Sonderausstellung im Terra-Sigillata-Museum Rheinzabern
Der „Küchenfund“ von Rheinzabern
Rheinzabern. Im Winter 1881/82 wurde der Boden Rheinzaberns im Gewanne „Vierundzwanzig Morgen“ wieder einmal nach Altertümern durchwühlt. Man ging diesmal systematisch vor: Nachdem eine Fläche abgedeckt wurde, sondierte man den Boden mit einem Drahtspieß. Dies führte dann zu weiteren Grabungen, bei denen man offensichtlich einen römischen Keller geriet. Dort stieß man auf die Reste einer Holzkiste, von der nur die bronzenen Winkelbänder und ein auf einer Blechplatte befestigter Henkel erhalten waren. In der Kiste befanden sich ineinander geschichtet elf Bronzegefäße, zwei Eisenroste und ein eiserner Dreifuß.
Bei den Fundstücken aus der Kiste handelt es sich um einen Versteckfund, der nach der Zerstörung des Hauses um die Mitte des 3. Jahrhunderts n. Chr. aus irgendeinem Grund nicht mehr geborgen wurde. In der Fachliteratur ging der Hort als „Küchenfund“ ein, da er zum Teil aus Küchengeräten besteht: Dreifuß, Eisenroste, Kessel, vielleicht auch Kelle und Sieb. Die restlichen Gefäße (auch die Glasgefäße) gehören jedoch zum Trinkgeschirr (die Ausgußbecken mit Halbdeckel, die Kanne mit verziertem Griff, Eimer, Glasflaschen und Terra Sigillata-Tassen) beziehungsweise zum Tafelservice (das Becken mit gewellter Wandung, Terra- Sigillata- und Glasteller). Das älteste Stück des Hortes ist ein Messingbecken mit gewellter Wandung, das an eine Kuchenform erinnert.
Die Ausgußbecken und der Eimer mit Standfuß sind, wie fast alle Exemplare dieser Form, ebenfalls aus Messing und wurden zu Beginn des 3. Jahrhunderts n. Chr. im mittelrheinischen Gebiet hergestellt. Die Becken erfüllten den Zweck eines Mischgefäßes, in dem das Getränk mit Gewürzen angesetzt wurde. Danach entleerte man sie durch den vom Halbdeckel bedeckten Ausguß in einen anderen Behälter. Ein Siebchen, welches kurz vor dem Ausguß angebracht war, filterte die Rückstände heraus. Diese Gefäße von etwas eigenartiger Form waren innen, die darüber liegenden Halbdeckel sogar beidseitig verzinnt.
Gepunzte oder eingeritzte Verzierungen – in diesem Fall mit tierischen und pflanzlichen Motiven (zwei Hunde, die Hirsch und Hindin jagen) aber auch geometrische Ornamente, die dem Geschmack der provinzialrömischen Bevölkerung entsprachen, belegen, dass der Platz dieser Gefäße nicht in der Küche, sondern an der Tafel war.Die Sonderausstellung kann im Terra-Sigillata-Museum Rheinzabern während der Öffnungszeiten besichtigt werden. Auf Wunsch einer Gruppe kann auch eine Führung zur Sonderausstellung organisiert werden. ps
Kontakt:
Telefonisch unter 07272 955893, per E-Mail an info@terra-sigillata-museum.de oder online unter www.terra-sigillata-museum.de
Autor:Laura Seezer aus Mannheim |
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