Haßocher Förderverein
„Ruanda, Land der 1000 Hügel“

Haßloch. Eine „GrasWurzelPartnerschaft“ verbindet den Haßlocher Förderverein „Ruanda, Land der 1000 Hügel“ seit 2010 mit der ruandischen Ordensschwester Anastasie. Corona hat den Einsatz der Frauen im Landkreis und am afrikanischen Kivusee gleichermassen stark behindert. Lahmlegen konnte die Pandemie ihn aber nicht. Und in diesem Jahr wollen die Förderer von eigenverantwortlichem Tun im rheinland-pfälzischen Partnerland für dieses Projekt wieder verstärkt in die Öffentlichkeit und Offensive gehen.
Haßlocher Unterstützung für Schwester Anastasie vom Orden der „Soeurs de Sainte Marie de Namur“ gibt es schon seit1998 – damals von engagierten Frauen mit Uta Ihlenfeld an der Spitze. Im Jahr 2023 können also in Haßloch und Ruanda 25 Jahre des gemeinsamen Einsatzes für Selbsthilfe Revue passieren. Schwester Anastasie war in diesem Viertel Jahrhundert treibende Kraft und „sehr sehr zuverlässige Haßlocher Partnerin“ (Vorsitzende Carola Kreis-Raquet bei der jüngsten Mitgliederversammlung des Vereins) für vier Projekte: Kiruhura (Sekundarschule mit Internat), Ryenzi (Waisenhaus, Gesundheitszentrum), Ruhengery (Aidshilfe im Maison de la Misericorde) und schließlich Kibuje (Aidshilfe incl. Schule).
Gleichgültig wo Kinder malen: das Gras ist grün. Meistens ist das auch dann noch so, wenn die real existierende Hitze das Gras vertrocknen lässt und es bald gelb oder sogar braun wird. Aber wenn es wieder regnet, sprießt schnell neues Grün... Dieses Phänomen meint der Begriff „GrasWurzelPartnerschaften“. Auch wenn zeitweise scheinbar keine Aktivitäten erkennbar sind, der Zusammenhalt bleibt erhalten. In besonders schwierigen Zeiten - wie es eine weltweite Pandemie zweifellos ist – werden solche Zeichen besonders deutlich und führen zugleich vor Augen, dass sich auf gleichem Ackerland immer neue Pflanzen von Partnerschaft (weiter)entwickeln.
Noch bevor Corona zum alles bestimmenden Thema wurde, hatte Schwester Anastasie, die bis dahin vom Haßlocher Verein in ihren Aktivitäten für Aidskranke unterstützt wurde, 2019 von großer Trockenheit berichtet. Die Ernteausfälle, die daraus resultierten, würden unmittelbar in Versorgungsengpässe bei der Bevölkerung münden. Gesundheitliche Betreuung und Unterricht für insgesamt 42 aidskranke Kinder solle deshalb künftig in unterschiedlichen Schulen in den Hügeln erfolgen, berichtete sie 2020. Im Gesundheitszentrum in Kibuye würden sie sich aber weiterhin regelmäßig zu den notwendigen Behandlungen treffen. Anastasie: “Wir werden ihnen Schul-Uniformen, Hefte und die Krankenversicherung bezahlen und den schulischen Fortgang verfolgen.“ In der gleichen mail möchte die Ordensfrau „klarstellen, dass der Standort des Gesundheitszentrums immer noch der gleiche ist und die Versorgung der Aidskranken dort ohne jede staatliche Hilfen erfolgt.“ Sie selbst arbeite drei Mal in der Woche in der Einrichtung.
Im Sommer des gleichen Jahres schreibt Anastasie: “Das Leben mit dem Virus macht keinen Mut raus zu gehen; mit viel Vorsicht bewegen wir uns bis zum Gesundheitszentrum.“ Nur wenige Wochen später klingen die Beschreibungen dramatischer: “Die Covid-Zahlen steigen, was das Leben und Arbeiten schwierig macht.“ Die Informationen bezüglich des Termins für den Schulbeginn änderten sich täglich. Im Gesundheitszentrum würden fünf an Covid 19 Erkrankte behandelt. Die mittlerweile fast 70jährige Schwester Anastasie muss sich deshalb fernhalten. So viele Aktivitäten in der Ordensarbeit und im Land seien gelähmt, berichtet sie und auch die gesamte Wirtschaft sei wegen Corona „sehr schwach“.
Im September 2021 schreibt die Schwester: “Wir haben derzeit 454 Kranke von denen 151 sehr schwach sind und 30 junge Menschen in der Schule.“ Um die Kosten zu decken, würden zwischen 50 und 70 Euro im Monat gebraucht. „Mit dem Covid ist das Leben jedoch sehr instabil; man kann nichts langfristig planen; wir leben von Tag zu Tag,“ ist zu lesen. Die Schwester ergänzt, dass „wir Alten in unserer Ordensgemeinschaft“ wegen Omikron alle Aktivitäten in der Öffentlichkeit ruhen lassen müssen. Sie selbst schaue besonders auf die Fälle von Armut. Sie höre zu, berate und kümmere sich natürlich um die Krankenversicherung, sie betrage fünf Euro jährlich und sichere vor allem die Versorgung mit Medikamenten.
Anastasie: „Heute geht es selbst den eher besser Gestellten wegen Covid schlecht. Sie verstehen bestimmt,dass man sehr diskret sein und genau hinschauen muss, wenn man über Geld verfügt.“ Es gebe aber kein Problem, dass die Spendengelder bei ihr und den Mitschwestern ankommen. Der Buchhalter des Partnerschaftsbüros in der Hauptstadt melde sich bei ihr und berichte von neu eingegangenen Überweisungen. Vom Haßlocher Verein wird jede Spende über das Partnerschaftsbüro in Mainz auf den Weg ins ruandische Kigali gebracht. Unabhängig davon erhält Schwester Anastasie ein Schreiben der Vorsitzenden des Vereins „Ruanda, Land der 1000 Hügel“, Carola Kreis-Raquet, in dem die zu erwartende Summe angekündigt wird. Später benennt auch die Ordensfrau die erhaltene Summe und belegt ihre Verwendung.
In ihrer jüngsten mail fasst Schwester Anastasie die aktuelle Lage in Ruanda so zusammen: „Die Medien erklären uns, dass das wirtschaftliche Leben in unserer Welt schwierig ist und wir erleben das auch. Die Maßnahmen gegen Covid sind nicht mehr sehr ernsthaft. Unglücklicherweise hat der russische Krieg in der Ukraine alles schwerer gemacht. Derzeit ist das große Problem die Preissteigerung.“ Den Kranken und den Schülern, die der Orden mit Unterstützung von Ehrenamtlichen betreue, gehe es soweit gut. Möglicherweise könne man sich in den kommenden Tagen wiedersehen. Seit November 2019 konnten die Ordensfrauen sie nur einzeln betreuen (lassen). Eine Schwester kümmerte sich in diesem Zeitraum um die Apotheke, ein Herr machte Besuche und überwachte die Verabreichung der Medikamente, ein großes Mädchen, das selbst Aids habe, „hilft den anderen beizustehen.“
Auch beim Verein „Ruanda, Land der 1000 Hügel“ in Haßloch hat Corona die Aktivitäten lange Zeit gelähmt. „Aber wir sind trotzdem flüssig geblieben, konnten somit die Unterstützung unseres langjährigen Projekts im rheinland-pfälzischen Partnerland Ruanda aufrecht erhalten,“ berichtete die Vorsitzende Carola Kreis-Raquet bei der ersten Mitgliederversammlung des Fördervereins nach drei Jahren. Wie so mancher andere Verantwortliche hatte sie sich beim zuständigen Gericht für Vereinsangelegenheiten in Ludwigshafen bestätigen lassen, dass während der Pandemie Mitgliederversammlungen ausgesetzt werden könnten. Jetzt gab es erstmals wieder Berichte, Wahlen, Ideensammlungen für die künftige Arbeit von Angesicht zu Angesicht.
Mitgliedsbeiträge und vor allem verschiedene großzügige Spenden (Ökumenische Initiative als Trägerin des Weltladens in der Leo-Loeb-Straße und Privatpersonen) machten es möglich, dass regelmäßig so viel Geld geleistet werden konnte, dass die Versorgung der Aidskranken gewährleistet werden konnte. Die Versammlung in der Haßlocher „Waldmarie“ beschloss nun, dass
der Jahresbeitrag von mindestens 12 Euro weiter beibehalten werde. Raquet: „Jeder kann entscheiden, wieviel mehr er uns zukommen lassen kann und möchte.“
Der neue Vorstand bei „Ruanda, Land der 1000 Hügel“: Vorsitzende: Carola Kreis-Raquet, stellvertretende Vorsitzende: Karin Kaprolat (Kaiserslautern), Kasse: Michael Raquet, Schriftführerin: Heidi Schanz; Beisitzende: Gudrun Götz, Uta Ihlenfeld, Carmen Letzelter (Neustadt an der Weinstraße), Ruth Schulte, Wolfgang Schulte. Rechnungsprüfer: Thomas Götz und Manfred Letzelter.
IBAN DE51 5479 0000 0001 1652 16. cd/ps

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Autor:

Christiane Diehl aus Neustadt/Weinstraße

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