Keine Gefahr für Mensch und Umwelt
Altlasten der Vergangenheit - illegale Mülldeponie verunreinigt heute Wasser in der VG Jockgrim
Jockgrim/Rheinzabern. Giftige Altlasten aus den 1970er Jahren machen der Verbandsgemeinde Jockgrim derzeit zu schaffen. Man kann sie weder sehen noch riechen - und dennoch sind sie gravierend und auch ein wenig besorgniserregend. Zwischen den Orten Jockgrim und Rheinzabern liegt westlich der L540 die ehemalige Giftmülldeponie Teeuwen. Heute ein idyllisches Waldstück, war sie wenige Jahre Anfang der 1970er-Jahre in Betrieb, bevor sie wegen illegaler Giftmüllablagerung geschlossen und später in den 70ern einige Jahre als Hausmülldeponie genutzt wurde.
Fast in Vergessenheit geraten, kam die Deponie dank neuer EU-Gesetzgebung 2017 wieder auf die Schreibtische der Verantwortlichen. 2019 gab es eine Begehung auf dem Gelände, an dessen Existenz sich selbst Menschen vor Ort kaum mehr erinnerten. Bei weiteren Untersuchungen wurde rund um das Gelände ein Austritt von Schadstoffen festgestellt. Man recherchierte in alten Akten und Presseberichten und kam einem Giftmüllskandal von damals auf die Spur. Eine Gefahr für Umwelt und Menschen besteht nach aktueller Sachlage nicht - auch das Trinkwasser sei nicht gefährdet, da die Verunreinigungen sich in Oberflächennähe befinden, versichern die verantwortlichen Behörden. Aber die Fakten sind spärlich und so muss man im hier und jetzt arbeiten, um herauszufinden, wie groß die Verunreinigung genau ist und was von ihr zu befürchten steht.
Fachbüro testet und überprüft Wasser rund um die ehemalige Deponie
Man weiß zum Beispiel, dass Anfang der 1970er-Jahre verbotenerweise Fässer mit hochgiftigen cyanidhaltigen Härtesalzen dort gelagert wurden. die für massive Verunreinigungen gesorgt haben. Um das ganze Ausmaß der Altlasten zu erforschen, hat die Kreisverwaltung Germersheim ein Fachbüro damit beauftragt, ein genaueres Bild über die tatsächliche Situation und eine Gefährdungseinschätzung zu gewinnen. Aber auch die Erkenntnisse der Fachleute halten sich in Grenzen: Zum Teil fehlen Unterlagen oder wurden in den 1970er Jahren bewusst manipuliert, so dass man sich auf die Werte verlassen muss, die Messungen heute ergeben. Daher wurden rund um die ehemalige Deponie nun weitere Messstellen angelegt, um ein umfassendes Schadensbild zu bekommen - hat man dieses, will man einen Plan für das weitere Vorgehen erstellen.
Was man bisher weiß: Grenzwerte für verschiedene Schadstoffe wie Benzol und LHKW werden überschritten bei aktuellen Messungen überschritten, die Schadstofffahnen erstrecken sich über rund 400 Meter (Benzol) und ca. 2.200 Meter (LHKW) in östliche Richtung, mit einer Konzentration direkt an der Deponie und einem nachweisbaren Abbau Richtung Osten. Die nächsten Trinkwassergewinnungsgebiete Jockgrim und Kuhardt liegen glücklicherweise weit genug von der alten Deponie entfernt, sind von Verunreinigungen nicht betroffen, zumal das Trinkwasser aus rund 100 Metern Bodentiefe kommt, die Verunreinigungen näher an der Oberfläche liegen und durch wasserundurchlässige Tonschichten abgetrennt sind.
Nichtsdestotrotz soll der östliche Grundwasserabfluss der Deponie nun engmaschig beprobt und überwacht werden, um weitere Auswirkungen zu verhindern und ein genaues Schadensbild zu bekommen. Denn viele der Altlasten lassen sich mangels historischer Dokumente heute nicht mehr exakt rekonstruieren, daher sind weitere mögliche Verunreinigungen schwer vorherzusagen.
Streit über die Kosten
Man halte das Problem für nachschauenswert aber nicht dramatisch", sagt Manfred Schanzenbecher von der SGD Süd, die den Fall gemeinsam mit dem Landkreis Germersheim bearbeitet - und sich mit eben diesem gleichzeitig über die Kostenübernahme vor Gericht streitet. "Wir sind uns insoweit einig, dass man das im Auge behalten muss, und das tun wir auch", sagt Landrat Dr. Fritz Brechtel. "Über den Rest entscheiden nun die Gerichte, dafür sind sie ja da."
Bürgerinformation
Am 12. Dezember soll im Bürgerhaus Jockgrim (ab 19 Uhr) eine Veranstaltung stattfinden, bei der die Einwohner über die Thematik informiert werden sollen und fragen stellen können. Davon erhofft man sich auch Kontakt zu Zeitzeugen, die Lichts ins Dunkel der Deponiegeschichte bringen können.
Autor:Heike Schwitalla aus Germersheim | |
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