Windkraft im Pfälzerwald
Initiative Pro Pfälzerwald bezweifelt Nutzen
Hauenstein/Kuhardt. Der Verein „Initiative Pro Pfälzerwald“ (Kuhardt, Kreis Germersheim) wendet sich gegen die Errichtung von Windkraftanlagen im Pfälzerwald und bezweifelt die Umweltverträglichkeit sowie den Nutzen dieser Art von Stromerzeugung grundsätzlich. Angesichts der gegenwärtigen Diskussion in der Verbandsgemeinde Hauenstein (Südwestpfalz), ob auf dem dort gelegenen Langerkopf einige Windräder errichtet werden sollen, bezieht die 1. Vorsitzende Dr. Cornelia Hegele-Raih in einer Mitteilung an den Verfasser Stellung.
Diskussion um Windkraftanlagen in VG Hauenstein eigentlich gegenstandslos
Die Diskussion um Windkraftanlagen in der VG Hauenstein sei „eigentlich gegenstandslos“ nachdem „das MAB-Komitee klar gemacht hat, dass alle bewaldeten Gebiete im Biosphärenreservat von der Windkraftnutzung ausgeschlossen werden sollen, auch die Entwicklungs- und Pflegezonen“, betont Cornelia Hegele-Raih. Das habe sie dem Gemeinderat auch mitgeteilt. Es sei unter Schutz gestellt als größtes zusammenhängendes Waldgebiet Europas von höchster ökologischer Wertigkeit. „Da eigentlich der allergrößte Teil des Biosphärenreservats bewaldet ist, hat die Landesregierung zum Glück gleich das ganze Biosphärenreservat zum Ausschlussgebiet erklärt und so wurde das dann auch in der Biosphärenreservatsverordnung festgehalten.“ Außerdem verhindere die Radarstation drei Kilometer unterhalb des Langerkopfs das Vorhaben, denn „im Umkreis von sieben Kilometern um solchen Radarstationen dürfen keine Windräder gebaut werden.“
Nach wie vor sprächen gegen die Errichtung von Windrädern auf dem Langerkopf bekannte Gründe wie Natur- und Artenschutz sowie der Erhalt des Landschaftsbildes. Auch die Umweltschäden durch Transport und Errichtung von Windrädern würden die Befürworter außer Acht lassen, ebenso eine spätere Beseitigung der Anlagen.
Windkraft schafft kein zuverlässiges Stromangebot
Von Befürwortern werde behauptet, dieser Art der Energiegewinnung würde 96 Prozent des lokalen Strombedarfs decken, schildert Cornelia Hegele-Raih zum Grundsätzlichen. „Von wem stammt diese Zahl? Von den Windparkbetreibern selbst? Wie soll das gehen bei einer durchschnittlichen Auslastung von maximal 30 Prozent im Norden?“ stellt sie dem entgegen und verweist auf eine interaktive Darstellung der Neuen Zürcher Zeitung (Zürich, CH). In windschwachen Gebieten werde achtmal weniger Strom produziert als im Norden, wie die „Weibull-Verteilung“ zeige. Die Auslastung von Windrädern könne exakt für jedes einzelne Windrad über die Netzbetreiber nachvollzogen werden, lässt sie wissen und empfiehlt ergänzend gelegentlich darauf zu schauen wie oft sich die Windräder drehen.
„Die Windkraft schafft kein zuverlässiges Stromangebot, nicht mal ansatzweise, und sie erzeugt hohe Verluste, die eben nur durch hohe Subventionen auszugleichen sind. Hierbei geraten die Menschen und auch die Volkswirtschaft insgesamt aber sehr bald an ihre Grenzen. Da hilft es auch nicht, die hypothetisch hohen Kosten des Klimawandels gegenzurechnen. Irgendwo muss das Geld herkommen und endlos drucken können wir es auch nicht mehr“, lautet das Fazit der Vorsitzenden des Vereins „Initiative Pro Pfälzerwald“ zur Wirtschaftlichkeit. Dabei sei bisher noch nicht mal das Thema Speicher einbezogen worden.
Pfälzerwald windschwach
Im Verbandsgemeinderat Hauenstein würden Unterstützer von Windkraftanlagen auf dem Langerkopf wahrheitswidrig behaupten, sie könnten den Strombedarf ihrer Gemeinde mit vier Windrädern decken. Dies gälte auch für die neuen sogenannten „Schwachwindräder“. „Bilanziell vielleicht, aber tatsächlich nicht mal ansatzweise“, ist die Vorsitzende der Initiative überzeugt. „Die Auslastung von Windrädern in der Rheinebene, wo der Wind etwas stärker weht, liegt unter 2.000 Stunden Vollast pro Jahr (von 8.670 Std/J), ermittelt nach Zufallsprinzip. Der Pfälzerwald ist laut Windatlas eine der windschwächsten Gegenden in Rheinland-Pfalz.“ Ferner seien dort aufgrund der Gegebenheiten die materiellen Kosten deutlich höher gegenüber anderen Standorten, unter anderem weil längere Leitungen erforderlich wären und Straßen verbreitert werden müssten.
Erhoffte Erträge für Kommunen oft unrealistisch
„Einer der Vorteile von Windrädern könnten finanzielle Einnahmen für die mittlerweile ja häufig leider sehr klammen Kommunen sein“, anerkennt Cornelia Hegele-Raih. Diese Hoffnung hätten viele gehegt als das Thema 2011 für den Pfälzerwald zum ersten Mal auf den Tisch gekommen sei. Tatsächlich zeigten Beispiele wie Windparks im Hunsrück sowie die „Donnersbergpleite“ gegenteiliges. Das Ziel der 2014 gegründeten Anstalt öffentlichen Rechts „Energiekonzepte Donnersberg“ habe sich nicht erfüllt. Dort sehe es derzeit nach Millionenverlusten aus, obwohl Ertrags- und Windgutachten von anerkannten Sachverständigen vorgelegen hätten. „Mit dem Wissen von heute würde ich die Entscheidung von damals nicht mehr treffen“, habe der frühere Landrat Winfried Werner (Donnersbergkreis, Nordpfälzer Bergland) zugestanden.
Auch die Betriebsgesellschaft des Windparks Offenbach an der Queich II (bei Landau) mache inzwischen Verluste in Millionenhöhe, wie die im Bundesanzeiger pflichtgemäß veröffentlichten Bilanzberichte auswiesen. Auswirkungen auf die Strompreise der Energie Südpfalz und der Stadtwerke Annweiler seien zu befürchten. Drohende Verlustzuweisungen an die Stadt Annweiler beziehungsweise deren Werke könnten zur Insolvenz von Annweiler führen, fürchtet Cornelia Hegele-Raih. Eine Fehlinvestition der Verbandsgemeinde (VG) Hauenstein würde gegebenenfalls deren Bürgerschaft „sehr teuer bezahlen müssen“.
Cornelia Hegele-Raih führt eine Reihe weiterer Windkraftanlagen auf, die deutlich weniger als die vorhergesagten Strommengen erbringen würden. Es handele sich um ein deutschlandweites Problem. Ein Beitrag der „taz“ (Berlin) komme zur Einschätzung „die Prognosen stimmen häufig nicht“. Wo sich Windräder drehen seien außerdem erhebliche Verluste durch gesunkene Immobilienpreise zu befürchten, habe das RWI – Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung (Essen) ermittelt.
Sonnenstrom nutzen statt Natur zerstören
„Die Verbandsgemeinde Hauenstein wirbt mit ‚unberührter‘ Natur in ihren Tourismusprospekten“, fügt Cornelia Hegele-Raih abschließend an und empfiehlt: „Bevor sie vor diesem Hintergrund weiter das Veto des MAB-Komitees hintertreibt und die Zerstörung des ‚Naturerbe Biosphärenreservat Pfälzerwald‘ propagiert, sollte Hauenstein die Frage beantworten, wie viele Dächer der Gemeinde sind mit PV (Photovoltaik) bestückt, aufgegliedert nach öffentlichen und privaten sowie gewerblichen Gebäuden und wievielt Speicherkapazität zur Verfügung steht.“
Stichwort „Langerkopf“
Der Langerkopf (610 m ü. NN) ist Teil des bewaldeten Höhenzuges Mosisberg und liegt auf Gemarkung des Weilers Hofstätten, der als Exklave zur Gemeinde Wilgartswiesen (VG Hauenstein) gehört. Auf dieser Hochebene befand sich ein Stützpunkt der U.S. Air Force, später der NATO, zur Luftraumbeobachtung. Die Gebäude und Funktürme sind größtenteils abgeräumt. Das Gelände gilt als kontaminiert.
Stichwort „MAB-Komitee“
Das UNESCO-Programm MAB (Man and the Biosphere Programme / Der Mensch und die Biosphäre) sorgt weltweit für die Erforschung und Weiterentwicklung der wichtigsten Ökosysteme, darunter das Biosphärenreservat Pfälzerwald/Nordvogesen. Das deutsche MAB-Nationalkomitee wird gebildet von derzeit 13 Experten aus allen für MAB einschlägigen Fachbereichen. Es wird vom Bundesumweltminister berufen und ein Vertreter dieses Ministeriums hat den Vorsitz.
Autor:Werner G. Stähle aus Hauenstein |
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