Sicher geglaubten Sieg hergeschenkt
Dansenberg muss sich mit Remis gegen Saarlouis begnügen

Das saarländische Abwehrbollwerk steht. Hier versucht es Luca Munzinger. | Foto: TuS 04 KL-Dansenberg
  • Das saarländische Abwehrbollwerk steht. Hier versucht es Luca Munzinger.
  • Foto: TuS 04 KL-Dansenberg
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Ob die Punkteteilung beim 21:21 (11:7) zwischen dem TuS 04 Kaiserslautern-Dansenberg und der HG Saarlouis gerecht war oder nicht, mag vom jeweiligen Standpunkt abhängig sein. Sie war nach dem Spielverlauf aber definitiv unerwartet, denn 20 Sekunden vor Spielende war der TuS bei 21:20-Führung nach einem Time-out in Ballbesitz und hatte alle Trümpfe in der Hand. Doch nach einem Fauxpas des Franzosen Loic Laurent, der sich einen folgenschweren Fehlpass leistete, schaltete die HGS blitzschnell und setzte zum finalen Konter an. Und tatsächlich vollendete Lars Walz zum nicht mehr für möglich gehaltenen Ausgleich. Der Jubel auf Seiten der Grün-weißen und ihrer zahlreich mitgereisten Fans kannte keine Grenzen, während beim TuS sich dieses Unentschieden wie eine Niederlage anfühlte.

Schon lange vor Spielbeginn schallten die Schlachtgesänge durch die Layenberger Sporthalle in Dansenberg. Beide Fanlager sollten sich wie die Mannschaften auf dem Spielfeld ein Duell auf Augenhöhe liefern. Und beim Einlauf der Mannschaften dann der erste optische Höhepunkt. Tolle Choreographien bildeten einen würdigen Rahmen für das Pfalz-Saar-Duell in der mit 550 Zuschauern restlos ausverkauften Halle. Auch die beiden Mannschaften legten los wie die Feuerwehr. Luca Munzinger traf noch in der ersten Spielminute mit einem satten Rückraumwurf zum 1:0 für den TuS. Leicht hätte die Führung höher ausfallen können, wenn in der Anfangsphase Loic Laurent vom Siebenmeterpunkt nicht nur den Pfosten getroffen und Christopher Seitz einen Tempogegenstoß versenkt hätte. So blieb es bis zum 3:2 (7.) bei einer knappen TuS-Führung. Doch schon zu diesem frühen Zeitpunkt war klar, dass es eine Abwehrschlacht werden würde, in der auch die Torhüter eine entscheidende Rolle spielen sollten. Mit einem 4:1-Lauf innerhalb von nur drei Minuten nutzten die Gäste die Angriffsschwäche des TuS zur 4:6-Führung (10.) aus. Dann dauerte es geschlagene fünf Minuten bis der nächste Treffer fiel. Jan Claussen verkürzte auf 5:6 (15.) und leitete mit diesem Treffer einen 5:0-Lauf ein. Im Mittelpunkt stand jetzt insbesondere TuS-Keeper Kevin Klier, der im Verbund mit seinen Vorderleuten wieder einmal sein Tor vernagelte. Der HGS gelang bis zum Seitenwechsel nur noch ein Torerfolg zum zwischenzeitlichen 9:7 (23.). Auch wenn der Halbzeitstand von 11:7 rein optisch sehr komfortabel aussah, wäre bei besserer Chancenverwertung ein deutlich höherer Vorsprung möglich gewesen. Doch auch im HGS-Tor stand mit Patrick Schulz ein absoluter Klassemann zwischen den Pfosten, der seinem Gegenüber nur wenig nachstand und sein Team im Spiel hielt.

Auch nach der Pause schenkten sich beide Mannschaften nichts. Nach dem 13:8 (33.) durch Luca Munzinger, setzten die Saarländer, angetrieben von ihren lautstarken Fans, zur Aufholjagd an. Der TuS biss sich an der nun noch aggressiver verteidigenden HGS-Abwehr die Zähne aus, agierte aber auch zu ungeduldig und einfallslos. Auf der anderen Seite trafen die Gäste jetzt auch über den Rückraum und setzten mit ihrem schnellem Umschaltspiel nach Ballgewinn immer wieder Nadelstiche. Schon nach neun Minuten im zweiten Durchgang hatten sie genauso viele Tore erzielt wie in der gesamten ersten Hälfte, Zwischen stand 14:14 (39.). TuS-Coach Marco Sliwa nahm die Auszeit, um seine Jungs wieder in die Spur zu bringen. Doch zunächst erzielte Toms Lielais die erste Gästeführung seit der 10. Spielminute, 14:15 (42.). Jetzt war es ein offener Schlagabtausch, doch Tore blieben weiterhin Mangelware. Mit einem Doppelschlag durch Laurent und Bösing legte der TuS wieder vor (16:15, 46.), die HGS glich postwendend aus und dieses Szenario sollte sich bis in die dramatische Schlussphase fortsetzen. In den letzten 150 Sekunden überschlugen sich die Ereignisse. Beim Stand von 20:20 (58.) pariert Kevin Klier einen von Quentin Abadie geworfenen Siebenmeter, im Gegenzug trifft Loic Laurent aus schwieriger Position zum 21:20 (59.). Der TuS-Fanblock ist förmlich am Explodieren und auch die restlichen Zuschauer hält es nicht mehr auf ihren Sitzen. Nur zehn Sekunden später wird die Euphorie jäh durch die 3. Zeitstrafe gegen Christopher Seitz unterbrochen. Der TuS nun für die restlichen 70 Sekunden in Unterzahl. Doch die HGS agiert nervös. Gedankenschnell fängt Alex Schulze einen Querpass ab und zieht alleine Richtung gegnerisches Tor, doch seinen Dreher entschärft Gästekeeper Patrick Schulz und verhindert die endgültige Entscheidung. Noch 40 Sekunden und der nächste Angriffsversuch der HGS. Jetzt spielen sie es besser. Rechtsaußen Philipp Leist kommt frei zum Wurf, doch Teufelskerl Klier pariert auch diesen Wurf. Ballbesitz TuS und als noch 20 Sekunden auf der Hallenuhr sind, bittet Marco Sliwa zur letzten Auszeit. In der Halle versteht man jetzt sein eigenes Wort nicht mehr, die TuS-Fans sind oben auf und siegessicher. Was soll da jetzt noch passieren? Anpfiff, Laurent schnappt sich den Ball, prellt durch die offene Deckung der HGS, passt nach außen, doch der Ball findet nicht seinen Mitspieler sondern die Hände seines Landsmanns Quentin Abadie auf Seiten der HG Saarlouis. Der passt zu Lars Walz und zum Entsetzen aller Anhänger des TuS Dansenberg landet der Ball wenige Sekunden vor der Sirene im TuS-Tor. Ausgleich! Unfassbar! Das Spiel ist aus. Grün-weiß feiert und Schwarz-weiß kann es nicht glauben.

Ein Herzschlag-Finale wie man es nur im Handballsport erleben kann. Beide Trainer sprachen im anschließenden Trainergespräch unisono von Werbung für den Handball, sahen aber auch die Schwachstellen bei ihren Teams. HGS-Coach Philipp Kessler war mit den 15 Minuten vor der Pause überhaupt nicht zufrieden, während Marco Sliwa auf der einen Seite die unverhältnismäßig vielen Fehlversuche der gesamten Mannschaft bemängelte, nahm er sie andererseits aber auch in Schutz. „Wir trainieren seit Wochen zum Teil nur mit sieben oder acht Mann. Verletzungen, Krankheit oder berufsbedingte Abwesenheit machen einen geregelten Trainingsbetrieb fast unmöglich. Umso mehr bin ich stolz auf meine Spieler mit welcher Mentalität und Willensstärke sie jeden Samstag Vollgas geben. Dass dabei Fehler passieren ist nur allzu menschlich“. Und angesprochen auf den bisherigen Saisonverlauf ergänzt er: „Wir sind absolut im Soll. Punkte haben wir nur gegen die Spitzenteams liegen lassen und das zum Teil auch sehr unglücklich“. Jetzt steht ein spielfreies Wochenende an, d. h. Zeit um zu regenerieren und Kraft zu tanken für den Jahresendspurt.

TuS 04 KL-Dansenberg
Kevin Klier und Markus Seitz (im Tor), Steffen Kiefer, Theodoros Megalooikonomou, Christopher Seitz, Marc-Robin Eisel (4/2), Alexander Schulze (3), Luca Munzinger (3), Jan Claussen (4), Sebastian Bösing (3), Loic Laurent (3), Fabian Serwinski (1), Robin von Lauppert. – Trainer: Marco Sliwa.

HG Saarlouis
Patrick Schulz und Darius Jonczyk (im Tor), Philipp Leist (2), Peter Walz (2), Toms Lielais (2), Dominik Rifel (1), Josip Grbavac, Niclas Louis (4), Gilles Thierry, Quentin Abadie (2/1), Pascal Noll, Ivan Kucharik (3), Lars Walz (5). – Trainer: Philipp Kessler.

Schiedsrichter: Andre Geiss/Marco Kretzler (Rhein-Neckar Löwen)
Zuschauer: 550
Siebenmeter: 2/4 : 1/2
Zeitstrafen: 6 : 2
Rote Karte: C. Seitz (59., 3. Zeitstrafe)
Der Spielfilm: 3:2, 4:6, 9:6, 11:7 (Halbzeit), 13:8, 14:15, 18:17, 21:20, 21:21 (Ende)

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Autor:

Michael Holstein aus Kaiserslautern-Süd

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