Schuhmuseum Hauenstein präsentiert Sonderausstellung „Stiletto Dialoge“
Hauenstein (Südwestpfalz). Im Deutschen Schuhmuseum Hauenstein wurde gestern Abend die Sonderausstellung „Stiletto Dialoge“ eröffnet, die bis zum 31. Oktober 2024 besucht werden kann. Das Künstlerpaar Ingrid Sturm und Paul-Albert Wagemann setzt die namengebenden Damenschuhe mit sehr hohem und dünnem „Bleistiftabsatz“ kombiniert mit figürlichen Objekten und Drapierung in Szene, als Skulptur sowie in Fotografie und abstrahierendem Gemälde. Es sei keine Schuhausstellung, betonte Paul-Albert Wagemann, Schöpfer der Werke.
„Der Stiletto ist in den 1970-er Jahren aufgekommen, informierte Carl-August Seibel, Vorsitzender des Stiftungsvorstandes des Museums und Schuhfabrikant, bei seinem Eröffnungsvortrag. Vorher seien die Absätze niedriger gewesen. Diese elegante Fußbekleidung sei ein stilprägendes Element der Mode geworden und werde es wahrscheinlich bleiben, wenn auch in den letzten Jahren der Trend zum sportlichen Schuh gehe. Vor allem in Frankreich und den USA seien die auch „High-Heels“ genannten durch Verzierungen, bis hin zu Edelstein-Applikationen, zum Kunstwerk geworden. „Wir freuen uns über die Reaktivierung“, sagte er, dem Künstlerpaar zunickend. Die Sonderausstellung sei mit viel Eigenleistung aufgebaut worden. „Dank an unsere Damen, die sich für nichts zu schade sind und an Günter Schneider, meinen Stellvertreter.“
Die musikalische Umrahmung sowie Intermezzi übernahm Flötistin Heike Bodesohn-Walter begleitet von Christoph Schuster am E-Piano. Nach einhelligen spontanen Äußerungen aus der Besucherschaft auf höchster Stufe.
„Das Stiletto-Projekt experimentiert mit figürlichen Objekten in Kombination mit High Heels sowie deren fotografischer Interpretation und Darbietung im Kunst-Raum. Es versteht sich als ein Spiel mit Strukturen und Farben, mit androgynen Elementen und Formen zwischen den Polaritäten Eros und Thanatos“, heißt es im Begleitmaterial. Die eingesetzten Stöckelschuhe hätten Größe 41 mit 14 Zentimeter Absatzhöhe und seien unterschiedlichen Ländern gekauft worden, erzählte Skulpteur Wagemann, der die Objekte kreierte. In Potsdam sei er einmal gefragt worden, ob er sie nicht anprobieren wolle, unterbrach lachend Ingrid Sturm, die seine Werke fotografisch in Szene setzt. An der spanischen Costa Brava sei er vom Surrealismus inspiriert worden sowie außerdem ein Stück weit von der Pop-Art, blickte der Künstler in seiner Einführung zurück. Die dortigen bizarren Formen am Meer hätten ihn veranlasst erste Figuren aus Strandgut zu kombinieren. Der „Stein des Anstoßes“ sei ein kopfförmiger Brocken aus den Pyrenäen gewesen, in dem „eine hybride Gestalt von Affe und Frühmensch angelegt war“, geschaffen von der Natur. Abformungen dieses Findlings habe er dann unterschiedlich drapiert, mit den Stilettos, später auch Federn und Hörnern. In Ablichtungen habe man dann die Objekte mit unterschiedlichen Hintergründen, beispielsweise einer Nähmaschine, zu Bildern gefügt, schilderte Ingrid Sturm den weiteren Werdegang.
Nach Ausstellungen in Galerien sei eine erste Gesamtschau der Objekte 2021 im UNESCO-Welterbe Fagus-Werk in Alfeld (Leine) gezeigt worden. Danach habe man den Gedanken gehabt, in Pirmasens auszustellen. Dort habe es sich lange verzögert weil die Stadt auf Zusagen der UNESCO hoffte. Vom Deutschen Ledermuseum in Offenbach am Main habe man dann den entscheidenden Tipp bekommen. Von Hauenstein sei man „positiv überrascht“. Es gäbe hier eine erstaunliche Infrastruktur mit dem Museum, der Schuhmeile (Einkaufzentrum für Schuhe und Sport) und Geschäften. „Ist ja klar, wenn Sie sagen, die in Pirmasens kommen nicht in die Pötte, dass wir in die Bresche springen“, kommentierte verschmitzt Carl-August Seibel.
Autor:Werner G. Stähle aus Hauenstein |
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