Nachtwächter-Tour durch Jockgrim
Hüter der Nacht
Jockgrim. Der Nachtwächter sorgte für Sicherheit und Ordnung, schloss das Stadttor, rief die Zeit aus und achtete darauf, dass kein Feuer ausbricht. Der Nachtwächter hatte bis ins 19. Jahrhundert eine wichtige Aufgabe. Er war der Ordnungshüter in der nächtlichen Stadt. In Jockgrim ist er noch heute im Hinterstädtel unterwegs, um Interessierten die Geschichte der Stadt zu erklären.
„Hört ihr Leut´ und lasst euch sagen, uns´re Glock hat neun geschlagen“, ruft Uwe Reich aus, der in Jockgrim Nachtwächter-Führungen anbietet. Die übliche Ausrüstung des Nachtwächters war ein Horn, das er zur vollen Stunde blies. Die Laterne gehört ebenfalls zur Ausstattung und, um sich gegen „lichtscheues Gesindel“ erwähren zu können, eine Hellebarde, ein zwischen 1,5 und zwei Meter langer Holzstab mit einer kurzen und einer langen Klinge sowie einer Spitze aus Eisen, wie sie vom 14. bis 16. Jahrhundert im Krieg das Fußvolk als Waffe trug und die Schweizer Garde im Vatikan noch heute trägt.
Ab neun Uhr abends waren die Nachtwächter in der Stadt unterwegs und zwar immer zu zweit. In Jockgrim wurden die Nachtwächter zu ihrem Dienst zwangsverpflichtet, berichtet Reich. Man konnte sich auch vom Dienst freikaufen. Mit diesen Einnahmen wurde der Nachtwächter bezahlt. Anderorts wurde das Amt versteigert – der günstigste bekam den Zuschlag.
Die Nachtwächter achteten darauf, dass die Tore der Stadt ordentlich verschlossen sind. „Und wer nicht rechtzeitig zurück in der Stadt ist, bekommt Torschlusspanik“, erklärt Reich den Ursprung des Begriffs. Jockgrim allerdings hatte statt Toren Zugbrücken. Bis zur Flussbegradigung floss ein Nebenarm des Rheins nämlich vor den Toren der Stadt. Der Torberg oder „Dörleberg“ führt hinauf zur Stadtmauer, die aus dem 15 Jahrhundert stammt. Sie ist teilweise noch gut erhalten.
Das Hinterstädtel mit den vielen Fachwerkhäusern versprüht mittelalterlichen Charme, obschon die Häuser allesamt jüngeren Datums sind. Sie sind auf der alten Stadtmauer errichtet. Früher trennte ein Weg Mauer und Wohnbebauung. Im Vorderstädtel steht noch das prächtige Zehnthaus, wo die Abgaben der Bauern gelagert und verwaltet wurden, und das seit 1977 als Kunst- und Kulturzentrum genutzt wird. Von der Burg, die später zum Schloss ausgebaut wurde, sind nur noch die Kellergewölbe erhalten. Dort wurde die alte Schule errichtet. rk
Jockgrim
Bereits die Römer siedelten in der Zeit zwischen dem ersten und fünften Jahrhundert in dem Gebiet bis sie von den Franken vertrieben wurden und den Ort Schweinheim gründeten. Um das Jahr 1192 benennt Kaiser Heinrich VI. den Ort mit dem Bergnamen Jochgrimm aus dem "Eggenliet", ein mittelalterliches Heldenlied und macht es zu einem staufischen „Königsdorf“. Mitte des 14. Jahrhunderts errichtet Bischof Gerhard die Stadtmauer und erhebt es zu einem „Stettlin“, eine Stufe zwischen Dorf und Stadt. Als „oppidum Jochgrim“ wird es 1366 in einer Urkunde Kaiser Karl IV. erstmals erwähnt. Vom 15. bis ins 20. Jahrhundert ist der Ort ein Zentrum für die Ziegelherstellung. rk
Autor:Dehäm Magazin aus Ludwigshafen | |
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