Musikverein "Seerose" feiert 90-jähriges Bestehen der Musikkapelle
Großes Festwochenende in Neupotz
Neupotz. Die Musikkapelle des Musikvereins „Seerose“ Neupotz kann in diesem Jahr auf ihr 90-jähriges Bestehen zurückblicken. Vom 10. bis 13. Mai wird dieses Jubiläum an der Grillhütte beim Neupotzer Sportplatz gebührend gefeiert.
Der Ursprung geht zurück auf das Jahr 1928. Bei der Gründung der „Deutschen Jugendkraft“, die eigentlich eine Turn- und Sportbewegung war, erkannten die führenden Männer die Notwenigkeit einer Musikkapelle. Ein Fest ohne Musik war auch damals schon nur eine halbe Sache. So beschloss man 1928 mit der Gründung der DJK, gleichzeitig eine Musikkapelle ins Leben zu rufen. Die Hauptinitiative ging vom damaligen Ortsgeistlichen Pfarrer Franz Gruber aus. Im Juni 1928 hatte man 24 Musiker zusammen, wovon jedoch, wie man in den damaligen Aufzeichnungen lesen kann, 9 Männer „infolge schwer von Begriff“ wieder ausscheiden mussten. Der 1. Vorsitzende der DJK war gleichzeitig Vorsitzender der Musikkapelle. Einmal wöchentlich war Probe, wobei jeder Aktive 50 Pfennig Übungsgebühr bezahlen musste. Der erste Dirigent war August Franck aus Rülzheim. Die Firma Meyer aus Landau stellte Instrumente leihweise zur Verfügung. Bedingung war, dass diese nach Ablauf einer gewissen Probezeit auch dort gekauft werden. Im Januar 1929 stand der Kauf an. Der Betrag von 1800 Reichsmark musste aufgebracht werden. Die Hälfte davon sollte als Anzahlung sofort erfolgen. Eine Haussammlung in Neupotz brachte 438 Reichsmark. Der Cäcilienverein gab ein Darlehen von 300 Reichsmark zu 7 Prozent Zinsen. Den Rest brachten die Musiker selbst auf. Am Fronleichnamsfest 1929 hatte die Kapelle ihren ersten öffentlichen Auftritt. Morgens spielte sie bei der Prozession und am Nachmittag gab sie ein „wohlgelungenes“ Konzert im Garten des Gasthauses „Zum Adler“. Die Kapelle beteiligte sich von da an regelmäßig am kulturellen Leben in Neupotz. Ab 1931 wurden auch auswärtige Feste besucht. Den ersten Wettbewerb bestritt das noch junge Orchester im Juni 1931 in Landau. Unter sieben „meist älteren“ Kapellen wurde der zweite Preis erspielt. Im April 1933 wurde die DJK in Folge der nationalen Erhebung in einen „Einheits- Turn- und Sportverein“ umgestaltet. Die Musiker sollten künftig als SA-Kapelle auftreten. Da sie sich weigerten dies zu tun, wurden ihre Instrumente beschlagnahmt. Diese wurden erst zurückgegeben, als die Aktiven sich bereit erklärten, bei jeder nationalen Veranstaltung kostenlos zu spielen.
Zweite Weltkrieg stellt Zäsur dar
Ab 1940 erlischt in Folge des Zweiten Weltkriegs jegliche musikalische Tätigkeit. Die damals noch aktiven Musiker versteckten die vorhandenen Instrumente und retteten sie somit über die Kriegswirren hinweg. Für den Wiederanfang nach dem Krieg stehen die Namen Jakob Friedrich Gehrlein, Max Hugo Gehrlein, Franz Josef Gehrlein und Pfarrer Nikolaus Angermaier. Sie waren es, die sich ab 1948 wieder um die Musik in Neupotz verdient machten. Obwohl kein Verein bestand, bemühten sie sich, eine Musikkapelle aufzubauen. Sie ließen die alten Instrumente auf eigenen Kosten reparieren, warben junge Musiker an und bildeten sie aus. Die Kapelle wuchs in den folgenden Jahren stetig und verbesserte sich auch musikalisch zusehends. Das Orchester war inzwischen auf 20 Mann angewachsen und Freunde und Gönner regten die Gründung eines Vereins an. Diese erfolgte im Dezember1952. Erster Vorsitzender war Franz Josef Schindler. Pfarrer Nikolaus Angermaier war zweiter Vorsitzender, Schriftführer und Dirigent in einer Person. 1959 wurde August Franck wieder Dirigent und unter seiner Führung war es unter anderem zweimal möglich, bei Rundfunkaufnahmen mitzuwirken. Bis heute waren es neun weitere Dirigenten, die im Laufe der Jahre bei der „Seerose“ aktiv waren. Seit September 2014 ist Josef Prechtl der musikalische Leiter. Eine Weiterentwicklung war immer unverkennbar und mit dem derzeitigen Leistungsstand ist der Musikverein „Seerose“ aus der südpfälzischen Blasmusikszene nicht mehr wegzudenken. Das Repertoire umfasst die ganze Bandbreite der Blasmusik. Es wird sowohl die volkstümliche- als auch die originale- und die konzertante Musikrichtung gepflegt. Auf dem Jahresprogramm stehen jeweils das Vatertagsfest als Musikwerbeveranstaltung sowie ein anspruchsvolles Konzert.
Festwochenende mit Rocknacht und Bunter Abend
Großereignis in diesem Jahr ist nun das Fest zum 90-jährigen Bestehen der Musikkapelle. Zahlreiche befreundete Kapellen, darunter auch die Musikfreunde aus Kissendorf in Bayern und der Musikzug Alt Duvenstedt in Schleswig Holstein sowie die regional bestens bekannte Rock-Band „Insanity“ werden über die vier Festtage ihr Publikum musikalisch unterhalten. Ein weiterer Höhepunkt wird sicher der Sonntagabend werden, wenn die örtlichen Vereine dem Musikverein die Ehre erweisen und gemeinsam einen Bunten Abend gestalten. Das genaue Programm gibt es beim Musikverein Seerose. (eh)
Donnerstag, 10.05.2018
11:45 Uhr – 14:15 Uhr
Musikverein „Eintracht“ Kissendorf (Gastkapelle 1)
14:15 Uhr – 15:30 Uhr
Musikverein Jockgrim
15:30 Uhr – 17:00 Uhr
Musikverein „Lyra“ Rheinzabern
17:00 Uhr – 17:30 Uhr
Kirchenchor „St. Bartholomäus“
17:30 Uhr – 18:00 Uhr
Gesangverein „Frohsinn“ (Männerchor)
18:00 Uhr – 20:00 Uhr
Musikverein „Harmonie“ Maximiliansau
Freitag, 11.05.2018
Ab 19:00 Uhr
„Seerosenparty“ mit Insanity
Samstag, 12.05.2018
18:00 Uhr – 19:30 Uhr
Musikverein Scheibenhardt
19:30 Uhr – 21:30 Uhr
Musikzug Alt Duvenstedt (Gastkapelle 2)
21:30 Uhr – 23:00 Uhr
Musikverein Ottersheim e.V.
Sonntag, 13.05.2018
10:30 Uhr – 11:30 Uhr
Festgottesdienst
11:45 Uhr – 13:15 Uhr
Kultuskapelle Hayna
13:15 Uhr – 15:00 Uhr
Musikverein 1896 Zeutern (Gastkapelle 3)
15:00 Uhr – 16:30 Uhr
Jugendkapelle / Flötenkinder
17:30 Uhr – 22:00 Uhr
Heimatabend mit den Neupotzer Vereinen
Autor:Wochenblatt Archiv aus Germersheim |
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