Atelierbesuch Gabriele Köbler
Sagenhafte Skulpturenwelten
Von Markus Pacher
Haßloch.Ihre Kunstwerke sind nicht zu übersehen. Zur Zeit sitzt eine ihrer lebensgroßen Figuren im Foyer des Haßlocher Rathauses und wartet geduldig auf ihren endgültigen Standort im Kulturviereck. Markus Pacher sprach mit der Haßlocher Künstlerin Gabriele Köbler über ihren Weg zur Kunst und die Faszination, die der menschliche Körper auf sie ausübt.
??? Frau Köbler, Ihr Hauptsujet sind Figuren und Gesichter. Was fasziniert Sie so an der menschlichen Gestalt?
Gabriele Köbler: Mein starkes Interesse für die menschliche Gestalt und die Befindlichkeiten, die dahinter stehen, hat sich wohl während meiner Zeit an der Freien Kunstschule Villa Wieser in Herxheim entwickelt. Dort durfte ich unter anderem mit Akt-Modellen arbeiten. Ein schwieriges Thema. Aber ich habe schnell gemerkt, dass mir das gut von der Hand geht. Nach einer Zeit des Herantastens spürte ich, dass ich immer mehr Ausdruck in die Gesichter bekomme und dieser durch das Bemalen, sprich durch den sensiblen Umgang mit Farbnuancen, zusätzlich verstärkt werden kann. Damals entwickelte ich auch meine Vorliebe zu langen schlanken Gestalten, stilisierten Kopfplastiken und Damen, die geheimnisvoll wirken.
??? Erzählen Sie uns etwas über den Schaffensprozess beim Erstellen einer Beton-Plastik.
Gabriele Köbler: Zuerst wird die Figur aus Ton modelliert. Dabei muss der Ton immer feucht gehalten werden. Danach wird eine Gipsform angefertigt. Schließlich wird die Gipsform entfernt, das Tonmodell dabei zerstört. Das daraus entstandene „Negativ“ wird gereinigt, mit Trennöl eingeschmiert und dann von innen mit Zement, Quarzsand, Feinbeton und Armierung beschichtet. All das hat man mir in Herxheim beigebracht.
??? Sie haben sich erst relativ spät für den beruflichen Weg als freischaffende Künstlerin entschieden. Wie kam es dazu?
Gabriele Köbler: Mit 16 entdeckte ich mein Interesse für die Kunst und absolvierte an der Volkshochschule einen Zeichenkurs. Die Darstellung einer ausgedrückten faltigen Zahnpastatube mit Bleistift zum Beispiel hat mich sehr inspiriert. Dann begann ich zu aquarellieren. Mit 18 Jahren besuchte ich mit Interrail große Kunstzentren und ihre Galerien. Da wusste ich, dass mich das Thema nicht mehr los lassen wird. Und da war noch mein Vater, dem ich beim „Häusle bauen“ helfen durfte. Vielleicht kommt daher meine Liebe zum Mörtel. Allerdings konnte ich mir in jungen Jahren nicht vorstellen, mit der Kunst Geld zu verdienen. So entschied ich mich für Plan B und absolvierte eine Ausbildung als Krankenschwester. Später diente mir die Kunst als zweites Standbein, bis sie schließlich zum Hauptberuf würde.
??? Stichwort „zarte Frauenhände“: Erfordert das Arbeiten mit Beton und lebensgroßen Figuren nicht unglaublich viel Körperkraft?
Gabriele Köbler: Die längste Zeit, das Modellieren mit Ton, ist nicht anstrengend. Da schmerzt höchstens mal das Daumengelenk. Körperlich anstrengend ist vor allem das Anrühren und Herumtragen des Mörtels. Seit meinem vierten Hexenschuss betreibe ich konsequent Sport, gehe joggen und schwimmen, mache gezieltes Rückentraining. Seither bin ich beschwerdefrei. Und da gibt es ja noch meinen Mann, der mir beim Transport von lebensgroßen Figuren hilfreich zur Seite steht.
??? Woher holen Sie sich ihre Inspirationen?
Gabriele Köbler: Eine meiner Kopfplastiken basiert zum Beispiel auf ein Titelfoto von einem Espresso-Magazin in Gestalt einer Frau mit Kette. Oder die Malerin Frieda Kahlo, die stolze Mexikanerin mit der Blume im Haar. Manche meiner Figuren begegne ich persönlich, wie die Sängerin Deborah Lee, die ich bei einem Konzert kennenlernte und die sich im schwangeren Zustand spontan als Modell zur Verfügung stellte. Meine lebensgroßen Figuren werden zunächst ausgiebig fotografiert und vermessen. Einige meiner stilisierten Kopfplastiken stammen von historischen Gemälden.
??? Wie reagiert das Publikum auf Ihre Kunstwerke?
Gabriele Köbler: Gerade meine lebensgroßen Figuren, die ich gerne mit ungewöhnlichen Utensilien ausstatte, üben offensichtlich eine große Wirkung auf den Betrachter aus. Von Anfang an war das Publikum sehr an meiner Kunst interessiert - meine Figuren sind ein gutes Thema für Gärten. Hervorragend angenommen wurde auch ein Workshop, das ich bei den Frauenkulturtagen in Haßloch durchführen durfte.
Frau Köbler, ich danke Ihnen für das Gespräch und freue mich auf ein Wiedersehen bei der Aktion „Kunst in den Altstadthöfen“ am 1. Juni in Neustadt.
Vita Gabriele Köbler
Geboren 1963 in Ludwigshafen, aufgewachsen in Haßloch. Berufstätigkeit 1985 bis 1995 in Heidelberg im Gesundheitswesen. 1995: Umzug in die Pfalz. Familienphase. 2000 bis 2006: Künstlerische Ausbildung an der Kunstschule Villa Wieser in Herxheim in den Fächern Freie Bildhauerei, Bildhauerei nach Modell, Objektkunst und Malerei. Seit 2004 Tätigkeit als freischaffende Künstlerin zunächst mit dem Schwerpunkt Gartenplastik. Seitdem Ausstellungen in Galerien und öffentlichen Räumen.
Gabriele Köbler wurde 2018 mit dem Herrenhof-Kunstpreis ausgezeichnet und ist Mitglied der „Pfälzischen Sezession“.
Autor:Markus Pacher aus Neustadt/Weinstraße |
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