleiben darf.
Den Nachhilfeunterricht bietet Armen Karapetyan freiwillig seit Anfang des Jahres an. Jeden Dienstag und Samstag vermittelt er Schülerinnen und Schülern unterschiedlichen Alters sein Wissen in der Mathematik. Der Nachhilfeunterricht ist kostenlos und richtet sich an Kinder und Schüler mit einem Flüchtlingshintergrund. Der Unterricht findet in einem Gruppenraum in der Gemeinschaftsunterkunft in der Gottlieb-Duttenhöfer-Straße statt.
In gemeinsamen Gesprächen zwischen Sozialdezernent Ralf Trösch und Armen Karapetyan war die Idee gereift, Nachhilfeunterricht anzubieten.
Auch die Frage nach den entsprechenden Räumlichkeiten war schnell geklärt, denn schließlich gäbe es in der Gemeinschaftsunterkunft in der Gottlieb-Duttenhöfer-Straße Sozial- und Aufenthaltsräume, die sich für solch ein Angebot wunderbar eignen würden, so Sozialdezernent Ralf Trösch. Der Kontakt zu den Schülerinnen und Schülern, die derzeit Nachhilfeunterricht nehmen, ist zum einen durch den Arbeitskreis Asyl zustande gekommen, aber auch durch entsprechende Aushänge an den Schulen.
Auch weitere Kinder können bei Interesse einfach mal unverbindlich mit ihren Eltern vorbeischauen. Der Nachhilfeunterricht findet dienstags zwischen 15 und 17 Uhr sowie samstags zwischen 10 und 12 Uhr in der Gottlieb-Duttenhöfer-Straße 77 statt. pac/ros
Autor:Markus Pacher aus Neustadt/Weinstraße |
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